Ölpreis gefährdet Regenwald: Ghanaer vergrillen ihre Bäume
Weil die Kosten für Öl steigen, kaufen die Menschen in Ghana immer häufiger Holzkohle. Den Preis zahlt nicht nur die Umwelt.
Ende 2016 hat die Regierung die staatlichen Subventionen für Flüssiggas, das in den Privathaushalten weit verbreitet ist, auslaufen lassen. Ebenso für andere Ölprodukte. Inzwischen hat die National Petroleum Authority den Preis für einen 14,5-Kilo-Flüssiggaskanister von 65 auf 100 ghanaische Cedi erhöht, umgerechnet von 14 auf etwa 22 Euro.
Dabei hatte es gute Gründe für die Bezuschussung von Flüssiggas gegeben, die in den 1980er Jahren eingeführt worden war: Wegen unkontrollierter Nutzung waren die Waldflächen zusammengeschrumpft. Billigeres alternatives Brennmaterial sollte die Ghanaer von Feuerholz und Holzkohle wegbringen, um die letzten Ressourcen zu schonen.
Nun fürchtet Bankexperte Kojo Yeboah, dass die Leute wieder zum Holz zurückkehren. „Wenn du 500 Cedi im Monat verdienst und davon 100 für einen einzigen Gaskanister ausgibst, bleiben noch 400 für alles andere“, rechnet er vor. Das reiche nicht – zumal die Inflationsraten in Ghana zweistellig sind.
Jedes Jahr verliert Ghana 22.000 Hektar Wald
Umweltschützer warnen, dass über 3 Millionen Menschen in Ghana direkt auf die Wälder angewiesen sind, um zu überleben. Sie verlören ihre Existenz, wenn nun wieder abgeholzt werde. Unter den Bäumen leben indigene Völker, die sich mit Nahrung, Brennholz, Kleidung, Baumaterialien, natürlicher Medizin und Trinkwasser aus der Umwelt versorgen. Und der Forstsektor trägt rund 5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Rund 40 Prozent der Fläche Ghanas, etwa 9,2 Millionen Hektar, sind von Bäumen bedeckt. Schon 1992 schätzte allerdings die UN-Agrarorganisation FAO, dass nur 1,5 Millionen Hektar davon Urwald sind. Zudem sind viele Flächen zerstückelt. Und jedes Jahr verliert Ghana weitere 22.000 Hektar Wald.
Mary Issahaka
Den Menschen, die von der Herstellung von Holzkohle leben, bedeuten solche Zahlen nichts. „Holzkohle hat es mir möglich gemacht, meine fünf Kinder zur Universität zu schicken“, erklärt eine Verkäuferin aus Accra. Gesetze, die seltene Baumarten schützen sollen, ignoriere man dann: „In unserem Geschäft beachten wir diese Gesetze nicht.“
Die Regierung plant Gegenmaßnahmen
Neben der Abholzung setzen auch Bergbauunternehmen, die Gold, Bauxit, Mangan oder Diamanten abbauen, dem Wald zu. Fernstraßen werden auch durch Naturschutzgebiete gebaut. Dass die verschiedenen Regierungen das über Jahre toleriert haben, hat das Problem verschärft – und den Respekt vor dem Gesetz verringert.
Die Regierung will nun die Anlage von Holzplantagen vorantreiben, um die Nachfrage nach Holzkohle zu befriedigen. Der geltende Nationale Energieplan sieht vor, die Forstplantagenfläche von derzeit 750.000 bis 2030 auf 6,5 Millionen Hektar zu erhöhen. Um den Holzbedarf zu reduzieren und das generelle Energieproblem zu lösen, will sie gleichzeitig Energiesparmaßnahmen unterstützen und energieeffiziente Kochstellen fördern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken