: Öl bedroht Dover
Kritik vom WWF nach der Havarie im Ärmelkanal: Große Frachter sollen bei Orkanen im Hafen bleiben
BERLIN taz ■ Die Havarie des Containerfrachters „MSC Napoli“ bedroht eine der schönsten Küsten Großbritanniens. Das Schiff war in der vergangenen Woche im Sturm „Kyrill“ im Ärmelkanal in Seenot geraten. Nach gescheiterten Schleppversuchen, bei denen der Frachter auseinanderzubrechen drohte, wurde er vor der Küste von Devon auf Grund gelegt. Bisher sind 200 Tonnen Öl ausgelaufen und haben einen etwa acht Kilometer langen Ölteppich verursacht. Die Treibstofftanks enthalten weitere 3.500 Tonnen giftiges Schweröl und Diesel.
Die Klippen von Devon zählen zum Weltnaturerbe der Unesco. Die Seevögel der Region, darunter Trottellummen und Trauerenten, werden durch das Öl bedroht. Verölte Vögel wurden bereits aufgefunden. Zudem sind mindestens zwei Container mit giftigen Chemikalien über Bord gegangen. Die britischen Behörden begannen heute mit Versuchen, das Öl abzupumpen.
Der WWF kritisiert, dass die von Frachtern ausgehenden Risiken vernachlässigt werden. „Große Containerschiffe haben heute mehr Treibstoff in Form von Öl an Bord, als früher kleine Tanker als Ladung mitführten“, erläutert Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros. Mit der Größe wachse das Risiko. Viele Containerschiffe seien inzwischen so groß, dass sie bei Manövrierunfähigkeit im Sturm selbst durch Notschlepper kaum noch zu bergen seien.
Bei den Stürmen der letzten Wochen kam es in Europa zu zahlreichen Schiffsunfällen: An der Westküste Norwegens beispielsweise zerbrach der Frachter „Server“, mehrere hundert Tonnen Öl bedrohen nun die Vogelwelt vor Ort. „Wir fragen uns, warum Schiffe selbst bei gefährlichen Orkanen auslaufen und so Besatzung, Bevölkerung und die Natur gefährden, anstatt im Hafen auf Entwarnung zu warten“, so Rösner. MN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen