Ökoschweine unabhängig vom Export: Biopreis trotz Schweinepest stabil
Konventionelle Tiere werden wegen der Exportverbote zu Hundefutter verarbeitet. Bioschweine nicht.
Wie schon vor dem Fund eines mit der Seuche infizierten Wildschweins in Brandenburg erhielten Ökobauern pro Kilogramm Schlachtgewicht etwa 3,70 Euro, sagte Diana Schaack, Analystin bei der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft, der taz. Der Preis für konventionelles Fleisch war vergangene Woche um fast 14 Prozent auf 1,27 Euro eingebrochen.
Ein Problem für die Biohalter könnten aber Auflagen in der Nähe des Ausbruchs der Seuche werden, warnte Landwirt Rülfing. Möglicherweise dürfen die Tiere dann nicht mehr draußen gehalten werden, was die Ökoverordnung aber vorschreibt.
Im Jahr 2019 wurden laut Analystin Schaack 162.000 Biomastschweine in Deutschland gehalten. Das entspreche rund 1 Prozent des gesamten Bestandes. Für ein Ökoschweinesteak zahlten die Verbraucher:Innen ungefähr doppelt so viel wie für ein konventionelles.
Anders als bei Bio ging im ersten Halbjahr etwa die Hälfte der gesamten deutschen Schweinefleischproduktion ins Ausland, vor allem nach China, das nach einer taz-Schätzung rund 10 Prozent abnimmt. Jetzt mussten die Exporte in die meisten Nicht-EU-Länder vorübergehend ausgesetzt werden, da Deutschland nicht mehr als frei von der Seuche gilt.
Bauernverband kritisiert Fleischindustrie
Der Verband der Fleischwirtschaft fordert deshalb von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich bei der chinesischen Regierung dafür einzusetzen, „dass China den Import aus nicht betroffenen Regionen in Deutschland wieder freigeben“ solle. Auf die 200 Mitgliedsunternehmen des Verbands entfallen etwa 90 Prozent aller Schlachtungen in Deutschland und nahezu der gesamte Export.
Trotz der Ausfuhrverbote werden die Schweine geschlachtet. Aber die Teile, die China vor allem kauft, würden nun häufiger als sonst als Heimtiernahrung oder anderweitig außerhalb des Lebensmittelsektors verwendet, ergänzte der Verband. „Die Exportbeschränkungen führen in erster Linie zu einem Preisverfall, weniger zu einem Rückstau in den Ställen“, sagte der Generalsekretär des Bauernverbands, Bernhard Krüsken, der taz. Die Fleischvermarkter würden überreagieren und ihre Marge auf Kosten der Bauern ausdehnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt