Ökonomische Reserven Norwegens: Pensionfonds klebt am Öl

Es hakt noch beim Umbau des staatlichen Pensionfonds in Norwegen: Das Öl- und Erdgasportfolio ist zu groß. Nur in Sachen Kohle geht es voran.

Ein Arbeiter und ein riesiges Kohle-Schaufelrad

Kleiner Mensch, große Kohle? Ach was Foto: dpa

STOCKHOLM taz | Viel Lob von Umweltschutzorganisationen hatte es gegeben, als vor zwei Jahren alle norwegischen Parteien sich darauf geeinigt hatten, „Statens pensjonsfond“ – den landläufig auch „Ölfonds“ genannten staatlichen Pen­sions­fonds – anzuweisen, sich ganz aus Investitionen in die Kohlewirtschaft zurückzuziehen.

Man sei auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen, teilte der Fondsvorsitzende Yngve Slyngstad in dieser Woche bei der Präsentation der Jahresbilanz des mit einem Vermögen von rund 850 Milliarden Euro zweitgrößten Staatsfonds der Welt mit. 2016 habe man 59 Firmen auf die schwarze Liste gesetzt und damit „die meisten erfasst“, die den vom Parlament vorgegebenen Ausschlusskriterien entsprächen.

Zwar wäre zu wünschen, dass das Kohle-Divestment schneller umgesetzt würde, meint Greenpeace, aber insgesamt könnte man zufrieden sein. Könnte. Denn während der Fonds, der früher Anteile an Gesellschaften hielt, die für 23 Prozent der weltweiten Kohleförderung standen, dabei ist, sich aus der Kohle zurückzuziehen, stockte er seine Investitionen in den übrigen Fossilsektor auf.

Laut Berechnungen der Umweltorganisation „Framtiden i våre hender“ (FIVH) flossen umgerechnet über 5,6 Milliarden Euro zusätzlich in sein Öl- und Erdgasportfolio. Namentlich in Aktien von Konzernen wie Shell, Exxon und Chevron.

„Das geht gar nicht“, kritisiert der FIVH-Vorsitzende Christoffer Klyve: „Ein klarer Verstoß gegen die Klimavorgaben des Storting.“ Er fordert, die Politik müsse die Investionskriterien für den Fossilsektor präzisieren. Bei Greenpeace sieht man das ähnlich. Offenbar sei beim Fonds nach wie vor kurzsichtiges Profitdenken vorherrschend, meint Energieexperte Martin Norman: „Mit langfristigen Perspektiven hat das nichts zu tun.“

Energieexperte Martin Norman

„Mit langfristigen Perspektiven hat das nichts zu tun“

Tatsächlich nutzt die Fondsverwaltung diverse Schlupflöcher. Trennen soll sich der Ölfonds nur von den Investitionen, die „in besonderem Masse schädlich für das Klima“ sind. Wozu „im Prinzip“ die Beteiligung an Firmen zählt, die mehr als 30 Prozent ihrer Einkünfte mit Kohle generieren.

Höchste Zeit, das zu ändern, sagt Nina Jensen, Generalsekretärin von WWF Norwegen. Sie fordert, dem Fonds einen Mechanismus zu verordnen, über den der fossilen Energiewirtschaft entzogene Milliarden direkt in Investitionen für Erneuerbare-Energie-Produktion fließen. 2016 waren die Anteile des Fonds an Wind- und Solarkraftunternehmen gesunken.

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