Ökonomische Folgen des Klimawandels: Hitze macht unproduktiv
Der Klimawandel beeinflusst auch die Konjunktur. Eine Allianz-Studie zeigt, wie sich die derzeitige Hitzewelle auf die Arbeitsproduktivität auswirkt.
Hohe Temperaturen schaden nicht nur Menschen und Umwelt, sie können auch auf die Konjunktur drücken. Allein die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität sind immens, wie eine Studie der Allianz zeigt. Erste Berechnung deuteten darauf hin, „dass die jüngste Hitzewelle in den Vereinigten Staaten, Südeuropa und China im Jahr 2023 0,6 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts gekostet haben könnte“, schreiben die Ökonom*innen des Versicherungskonzerns in der Studie.
Der Klimawandel werde die Häufigkeit und Intensität extremer Hitze erhöhen und Hitzewellen, Dürren und Waldbrände zur „neuen Normalität“ machen, heißt es darin. „Solche Ereignisse haben nicht nur Auswirkungen auf Menschen und Wildtiere, sondern auch auf die Volkswirtschaften.“ Neben Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien bezog die Allianz die USA und China in die Auswertung mit ein.
Dabei hat sich der Versicherungskonzern auf die Berechnung der Auswirkungen der Hitzewelle auf die Arbeitsproduktivität konzentriert. In die Studie flossen also zum Beispiel weder die Auswirkungen der Hitzewelle auf die Landwirtschaft noch Folgen der Waldbrände in Griechenland ein.
„Ist es heißer als 32 Grad, wird man wesentlich unproduktiver“, erläutert Allianz-Volkswirtin Jasmin Gröschl. Ein Tag mit solchen extremen Temperaturen entspreche mit seinen volkswirtschaftlichen Auswirkungen einem halben Streiktag.
Mehr Hitzetage, mehr Schaden
Folglich steigen die ökonomischen Schäden mit der Anzahl der Hitzetage. Spanien etwa verzeichnete mit 37 Tagen zwischen dem 1. Mai und 4. August, an denen 32 Grad oder mehr gemessen wurden, die meisten extrem heißen Tage in Europa. Gleichzeitig war der Schaden mit 1 Prozentpunkt der Wirtschaftsleistung im europäischen Vergleich am größten.
In Griechenland wurden 35 solcher extrem heißen Tage gemessen, die Auswirkungen lagen bei 0,9 Prozentpunkten. Italien bewegte sich mit 19 Hitzetagen und einem halben Prozentpunkt quasi im Mittelfeld. Frankreich kam mit zwei Hitzetagen und einem Minus von 0,1 Prozentpunkten relativ glimpflich davon. In den USA lagen die Auswirkungen bei 0,3 Prozentpunkten, in China bei 1,3.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen