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Ökonomen fordern einen digitalen EuroEurocoin soll gegen Bitcoin antreten

Die Europäische Union brauche eine eigene Kryptowährung, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Das fordern Ökonomen.

„Es ruckelt im System“: Eurocoin soll gegen Bitcoin antreten Foto: imago/Michael Weber

Eurocoin gegen Bitcoin – das empfiehlt Ökonom Gustav Horn. Der gewerkschaftsnahe Direktor des Instituts für Makroökonomie (IMK) fordert die Europäische Zentralbank auf, „die Einführung eines digitalen Euro konzeptionell vorzubereiten“. Eine stabile Währung sei ein öffentliches Gut, so Horn. Die EZB müsse deshalb ihre „geldpolitische Hoheit auf den digitalen Bereich ausdehnen“.

Die Kryptowährungen werden immer wichtiger: Im neuen IMK-Finanzmarkt-Stabilitätsreport 2018 beziffern die Forscher*innen das weltweite Kapital, das in Bitcoin und andere Kryptowährungen investiert sei, auf 830 Milliarden Dollar (670 Milliarden Euro). Das sei „nicht mehr weit entfernt“ vom Kreditvolumen im Markt minderwertiger Anlagen, die 2007 die globale Finanzkrise auslösten. Außerdem hält IMK-Ökonomin Silke Tober die starken Schwankungen der Kryptowährungen für hochgefährlich.

Nachdem der Bitcoin vor einem Jahr knapp 1.000 Euro gekostet hatte, stieg er bis Dezember 2017 auf fast 17.000 Euro. Am Mittwoch war er nur noch rund 6.800 Euro wert. Im Vergleich dazu ist der Euro quasi hart wie Beton. Die Einführung von offiziellen Eurocoins könnte deshalb dazu dienen, der gefährlichen Krytospekulation das Wasser abzugraben.

Das IMK sieht Risiken durch höhere Zinsen

Insgesamt betrachtet das IMK die aktuellen Risiken für die weltweite Finanzstabilität als „niedrig“. Aber „es ruckelt im System“, so Horn. „Unsere größte Sorge ist die Sorglosigkeit.“ Unter den Problemen, die die Forscher*innen identifizieren, steht die „Deregulierung“ in den USA ganz oben. Präsident Donald Trump und sein Finanzminister Steven Mnuchin heben gegenwärtig Regeln auf, die nach der Finanzkrise eingeführt wurden, um die Märkte stabiler zu machen. So sollen Banken bald wieder verstärkt Eigenhandel, also risikoreiche Spekulation, betreiben dürfen.

Für Deutschland sieht das IMK Risiken durch höhere Zinsen. Dies betrifft unter anderem die Finanzierung von Immobilien. Der Analyse zufolge geben die Banken zunehmend Kredite mit über zehnjähriger Laufzeit und niedrigen Zinsen aus. Wenn die Zentralbank-Zinsen dagegen in den kommenden Jahren steigen, könnte das zu Finanzierungsproblemen bei den Geldinstituten führen, fürchtet das IMK.

Handlungsbedarf besteht demnach beim Handel mit Wertpapierderivaten. Das globale Volumen der zugrunde liegenden Werte „ist 2017 auf mehr als 500 Billionen US-Dollar“ (400 Billionen Euro) gestiegen – mehr als das Fünffache der weltweiten Wirtschaftsleistung. Diese Geschäfte müssten besser reguliert werden, sonst entstehe die nächste Spekulationsblase, argumentiert das IMK.

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5 Kommentare

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  • Es gibt schon Krypto-Euros. Allerdings besteht das Problem bei jeder nicht frei handelbaren sondern an eine Fiatwährung gebunde Kryptowährung, dass man dieser Bindung vertrauen muss. Es gibt eine Art Zentralbank, die diese Garantie abgibt und die Menge der verfügbaren Coins entsprechend reguliert. Daher sind diese an Fiatwährungen gebundenen Kryptowährungen auch nicht besonders vertrauenswürdig. Wenn diese Rolle von einer Zentralbank übernommen würde, wäre dies anders. Dann wird die Politik aber gleich auch KYC und Sanktionsmanagement mit einbauen wollen. Das geschieht dann in Form einer zentralen Clearingstelle. Mit der zentralen Clearingstelle kann man sich dann aber auch die dezentrale Blockchain gleich ganz sparen und einfach ein gewöhnliches Bankkonto führen. Das ist der Grund, warum für die meisten Länder eine Kryptowährung keinen Sinn macht. Ausnahmen sind Länder, die unter einem externen Sanktionsregime leiden wie z.B. Venezuela. Dies kann mit einer Kryptowährung zumindest zum Teil umgangen werden.

    Bevor also Herr Horn sich zu Kryptowährungen äußert, sollte er sich erst einmal informieren. Das hebt in der Regel die Qualität des Beitrags zur Diskussion.

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Hinzu kommt, dass die Blockchain nicht auf Massen-Zahlungsverkehr ausgelegt ist. Daran kann man herumoptimieren, aber effektiv wird das nicht.

       

      Man könnte das auch über die Zentralbank ganz ohne Blockchain realisieren, was Schweden offenbar vorhat. In der Konsequenz bekommt jeder Bürger ein Konto bei der Zentralbank. Nachteil für die Geschäftsbanken: man braucht sie nicht mehr.

  • Bei allem Respekt für Herrn Horn, aber das ist schlicht Unsinn.

    Bitcoin hat zwei Arten von Nutzern: die, die von einer Währung träumen, die nicht durch Zentralbanken kontrolliert werden kann.

    Und die, die spekulieren und schnell Gewinne machen wollen.

     

    Eine zentral eingeführte Kryptowährung, die nur kleine Kursschwankungen aufweist, geht insofern völlig an der Zielgruppe vorbei.

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @BigRed:

      Sehe ich genauso.

       

      Der "gewerkschaftsnahe Direktor des Instituts für Makroökonomie" liess schon Schlimmes ahnen; aber der restliche Artikel wirft mehr durcheinander, als man sich vorstellen kann.

       

      Erst mal geht's gar nicht um eine Kryptowährung, sondern offenbar um eine digitale Version "Eurocoin" des Euros (die es schon Jahrzehnten gibt).

      Nächstens ist man besorgt um das riesige Volumen von Investitionen in Kryptowährungen (das neue Junkbond-Segment). Das soll die EZB wohl mit ihrer eigenen Digitalwährung abschöpfen - warum? Was macht denn die EZB, wenn dieser Markt anschließend in die Binsen geht? Soll die öffentliche Hand dann die Verluste der Investoren übernehmen?

       

      Nächstens sorgen sich die Gewerkschaften um die Banken: diese würden bei der Kreditvergabe auf niedrige Zinsen spekulieren (ist das so?). Sollte dies schiefgehen, müsste der Staat sie dann retten. Die Antwort: da muss die EZB halt die Zinsen tief halten, damit die Spekulation auch klappt.

       

      Geht’s noch?

  • Kapitalismus im Endstadium! Jetzt genügen die aus Derivaten, Aktien und anderen Luftbuchungen geschöpften Fantastiliarden nicht mehr, jetzt muss man diese Gelderzeugung auch in voll-digital in Szene setzen. Eine Finanzkontrolle, die ihren Namen verdient, muss Gelderzeugungsmechanismen reduzieren und nicht neue legitimieren, damit bei der nächsten 'Krise' nicht wieder die Monopolygeldbesitzer da stehen und lautstarkt das Umrubeln ihrer Buchungsposten in echtes Zentralbankgeld verlangen können und das dann auch noch bekommen wg. to big to fail, systemrelevant, etc.