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ÖPNV in HamburgChaos bei Schüler-Fahrkarten

Weil sie Tickets nicht mehr übers Schulbüro bekamen, seien Schüler schwarzgefahren, berichten Hamburger Schulleiter. Die Schulbehörde sucht eine Lösung.

Die Busfahrt zur Schule sollte nicht am Ticket scheitern Foto: Daniel Bochwoldt/dpa

Hamburg taz | Eine „erhebliche Härte für junge Menschen“ nennt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Vergabe von Schülerfahrkarten in Hamburg. Früher hätten Kinder aus ärmeren Familien und mit unsicherem Aufenthaltsstatus ihre Sozial-Tickets über die Schulbüros bekommen. Seit Ende der Sommerferien muss ein großer Teil von ihnen die Berechtigungsnachweise beim Hamburger Verkehrsverbund (HVV) persönlich vorlegen. Damit seien die HVV-Servicebüros teilweise überfordert. „Unvollständige oder veraltete Unterlagen führen in vielen Fällen zur Verweigerung der Fahrkarten“, so die GEW. Das führe dazu, dass Schüler nicht zur Schule kommen könnten oder „Schwarzfahren“ müssten.

Besonders problematisch sei die Kündigung von Fahrkarten in den Sommerferien gewesen, berichtet die AG Schulleitungen der GEW. Gerade zugewanderten Schülern habe so die Unterstützung gefehlt. Sie und ihre Familien seien postalisch häufig kaum erreichbar, da sie in Ankunftszentren und Erstaufnahmen untergebracht sind und sich häufig ihre Adressen ändern. Zudem verfügten sie meist über geringe Deutschkenntnisse. Es gebe nun Berichte, dass Schülern aus Klassen der Ausbildungsvorbereitung für Migranten (AvM-Dual) wegen „Schwarzfahrens“ Bußgeldbescheide in Höhe von 60 Euro erhielten.

Es wäre gut, für diese Gruppe weiterhin die Ticketregelung über die Schulbüros beizubehalten, sagt GEW-Chef Sven Quiring. Schulen und Schüler hofften auf eine „schnelle Lösung“, um den Zugang zu Bildung für alle zu gewährleisten.

Nach Auskunft der Hamburger Verkehrsbehörde wurde das Verfahren auf „Wunsch der Schulbehörde“ umgestellt. Diese Information habe einige Schüler nicht erreicht, die dann mit ihrer abgelaufenen Karte gefahren wären, berichtet Sprecher Dennis Krämer. Fälle, bei denen Schüler deswegen aufgeschrieben wurde, „wurden nicht weiter vom HVV verfolgt“, sagt Krämer. Es handle sich dabei jeweils um „Einzelprüfungen“, heißt es beim HVV.

Nach Einzelfallprüfung wird Bußgeld erlassen

Laut Schulbehörden-Sprecher Peter Albrecht gibt es seit Einführung des Deutschlandstickets für bedürftige Schüler eine Verbesserung, weil sie – anders als früher – auch dann ein kostenloses Ticket erhalten, wenn sie näher als 1,8 Kilometer von der Schule entfernt wohnen. Daraus habe sich eine „Modifizierung“ des Antragsverfahren ergeben, die für einige Betroffene zu Problemen führte. „Das war uns seit Anfang September bekannt“, sagt Albrecht. „Wir haben über eine Härtefallregelung für diese Jugendlichen eventuelle Bußgelder übernommen und sie so entlastet“. Die Behörde arbeite nun an einer Lösung, „die die Jugendlichen nicht überfordert.“

Mit Einführung des Deutschlandstickets wurde übrigens auch die normalen Schülertickets in Hamburg günstiger und kosten nun 19 Euro statt bisher 30 Euro im Monat – und gelten im Nahverkehr bundesweit. Hier gibt es, wie Eltern berichten, eine Bescheinigung der Schule für das online hochladbare Ticket im Schulbüro.

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