Nur wenige Väter nehmen Elternzeit: Männer ohne Eier
Nur ein Bruchteil der Väter nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit. Viele auch das nur, wenn die Mutter es gleichzeitig tut. Eine Ermahnung.
L iebe Väter,
seit Jahren schon habt Ihr die Möglichkeit, Elternzeit zu nehmen. Nein, anders: Ihr habt nicht nur die Möglichkeit, Euch eine Auszeit vom Arbeitsleben, einen wenigstens befristeten Absprung von der Karriereleiter zu gönnen, Ihr bekommt sogar noch Geld dafür. Und dennoch nutzt nicht einmal jeder zweite von Euch diese Chance. Schlimmer noch: nur jeder zehnte nimmt mehr als die zwei „Vätermonate“, die extra für Euch geschaffen wurden, damit Ihr kapiert, worum es geht. Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen: von denjenigen, die die Vätermonate nehmen, macht das ein Großteil nur, wenn gleichzeitig die Mutter auch nicht arbeitet.
Das sind die ernüchternden Ergebnisse einer gerade veröffentlichten Studie. Und jetzt mal ehrlich: ist Euch das nicht einfach nur noch peinlich?
Schon klar. Ihr habt es wirklich nicht leicht. Ihr müsst ja das Geld verdienen. Und Eure Chefs gucken schon schief, wenn Ihr das Wort Elternzeit nur denkt. Wenn Ihr es aussprecht: Karriere im Eimer, was mindestens so beschissen ist wie die Windeln der lieben Kleinen. Und außerdem lassen Euch die Mütter nicht ran. Also ans Baby. So hört man Euch jammern bei Spielplatzgesprächen unter Männern.
Klar. In einer besseren Welt, da würdet Ihr selbstverständlich mehr Elternzeit nehmen. Vielleicht sogar schon beim zweiten Kind, weil Ihr beim Ersten gemerkt habt, dass das alles so toll nicht war.
Aber die Verhältnisse sind ja nicht so. Und deshalb …
… Moment, kurze Unterbrechung, „Papa! Abputzen!“, ruft es vom Klo … so, weiter geht's … wo war ich? … ach ja …
Weil die Verhältnisse nicht so sind, geht Ihr eben weiter arbeiten und überlasst den Pipikram den Frauen. Echt jetzt?
Sagt mal: Was seid Ihr eigentlich für Softies? Habt Ihr denn gar keine Eier? Keinen Mumm, Eurem Chef mal klar und deutlich zu sagen, was Euch wirklich wichtig ist? Euren Partnerinnen zu zeigen, dass Ihr nicht nur hier und da mal Dutzidutzi machen wollt, weil Ihr alles sein wollt, nur nicht der abwesende Vater, wie Ihr ihn aus Eurer Kindheit kennt? Eurem Spiegelbild ins Gesicht zu blicken und ihm ein für alle Mal klarzumachen, dass Typen, die sich nicht trauen, als Vater ihren Mann zu stehen, vielleicht bei der nächsten Machoparty noch den großen Macker spielen können, sich tatsächlich aber selbst amputieren? Um eine der großartigsten Aufgaben, der sich ein Mann stellen kann?
Nein, es sind nicht die Verhältnisse, die Euch davon abhalten, die Kindererziehung als Selbstverständlichkeit mitzuübernehmen. Es liegt einzig und allein an Euch.
Und wenn Ihr Euch dieser Aufgabe nicht gewachsen seht, hier ein Tipp unter Männern: Nehmt Kondome!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?