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Nur noch FFP2- und OP-MaskenDie Maskenfrage treibt alle um

Bye, Bye waschbare Masken mit euren individuellen Motiven. Ab jetzt sind wir alle gleich – fast, denn nicht alle können sich die neue Pflicht leisten.

Nicht besonders umweltfreundlich, aber jetzt Pflicht: FFP2- und OP-Masken Foto: dpa / Ole Spata

O bwohl ich OP-Masken für eine Umweltkatastrophe und auch nicht sicher genug halte, stürze ich am Tag vor der Pflicht zum Tragen medizinischer Masken in die Apotheke, um meiner Tochter einen Stapel davon zu kaufen. Ich selbst habe meine Stoffmasken bereits gegen FFP2-Masken eingetauscht. Ein Kind aber, denke ich, wird es weder schaffen, sich an das andere Atmen zu gewöhnen, noch die FFP2-Masken richtig zu tragen.

Als ich in der Apotheke um zwanzig OP-Masken in kleiner Größe bitte, kräuselt die Apothekerin die Stirn: „Gibt’s nicht.“ Ich deute auf meine Tochter: „Und was würden Sie mir dann für sie raten?“ Die Apothekerin mustert meine Tochter: „Keine Maske?“ Ich seufze: „Keine Option. Sie ist sieben.“

An der Kasse neben mir lässt sich derweil ein Pärchen beraten. Nachdem der Apotheker ihnen die Preise von FFP2- und OP-Masken und die jeweilige Dauer, die man die Masken tragen sollte, genannt hat, fragt die Frau irritiert: „Waschbare gibt’s nicht?“ Der Apotheker beugt sich hinter dem Schutzglas vor: „Nein. Aber das sind offizielle Vorgaben.

Inoffiziell ist es Usus, die FFP2-Masken zu lüften. Damit das sicher ist, bräuchten Sie dann aber beide sieben Stück. Und müssten die jeweils getragene Maske sechs Tage lang zum Lüften aufhängen. Dann können Sie sie vier Wochen nutzen.“

Nicht an der Maskenqualität sparen

Das Paar sieht einander an. Dann meint er: „Vier für eine mal sieben macht 28 pro Person, also 56 Euro im Monat.“ Sie zuckt mit den Achseln: „Aber die anderen kosten 80 Cent und müssen nach einem Mal weg.“ Der Apotheker raunt: „Sie können, unter uns, online günstigere bestellen. Da gehen Sie aber das Risiko ein, Schrott zu bekommen.“ Das Pärchen verlässt die Apotheke, um sich zu beraten.

Ich wiederum kaufe meiner Tochter fürs Erste zwanzig OP-Masken in Erwachsenengröße und beschließe, sie ihr einfach über ihre Stoffmaske zu ziehen. Die Maskenfrage – merke ich abends – treibt derzeit so gut wie alle um. Ein Bekannter fragt auf Facebook, wie man seine Stoffmasken entsorgen solle. Eine andere schreibt dort, dass sie sich nicht von ihren Maskenmotiven trennen wolle und ihre Stoffmasken daher über den OP-Masken tragen werde.

Wohl denen, denke ich, die sich um solche Äußerlichkeiten sorgen. Ich frage mich, was die Menschen machen, die am Existenzminimum leben. Wie so vieles, denke ich, hätte man die Maskenfrage anders regeln können.

Statt pauschal an alle Lehrkräfte an Berliner Schulen, die sich mit ihrem Gehalt Masken jederzeit leisten können, Umsonstmasken auszugeben wie im Dezember durch die Senatsverwaltung geschehen, hätte sich doch sicher organisieren lassen, dass alle Hartz-IV-Empfänger*innen und Menschen mit nachweisbar geringem Einkommen umsonst oder gegen einen geringen Aufpreis FFP2-Masken erhalten.

Wenn Datenschutz hinderlich wird

Da fällt mir ein, was meine Mutter mir über die im November großartig angekündigte Gratismaskenausgabe für Menschen über 60 Jahre erzählt hat. Ihr wurde damals in der Apotheke keine Maske gegeben: Wenn man die einfach rausgebe, so die Apothekerin, könnten die Bedarfsgruppen sich ja mehrfach mit Masken eindecken.

Dann entstehe am Ende noch illegaler Handel. Aus Datenschutzgründen gebe es kein zentrales Speichersystem, mit dem sich überprüfen ließe, wer bereits seine Masken erhalten habe.

Ich denke daran, dass auch die Gesundheitsämter aus Datenschutzgründen keine Anschriften von Risikogruppen rausgeben können. Und dass daher in Niedersachsen die Post gebeten wurde, die Anschriften von Menschen mit alten Namen herauszusuchen, um sie über ihre Impfmöglichkeiten zu unterrichten. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

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Eva-Lena Lörzer
Jahrgang 1983, studierte nach Auslandsaufenthalten in Oxford, Montpellier, Glasgow und Buenos Aires in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Schreibt seit 2012 für die taz. Hauptsächlich Berliner Szenen, aber auch Reportagen, Hausbesuche und Kolumnen für Berlin Viral.
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17 Kommentare

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  • In Vietnam gab es eine Maskenpflicht nur kurzzeitig in Hotspots. Aber die Textilindustrie - vorwiegend Kleingewerbe, deren Absatzmarkt Italien weggefallen war - wurde aufgefordert, massenweise "Alltagsmasken" höchster Qualität herzustellen, damit die Bevölkerung mit billigen aber guten Produkten versorgt ist. So wurden auch Hilfszahlungen an diese Firmen vermieden.

    In Taiwan kam man auf die Idee, Masken im Reiskocher zu sterilisieren. Pneumokokken überleben die in Europa übliche Kochtopfdesinfektion locker (sie werden erst bei Dampfdrucksterilisation, mindestens 30 Minuten bei 120°C, verlässlich abgetötet), und finden in abgekochten Masken voller toter Bakterien und inaktiver Viren einen prima Nährboden. Fast jeder Mensch hat Pneumo- und Streptokokken im Mund, wo sie harmlos sind (das ist der Grund, warum Bisswunden durch Menschen oft sehr schlecht heilen). Werden sie aber durch tiefes Einatmen, zB durch eine FFP2-Maske, in die Lunge verfrachtet, verursachen sie in Kombination eine Erkrankung, die mit akutem Covid-19 durchaus mithalten kann (Lungenentzündung und Sepsis). Für praktische Belange reichen vermutlich auch 20 Minuten bei 65-100°C (das ist schonender für die Masken); entscheidend ist Wasserdampf unter Überdruck: www.ajicjournal.or...553(20)30238-8/pdf

    • @Ajuga:

      Sehr richtig! Aber die Staphylokokken nicht vergessen, diese sind ähnlich resistent und giftig, zudem kommen sie auch noch in den Antibiotika resistenten Formen als MRSA vor.



      Wasser, Hitze und Überdruck schädigen aber die Filter (Fliese) nachhaltig. Das zeigt auch genannte Studie auf, auch wenn diese von "geringfügiger Schädigung" ausgeht. Wie oft soll da eine FFP2 Maske noch funktionieren können, wenn sonst die (nicht medizinische Standard-) Empfehlung bei 4-6 mal benutzen unterschritten wird ?



      Es bleibt also Alltagsmasken sind protektiver als OP Masken und können von allen (!) Menschen simpel desinfiziert werden.



      Die deutsche Textilndustrie war auch nicht untätig und hat längst Maskenmodelle mit Filter (90-95% Partikelfilter) geschaffen, die ebenfalls Desinfektionsfähig sind. Lifeguard, Vistaprint, Hersteller aus München und Kassel um nur einige zu nennen.



      Aber die deutsche Politik bleibt bürokratisch postfaktisch. Und versucht weiterhin ihre eigene Wirtschaftsförderung durchzusetzen. Wo kämen wir den hin, wenn Spahn auf seinen Milliarden Investitionen für Masken sitzen bleiben würde ?



      siehe z.b. "die Anstalt" www.zdf.de/comedy/...lt-clip-6-184.html

  • "Ich wiederum kaufe meiner Tochter fürs Erste zwanzig OP-Masken in Erwachsenengröße und beschließe, sie ihr einfach über ihre Stoffmaske zu ziehen. "



    Ein Fall für das Jugendamt...

  • Warum sollte man denn jetzt seine Stoffmasken entsorgen?! Man weiß doch noch gar nicht, ob man die noch mal braucht und wenn nicht, könnte man sie im Winter als Wärmeschutz für den Mund verwenden oder freiwillig, wenn man eine Erkältung hat. Die waren doch teuer und sind waschbar, die wirft man doch jetzt nicht einfach weg?!



    Und ja, es ist schlimm, dass einige Menschen jetzt rechnen müssen, ob sie den Rest des Monats nur noch Haferflocken essen und sich dafür mit Masken eindecken. Dadurch wird ja regelrecht nahegelegt, dass Reichere die Masken täglich wechseln und Ärmere vielleicht eine Maske sieben Tagen hintereinander tragen!

  • Bye, Bye waschbare Masken?

    Man kann die Stroffmasken über die OP-Masken ziehen, dann sind sie nicht nur hübscher sondern sollen auch sicherer sein.

    FFP2 Masken sind sicher noch besser. Ich denke auch, dass man sie Wochenlang nutzen kann, wenn man sie nur zum Einkaufen nutzt. Man kann auch 7 Masken nutzen und jeden Tag eine andere. Und bei möglichst genauen 80 Grad eine Studen im Backofen lässt die Coronaviren verschwinden.



    www.fh-muenster.de...1_doppelseiten.pdf

    • @kamera mann:

      Ja man kann die Masken übereinander anziehen. Dies verbessert den Schutz auch gerngfügig. Löst aber das eigentlichen Probleme nicht.



      Die Backofenmethode ist allerdings schwer bedenklich. Ja Corona Viren werden zwischen 40-60 Grad anhaltender Hitze zerstört, Sicher bei 60 Grad - bei kürzerem "backen" auch bei 80 Grad. Aber man zerstört auch das Flies das den Hauptschutz einer FFP Maske ausmacht.



      Selbst das mehrfachtragen reduziert die Schutzwirkung. Daher wird je nachdem ein max. Tragen von 4-6 mal "empfohlen".



      -> Also Zerstören von ggf. wenigen festgehangenen Corona Partikeln versus Schutz vor neuen Corona Partikeln (je auch Bakterien und Co.)

  • In Jena werden für Menschen in Grundsicherung Masken kostenlos abgegeben, für andere zum Selbstkostenpreis. Alte und Vorgeschädigte erhalten in den Apotheken 2x6 Stk. für 2x 2,- €. (Da sind eher die Kosten für die zentrale Verteilung der Gutscheine zu kritisieren.). Bei Lidl koste eine Maske 0,99 €. Mein Arbeitgeber hat für den privaten Gebrauch jeden Mitarbeiter 10 Masken kostenlos ausgehändigt (neben den Masken für die Arbeitszeit). Dies höre ich auch von anderen Stellen / Firmen / Berufsverbänden. Wo ist gerade das Problem?

  • Bei Aldi Nord habe ich FFP2-Masken für einen Euro das Stück gesehen. Die sind einzeln erhältlich.

    Ich frage mich aber, ob nicht die Fernsehsender unmittelbar nach den Abendnachrichten Erklärvideos senden könnten, wie mensch die Masken korrekt ans eigene Gesicht anpasst. Vor allem an der Nase scheitern da noch einige dran. Vielleicht wollen es manche aber auch gar nicht wissen?

    Da mir bei meinen Masken die Gummibänder für über die Ohren zu lang waren, habe ich die ein wenig manipuliert: Durchgeschnitten, an der einen Seite eine Schlaufe geknotet, an der anderen ein Stück dünnes Vielzweckseil vom Baumarkt angeknotet. Wolle oder Paketband tut's auch.

    Am anderen Ende des Seils eine leicht aufgebogene Büroklammer angeknotet. Das Seil kommt dann hinten um den Kopf, und die Büroklammer durch die Schlaufe. Das gleiche wiederholen für eine entsprechende Befestigung hinten um den Nacken.

    Und was die Stoffmasken betrifft: Die werfe ich doch nicht weg! Nach Corona taugen die immer noch zur Grippewellenprophylaxe. Falls es das irgendwann mal geben sollte, "nach Corona", im Angesicht der Mutationen… Mit Sicherheit erst, nachdem die Impfstoff-Lizenzen zwangsweise weltweit freigegeben wurden…

  • Eine FFP2 Maske kostet beim Edeka und Aldi genau 99 Cent.



    Trägt man die nur kurz beim Einkaufen, kann man die auch locker mehrere Wochen verwenden. Kinder haben keine Schule, müssen also nicht aus dem Haus, die Läden haben eh zu. Und die Devise ist "stay at home".

  • Ist halt dämlich direkt loszustürzen und sich massenweise FFP2 Masken zu kaufen tut mir leid aber überaus dämlich....vielleicht informiert man sich vorher mal.....es gibt z.b. Masken von Livinguard u.a. von der RWTH Aachen mitentwickelt, die dem FFP2 Standart entsprechen und als medizinische Masken zertifiziert sind, zudem sind sie waschbar und wiederverwertbar und nachgewiesen sogar noch sicherer als DIE FFP2 und OP Masken....

    livinguard.com/produkte/?lang=de

    • @PartyChampignons:

      die livingguard ist nicht zertifiziert.

      • @rughetta:

        Doch sind sie, das Zertifikat kann man sich auf der Homepage runterladen, ich habs als PDF-Datei auf dem Handy und halte es jedem unter die Nase der meint ich würde keine zertifizierte Maske tragen, böse Blicke sind mir dabei ziemlich egal denn wie schon erwähnt, sie sind günstiger, umweltfreundlicher, sicherer und auch für mich als Brillenträger besser geeignet

      • @rughetta:

        Doch, ist sie. Nicht FFP2, aber EN4683:2019 - das ist die Zertifizierunng der OP-Masken.

        • @Freundlicher:

          livinguard-Masken sind sicherer, atmungsfreundlicher, waschbar. Und deshalb natürlich umweltfreundlicher und kostengünstiger als FFP2.



          Sehen aber "leider" nicht konform aus.



          Da ich mir die bösen Blicke der FFP2 Menschen ersparen möchte trage ich eben auch FFP2

  • Eigentlich find ich zum Thema Mund-und Nasenschutz nur noch eins peinlicher als das Hin und Her, ob, wo und welche Masken nötig und wirkungsvoll sind.

    Nämlich den Gedanken, in einem medizinisch notwenigen Schutzprodukt, das man am liebsten so kurz wie möglich tragen möchte und von dem man hofft, dass es so schnell wie möglich wieder aus dem Alltag verschwinden möge, ein individuelles Modeaccesoir zu sehen, von dem man sicht nicht trennen möchte.

    Zum Glück gibts noch keine individuell parfümierten Desinfektionsmittel.....

    • @Deep South:

      Doch die gibt es.....

  • "Das Bedürfnis nach vertrauenswürdiger Information ist derzeit sehr hoch ..."

    Ja, dann veröffentlicht doch bitte nicht eine seit WOCHEN bekannte Falschinformation. In Niedersachsen ist nicht der Datenschutz Schuld an bekloppten Briefen. Es ist die Unfähigkeit der Verantwortlichen. Die Datenschutzbeauftragten wurden vorher nicht konsultiert. Man hat es nie versucht richtig zu machen.

    Löscht den Quatsch!