New Orleans: Attentäter hatte IS-Flagge an Bord des Tatfahrzeugs
Ein Pick-up-Fahrer überfährt mit hoher Geschwindigkeit Passant:innen in der Ausgehmeile von New Orleans. Mindestens 10 Menschen sterben. FBI spricht von Terrorakt.
Präsident Joe Biden wurde über den Anschlag informiert. Das Weiße Haus stehe mit der Bürgermeisterin in Kontakt, um Unterstützung anzubieten, teilte das Weiße Haus in einer Erklärung mit. Über das Motiv des Täters ist bisher nichts bekannt. Die Tat erinnert fatal an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, bei dem ebenfalls ein Autofahrer in die Menge raste und fünf Menschen tötete.
Gegen 3.15 Uhr Ortszeit raste der Fahrer mit einem weißen Pick-up durch das Ausgehviertel. Wie auf X, vormals Twitter, verbreitete Fotos erkennen lassen, handelt es sich bei dem Tatfahrtzeug um einen Ford Lightning. Der gilt mit mehr als 5 Metern Länge und über 3 Tonnen Gewicht als besonders großer Pick-up. Der ADAC nannte ihn mal „PS-Monster mit Elektroantrieb“. Das 2,44 Meter breite Fahrzeug hat zudem einen extrem hohen Kühlergrill.
Der Täter sei mit sehr hoher Geschwindigkeit durch das Viertel gerast, sagte die Polizeichefin von New Orleans, Anne Kirkpatrick, bei einer improvisierten Pressekonferenz vor Ort. Die Tat sei vorsätzlich erfolgt. Der Täter habe „versucht, so viele Menschen wie möglich“ zu überfahren. Der Mann sei „wild entschlossen“ gewesen, ein „Blutbad“ anzurichten. Die Zahl der Opfer können sich im Lauf des Tages noch erhöhen, so Kirkpatrick.
Schüsse auf Polizist:innen
Der Mann habe zudem aus dem Pick-up heraus auf Polizist:innen geschossen, zwei wurden dabei getroffen. Ihr Zustand sei stabil. Im Internet verbreitete Videos lassen den Schluss zu, dass der Ford wahrscheinlich erst durch Kollision mit einem Bagger gestoppt wurde. Ein Bildvergleich der taz lässt erkennen, dass er bis dorthin rund 300 Meter durch die enge Straße gerast war. Der Fahrer soll laut Medienberichten zunächst noch geflohen sein. Laut FBI ist er aber verstorben.
Alethea Duncan von der FBI-Außenstelle in New Orleans sagte, die Beamten prüften den Fund von mindestens einem mutmaßlichen Sprengsatz am Tatort. Es sei eine „improvisierter Sprengsatz“ gefunden worden. Mit dem Ausdruck werden hausgemachte Bomben bezeichnet. Es sei noch offen, ob sie einsatzfähig waren, so Duncan.
Zuvor hatte die Polizei der Stadt mitgeteilt, es sei zu einem Ereignis mit vielen Opfern gekommen. Nola Ready riet den Menschen, sich von dem Gebiet fernzuhalten. Es wurde weiträumig abgesperrt.
Die Bourbon Street ist die bekannteste Straße im Ausgehviertel New Orleans. Sie gilt als Herz des auch bei Tourist:innen ausgesprochen beliebten French Quarter, in dem auch heute noch zahlreiche Jazzclubs zu finden sind. Zudem ist die Straße für ihre ausgelassenen Silvesterpartys bekannt.
Stadtverwaltung hatte neue Poller angekündigt
Auf beiden Seiten der weniger als 10 Meter breiten Bourbon Street befinden sich zahlreiche Lokale, in denen die Menschen ins neue Jahr reinfeierten. Hinzu kommt, dass am Neujahrsabend der sogenannte Sugar Bowl stattfinden sollte – ein wichtiges Spiel der Football-Hochschulliga, das tausende Zuschauer anzieht.
Das Ausgehviertel war seit Jahren durch Poller gegen Anschläge geschützt. Im Herbst hatte die Stadtverwaltung angekündigt, die alten Poller durch neue versenkbare zu ersetzen. Die Arbeiten sollten im November beginnen und im Februar abgeschlossen werden.
Laut einem Bericht des New Orleans Advocate waren die Poller an der Zufahrt von der Canal Street in der Bourbon Street tatsächlich schon entfernt. Neue Poller hätten bereit gestanden, seien aber noch nicht eingebaut.
Anfang der Woche hatte die Polizei mitgeteilt, die Sicherheitsvorkehrungen für die Neujahrsfeierlichkeiten würden verstärkt. Man werde mit allen verfügbaren Kräften sowie 300 Beamten von Partnerbehörden und gekennzeichneten und nicht gekennzeichneten Fahrzeugen vor Ort sein.
FBI: IS-Flagge im Tatfahrzeug von New Orleans gefunden
Nach der Todesfahrt von New Orleans haben Ermittler an Bord des Tatfahrzeugs eine Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gefunden. Das teilte das FBI am Abend deutscher Zeit mit. Die Bundespolizeibehörde FBI untersucht nun, ob der Täter Verbindungen zu Terrororganisationen hatte.
Bei dem nach einem Schusswechsel mit der Polizei gestorbenen Mann handelt es sich demnach um den 42 Jahre alten Shamsud-Din J., einen US-Staatsangehörigen aus Texas. Laut mehreren Medienberichten wurde J. in den USA geboren und diente dort auch im Militär.
Das FBI hatte bereits zuvor mitgeteilt, den Fall als Terrorakt zu untersuchen. Die US-Polizei geht davon aus, dass es Mittäter gab. „Wir glauben nicht, dass J. allein verantwortlich war“, sagte die FBI-Sonderermittlerin Alethea Duncan
Im Tatfahrzeug fanden die Ermittler nach FBI-Angaben zudem mehrere selbstgebaute Sprengkörper und Waffen. Es werde derzeit geprüft, ob diese wirklich hätten gezündet werden können. Auch in der Nähe des Tatorts seien weitere solcher Objekte gefunden worden. Beim Tatfahrzeug habe es sich um einen Mietwagen gehandelt, hieß es weiter. Wie der Täter an das Auto gekommen sei, werde derzeit ermittelt.
Anm. der Redaktion: Der Text wurde im Laufe des Tages mehrfach aktualisiert, zuletzt gegen 21 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte über Verbot von Privat-Feuerwerk
Schluss mit dem Böllerterror
Jens Spahn
Da bringt sich einer in Stellung
Mögliches Ende des Ukrainekriegs
Frieden könnte machbar sein
Spendenrekord im Wahlkampf
CDU bekommt fast zehnmal so viele Großspenden wie SPD
Vor der Bundestagswahl
Links liegen gelassen
Wahlprogramm von CDU/CSU
Von wegen Maß und Mitte