piwik no script img

Neuwahlen in IslandRegierungschef tritt zurück

Benediktsson soll bis zur Bildung einer neuen Regierung im Amt bleiben. Er hatte die Mehrheit im Parlament im Zuge eines Vergewaltigungsskandals verloren.

Muss für die Verfehlungen seines Vaters Konsequenzen ziehen: Bjarni Benediktsson gibt sein Amt ab Foto: reuters

Reykjavik afp | Islands Präsident Gudni Johannesson hat das Rücktrittsgesuch von Regierungschef Bjarni Benediktsson angenommen. Er habe aber Benediktsson und dessen Regierung gebeten, bis zur Bildung einer neuen Regierung im Amt zu bleiben, erklärte Johannesson am Samstag nach einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten. Benediktsson hatte am Freitag zu Neuwahlen aufgerufen, nachdem seine Regierung ihre Ein-Stimmen-Mehrheit im Parlament verloren hatte. Die Wahl soll voraussichtlich im November stattfinden.

Die Regierung scheiterte nicht einmal ein Jahr nach vorgezogenen Neuwahlen. Präsident Johannesson sprach von einem „ungewöhnlichen, sogar einmaligen Vorgang“ in Island. Die Zentrumspartei Glänzende Zukunft hatte mit ihren vier Abgeordneten dem Regierungsbündnis um Benediktssons konservative Unabhängigkeitspartei ihre Unterstützung entzogen. Dadurch verlor die Regierung ihre knappe Mehrheit von 32 der 63 Sitze im Parlament.

Glänzende Zukunft wirft Benediktsson vor, seinen Vater in einer umstrittenen Justizangelegenheit gedeckt zu haben. Medienberichten zufolge hatte Benediktssons Vater Benedikt Sveinsson, einer der reichsten Unternehmer Islands, ein Empfehlungsschreiben für einen Mann unterzeichnet, der 2004 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, weil er seine Stieftochter zwölf Jahre lang fast täglich vergewaltigt hatte.

In Island können Straftäter nach der Verbüßung ihrer Strafe den Eintrag ihrer Verurteilung löschen lassen, wenn drei Menschen mit gutem Leumund sich schriftlich für sie verbürgen. Benediktsson wird vorgeworfen, dass er bereits seit Juli von dem Vorgehen seines Vaters gewusst, seine Koalitionspartner aber bewusst in Unkenntnis darüber gelassen habe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!