Neues Ressort in der „Zeit“: Ein Sabbatical auf Papier
Seit Donnerstag gibt es das neue „Zeit“-Ressort „Z – Zum Entdecken“. Es will „Geschichten aus unserem Alltag erzählen“.
Es ist witzig, dass die Zeit ihr neues Ressort ausgerechnet mit einer Wutrede über Sabbaticals beginnt. Auf einer Seite erklärt der Autor seinen Lesern, wie verwöhnt und pseudo-gestresst sie doch sind. Und dass der Traum vom Aussteigen Kitsch ist. Und dann folgen elf Seiten Sabbatical auf Papier.
„Z – Zeit zum Entdecken“ heißt das neue Ressort, das „Debatten anstoßen und Geschichten aus unserem Alltag erzählen“ soll, „über Freundschaft und Familie, Freizeit und Genuss“. Nach all den schweren, harten Themen im vorderen Teil der Zeitung soll dem Leser hier „etwas Leichtes“ serviert werden – „vom Leser aus gedacht“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Allzu viel scheint die Zeit von ihren Lesern jedoch nicht zu halten, wenn das die Themen sind, die sie dort vermutet: Da berichtet eine 31-Jährige vom Erwachsenwerden in Sweatshirts mit Aufdruck, eine andere vom Zwang, das Toilettenpapier richtigherum aufzurollen. Wir erfahren, welche Filme Horst Seehofer liebt und wie ein schlecht gelauntes Kaninchen guckt.
Nichts gegen leichte Themen. Jede Zeitung ist ein Angebot, Leichtes gehört zu einer guten Mischung. Die Auswahl der „Z“-Geschichten erstaunt nur deshalb, weil die Zeit für das neue Ressort einige der besten ReporterInnen zusammengesteckt hat.
Geleitet wird „Z“ von der ehemaligen Dossier-Redakteurin Anita Blasberg, vier neue Stellen wurden geschaffen. Immerhin, zwei große Geschichten gibt es auf den neuen Seiten auch: von einem Griechenland-Urlauber, der zum Flüchtlingsaktivisten wurde, und ein Gespräch mit drei Reiseleitern.
Dass „Z“ den Reiseteil ersetzen soll, zeigt sich auch an den Anzeigen, die zahlreich sind und fast ausschließlich Reisen bewerben. Da können sich die Sabbatical-verwöhnten Leser ja schon mal einen Ort für ihre nächste Auszeit heraussuchen.
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