Neuer U-Bahnhof Sengelmannstraße: Teure Metallhütte
Die Haltestelle, an der sich im Hamburger Norden die U1 und die künftige U5 treffen, bekommt ein Facelifting – und viel mehr Fahrgäste.
Seit Mitte der 1970er-Jahre versprochen, soll die U5 den Stadtteil Steilshoop mit seinen Großsiedlungen an die Innenstadt anbinden. Der erste Bauabschnitt, die U5-Ost, führt von Bramfeld zur City Nord. Die Trasse mit fünf Haltestellen soll 5,8 Kilometer lang werden und 1,75 Milliarden Euro kosten. Sie wird Stadtteile mit rund 120.000 Einwohnern erschließen, das tägliche Fahrgastaufkommen wird auf 30.000 Passagiere geschätzt.
Während der Rest der neuen Linie unterirdisch verlaufen soll, kommt die Haltestelle Sengelmannstraße über die Erde. Der am Freitag vorgestellte Entwurf des Hamburger Architekturbüros GKKK sieht eine Halle aus Metall vor, welche die Gleise „einhäust“ und so zusätzlichen Schallschutz biete, so Bernhard Gössler von GKKK. Außerdem habe man auf eine Gestaltung mit möglichst viel natürlichem Licht Wert gelegt.
Nach Vorbild der Haltestelle Kellinghusenstraße wird die Sengelmannstraße zur Umsteigehaltestelle umgebaut, der Wechsel zwischen U1 und U5 soll am selben Bahnsteig möglich sein. Mehr Sitzmöglichkeiten sollen gebaut werden, Einzelhandel, etwa einen Kiosk, soll es im Eingangsbereich aber nicht geben. Voraussichtlich 2021 beginnen die Bauarbeiten, dauern werden sie etwa zwei Jahre. Die ersten Probefahrten auf der Teilstrecke sind für 2027 geplant.
Die Hamburger Hochbahn hat für den ersten Abschnitt der U5 den Antrag auf Planungsgenehmigung bei der Planfeststellungsbehörde eingereicht.
Öffentlich ausgelegt sind die Unterlagen vom 30. Juli bis zum 29. August in den Bezirksämtern Wandsbek und Nord.
Zusätzlich werden im August „Bürgersprechstunden“ entlang der künftigen U5 abgehalten: in Bramfeld, Steilshoop und Alsterdorf.
Betroffene können bis Ende September Stellung nehmen.
Mehr dazu im Netz: www.hamburg.de/bwvi/np-aktuelle-planfeststellungsverfahren/12761990/u5-ost/
Aktuell nutzen knapp 9.000 Fahrgäste täglich die Haltestelle Sengelmannstraße – diese Zahl wird sich mit der Erweiterung des U-Bahn-Netzes vervierfachen: Die Hochbahn schätzt, dass es täglich 34.000 Menschen werden.
Es gibt auch Skepsis: Manfred Braasch vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wünscht sich noch immer, dass die U5 insgesamt verworfen wird: „Vieles spricht dafür, dass ein oberirdisches Stadtbahnnetz bei Kosten, Umweltfreundlichkeit und Leistungsfähigkeit überlegen ist“, sagt er. Die U5 zähle zu den teuersten U-Bahnbauten in ganz Deutschland. Die 25 Millionen Euro für die neue Haltestelle Sengelmannstraße „sind ein weiterer Beleg dafür, das die gesamte U5-Planung sehr teuer wird“. Und in der Architektur fehle, so Braasch, „klar eine ökologische Handschrift“.
Die U5 soll als erste U-Bahn-Linie in Hamburg fahrerlos betrieben werden; das soll eine verdichtete Zugfolge mit einen Takt von nur noch 90 Sekunden möglich machen. Das Gesamtprojekt umfasst rund 30 Kilometer Gleise, 25 Jahre Bauzeit und Kosten von rund sieben Milliarden Euro – optimistisch kalkuliert. Die U5 in voller Länge sei „ein Generationenprojekt“, heißt es aus der Verkehrsbehörde: „Was wir jetzt entscheiden, prägt die dicht besiedelte Stadt für die nächsten 100 Jahre.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour