Neuer Skandal bei der Bahn?: Fragwürdige Beraterverträge
Bahn-Aufsichtsrat und Bundesrechnungshof prüfen mehr als 20 Beraterverträge des Konzerns auf Rechtswidrigkeit – unter anderem mit Ex-Bahnchef Grube.
Insgesamt geht es um Vorgänge aus der Zeit zwischen 2010 bis 2018. „Nach ersten belastbaren Hinweisen haben Vorstand und Aufsichtsrat sofort reagiert“, heißt es in der Mitteilung weiter. Eine Anwaltskanzlei hat die Vorwürfe im Auftrag der Bahn untersucht und einen Bericht vorgelegt, der nun geprüft wird.
„Ich werde gemeinsam mit dem gesamten Aufsichtsrat dafür sorgen, dass der Sachverhalt ohne Ansehen der Personen vollständig aufgeklärt wird“, versichert Chef-Kontrolleur Michel Odenwald. Auch wenn das Unternehmen darauf verweist, dass noch keine Schlussfolgerungen möglich sind, geht es wohl um gravierende Vorwürfe. Immerhin trifft sich der Aufsichtsrat allein deshalb in der kommenden Woche zu einer Sondersitzung.
Aus Kreisen des Aufsichtsrat ist zu hören, dass ein Ex-Vorstand nach seiner Vertragsauflösung hoch dotierte Beratungsverträge erhalten hat. „Da geht es um richtig viel Geld“, heißt es aus im Kontrollgremium. Geprüft wird etwa, ob es dafür auch eine Gegenleistung gab.
„Schon recht deutliche Hinweise“
Die Hinweise auf Unregelmäßigkeiten seien schon recht deutlich, heißt es weiter. Damit stellt sich auch die Frage, inwieweit aktuell handelnde Personen involviert sein könnten, etwa durch fehlende Kontrollen oder gar durch gemeinsame Mauscheleien.
Der größte Teil der Verträge fällt in die Zeit, in der Grube dem Konzernvorstand vorsaß und der amtierende Bahnchef Richard Lutz das Finanzressort führte. Die Ausgaben für externe Fachleute sind bei der Bahn schon lange erheblich. Doch in diesem Jahrzehnt sind die Beratungskosten deutlich angestiegen. 190 Millionen Euro waren es 2012, zwei Jahre später schon 206 Millionen. Danach gingen die Vergütungen weiter in die Höhe. 2017 gab die Bahn bereits 325 Millionen Euro für Berater aus.
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