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Neuer Nabu-Chef für Schleswig-HolsteinEin Freund der Realpolitik

Der Jurist Alexander Schwarzlose ist der erste hauptamtliche Nabu-Vorsitzende in Schleswig-Holstein. Er möchte pragmatische Konfliktlösungen.

Führt jetzt den Nabu Schleswig-Holstein: Alexander Schwarzlose Foto: Kristina Tönnsen

Rendsburg taz | Die Schönheit der Natur war für Alexander Schwarzlose in seiner Kindheit „keine Kopf-, sondern eine Herzenssache“. Mit seinem Großvater ging Schwarzlose, der aus der Kleinstadt Genthin nahe Magdeburg stammt, auf Entdeckungstour in die Natur. Zum Jahresanfang hat der 34-Jährige den Vorsitz im Landesverband Schleswig-Holstein des Naturschutzbundes Nabu übernommen. Der Jurist ist der erste Hauptamtliche auf dem Posten.

„Das Recht ist immer das Nadelöhr, durch das jedes Vorhaben muss“, sagt der Umweltrechtler, der seine Masterarbeit über die Anfänge des Forstrechts schrieb. Darum sei ein Jurist „auf jeden Fall nicht verkehrt“ für die Aufgaben, die vor dem Nabu Schleswig-Holstein liegen.

Der Verein betreut im Land rund 40.000 Hektar Schutzgebietsflächen, setzt sich für Naturschutz ein – und muss die Belange von Tieren und Pflanzen immer wieder gegen wirtschaftliche Interessen verteidigen. Etwa beim Kampf um die Autobahn 20.

„Wir wollen den Bau der A20 verhindern, aber wenn das nicht möglich ist, wollen wir den Ausbau möglichst naturverträglich gestalten“, sagt Schwarzlose. Das bedeute, Natur- und Landschaftsschutzgebiete zu umgehen, auf die Flugrouten von Fledermäusen und Rastplätze von Vögeln zu achten.

Zuviel für einen Nebenjob

„Wir sind nicht bereit, für klimaschädliche Mobilität Flächen zu opfern“, so Schwarzlose. Dennoch sei es nicht im Sinn der Sache, ohne Kompromissbereitschaft in Gespräche zu gehen: „Ich bin ein Freund der Realpolitik. Mit Pragmatismus erreichen wir am meisten für den Naturschutz.“

Daher sei es auch sinnvoll, bei der Planung für Windräder oder Solarparks gute Lösungen zu finden: „Erneuerbare Energie ist schließlich wichtig, um den Klimawandel zu verlangsamen“, sagt der Hobby-Ornithologe. Verhandeln will Schwarzlose „freundlich und wertschätzend im Umgang, aber wenn nötig konfrontativ in der Sache.“ Dabei suche er den Schulterschluss mit Verbündeten wie dem BUND.

Schwarzlose folgt Hermann Schultz, der den ehrenamtlichen Vorsitz im Oktober 2022 nach 35 Jahren niedergelegt hatte. Die restlichen Vorstandsmitglieder beschlossen, die Stelle in ein Hauptamt umzuwandeln, da die Vielfalt der Themen im Nebenjob nur schwer in den Griff zu bekommen sei.

„Ich habe sofort mit der Aufgabe geliebäugelt“, sagt Schwarzlose, der in Freiburg in einer Kanzlei unter anderem mit der Prüfung von Gutachten für Wind- und Solarkraftanlage befasst war. Da seine Frau aus Kiel stammt und sich das Paar für die Betreuung der zwei Kinder Hilfe von der Familie wünschte, zogen sie in den Norden. „Ich fühle mich jetzt schon zu Hause“, schwärmt Alexander Schwarzlose. Kiel sei eine Stadt, die ihre schönen Seiten erst auf den zweiten Blick offenbare – „und so etwas mag ich“.

Außerdem hat er von Kiel aus einen guten Blick auf die Ostsee, die nach dem Willen von Grünen und Naturschutzgruppen teilweise zum Nationalpark erklärt werden soll. „Auch wenn der Park nicht kommen sollte, werden wir uns weiter für den Schutz des Meeres stark machen“, verspricht der neue Nabu-Vorsitzende.

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1 Kommentar

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  • Dieser Mensch ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir schon viel zu viele JuristInnen in der Politik und Verwaltung haben!



    Ich will da lieber Leute sehen, die praxis- und lebensnaher sind. Weniger auf Paragraphen sehen und systemischer denken: DAS wäre mal eine nötige Abwechslung.



    Von diesem neuen NABU Menschen lese ich hier im Artikel nur hohle Phrasen und einen Pragmatismus heraus, der fatal für unsere Umwelt sein dürfte.