Neuer Führer von Islamisten Afghanistans: Geistlicher soll Taliban einen

Haibatullah Achundsada wird der neue Führer der Taliban. Sie bestätigen den Tod ihres bisherigen Führers Mullah Mohammed Achtar Mansur.

Hände halten eine Zeitung

Zeitung in Kabul mit der Nachricht vom Tod des bisherigen Taliban-Führers Mullah Mansur Foto: ap

KABUL taz | Schneller als erwartet haben sich die afghanischen Taliban auf einen neuen Anführer geeinigt. Es handelt sich um Maulawi Haibatullah Achundsada, einen islamischen Gelehrten. Er war bisher erster Stellvertreter seines Vorgängers Mullah Mohammed Achtar Mansur.

Dieser war am Sonnabend von einer US-Drohne getötet worden, als er in einem Auto angeblich von Iran nach Pakistan zurückkehrte. Seinen Tod bestätigten nun auch die Taliban. In Iran soll Mansur zur medizinischen Behandlung gewesen sein.

Er war offiziell erst Ende Juli 2015 an die Stelle Mullah Mohammed Omars getreten, des Gründers der Taliban, hatte sie aber schon seit 2009 geführt. Omar lebte zurückgezogen, starb wahrscheinlich 2012 – aber die Taliban hielten das auch in den eigenen Reihen geheim.

Mansur übernahm darauf die Gesamtführung. Als er 2015 Omar auch offiziell beerbte, führte das zu Spaltungen und internen gewaltsamen Kämpfen.

Taliban sehen sich als legitime Führung Afghanistans

Das Regime der Taliban war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von einer US-geführten Militärintervention gestürtzt worden. Seitdem kämpfen sie um Wiedererlangung ihrer Macht.

Sie betrachten den Einmarsch internationaler Truppen unter US-Führung als illegal, sich selbst als rechtmäßige Herrscher und deshalb offiziell als Islamisches Emirat Afghanistans.

Die schnelle ­Nachfolge zeigt, dass Mansurs Tod ein schwerer Schlag ist

Jetzt zeigt die schnelle Entscheidung, dass Mansurs Tod ein schwerer Schlag für die Taliban war und sie sich nun bemühen, die Reihen geschlossen zu halten. Mit Haibatullah könnte das gelingen.

Er gehört zur Gründergeneration und kann wohl auch die „jungen Wilden“ um Mullah Omars Sohn Jakub bei der Stange halten. Mullah Mohammed Jakub wurde zu einem seiner zwei Stellvertreter und ist damit für die Taliban-Fronten in Afghanistans Süden zuständig. Doch untersteht er der Militärkommission, deren Chef auch als Kandidat für die Gesamtführung galt.

Misstrauen zwischen paschtunischen Stämmem

Größtes Problem für die Einheit der Taliban ist die Stammeszugehörigkeit Haibatullahs sowie seiner Stellvertreter. Denn sie gehören nicht wie Mansur zum Stamm der Ishaksai-Paschtunen. Mansur hatte viele seiner Stammesgenossen in Führungsposition befördert, was zu den Spannungen im Vorjahr beitrug.

Sollte jetzt der Finanzchef Gul Agha Ishaksai, der ein weiterer Kandidat für die Mansur-Nachfolge war, verärgert reagieren, könnten das Geldflüsse und Militäroperationen bremsen.

Haibatullah könnte als Zentrist in der Taliban-Bewegung bezeichnet werden, zwischen den Befürwortern von Friedensgesprächen und den Hardlinern stehend. Die Tür für Verhandlungen mit Kabul dürften deshalb nicht ganz geschlossen sein.

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