piwik no script img

Neuer Bericht zu WohnungsnotDie volle Härte des Marktes

Bauministerin Hendricks stellt Zahlen zur Wohnsituation vor. Der Bedarf ist groß, die Mieten steigen. Ein höheres Wohngeld könnte helfen.

Bauministerin Hendricks will das Wohngeld erhöhen. Es hilft Haushalten mit geringem Einkommen Foto: dpa

Berlin taz | In den deutschen Ballungszentren fehlen Wohnungen. Und wo das Angebot knapp ist, steigen die Mieten. Das gilt für Hamburg und Frankfurt am Main genauso wie für Augsburg und Würzburg. Zwischen 2012 und 2016 sind vor allem die Angebotsmieten gestiegen, durchschnittlich um 16 Prozent.

„Wer umzieht, erlebt die volle Härte des Marktes“, sagte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des „Berichts über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft“ der Bundesregierung. Wer dagegen einen alten Mietvertrag hat, kann mehr Geld für andere schöne Dinge ausgeben. Um durchschnittlich 1,3 Prozent stiegen die Preise für Altmieter im selben Zeitraum. Das sei in Ordnung, so Hendricks.

Weil aber vor allem die Me­tro­polen und Universitätsstädte viele Menschen stark anziehen, bleibt der Bedarf an neuen Wohnungen groß. Hendricks (SPD) plädiert deshalb dafür, das Wohngeld regelmäßig zu erhöhen. Es unterstützt Haushalte mit geringen Einkommen; die Höhe der Auszahlung hängt hauptsächlich davon ab, wie viele Familienmitglieder in der Wohnung leben, wie hoch die Miete ist und wie viel die MieterInnen verdienen. Sie könne sich vorstellen, das Wohngeld alle zwei Jahre anzupassen, so Bauministerin Hendricks.

Im letzten Jahr erhielt ein bedürftiger Haushalt mit zwei ­Personen durchschnittlich 184 Euro monatlich, 2015 waren es noch 114 Euro gewesen. 660.000 Haushalte profitierten davon, 43 Prozent mehr als 2015. Hendricks führt das auf die Anfang 2016 greifende Wohngeldreform zurück.

Den Neubaubedarf, der sich aus der Zuwanderung von EU-BürgerInnen und ­Flüchtlingen sowie aufgrund einer zu geringen Bautätigkeit der letzten Jahre ergebe, will Hendricks bis 2020 mit 350.000 neuen Wohnungen jährlich decken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • Das ist irgendwie alles richtig und bedauerlich.

    Ich kann jedoch aus der eigenen Nachbarschaft sagen. 5 leere Wohnungen , die nicht vermietet werden und lieber leer stehen, da so dermaßen schlechte Erfahrung mit säumigen Mietern, siffigen Mietern, lauten da ständig alkoholisierten Mietern... Und diese erst nach prozessieren und (teilweise) Abstandszahlungen los bekommen haben.

    Mietrecht ist an vielen Stellen nicht Vermieterfreundlich.

  • Es fehlen keine Wohnungen, sie werden nur schlecht ausgenutzt. Zweitwohnungen, leerstehende Wohnungen, die mal zum Übernachten beim Opernbesuch genutzt werden, der Anspruch, zu dritt auf 100 qm leben zu wollen. Leerstehen lassen, weil Angst vor Mietnomaden gibt es auch noch. Viele Wohnungen gehören Chinesen und Arabern, die vielleicht irgendwann mal einen Sohn zum Studium nach Deutschland schicken wollen.....

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Wenn man das Wohngeld erhöht werden nur sofort die Angebotsmieten steigen und noch mehr Menschen werden auf Wohngeld angewiesen sein. Das ist vollkommener Quatsch.

     

    Wenn Wohnung fehlen, dann fehlen Wohnungen!

     

    Eine Einsicht der sich Frau Hendricks zu verschließen scheint. Das verwundert nicht, gehört doch eben ihr Ministerium zu den größten Bau-Verhinderern. Das Bündnis für bezahlbares Wohnen flog ihr vor nicht allzu langer Zeit genau deshalb um die Ohren, sie hat es jetzt geflickt, mal sehen wie lange es hält.

     

    Ich sag mal so, wenn man hier und da nicht bauen darf, weil da Falter und hier Wühlmäuse sind, dann ist das hinderlich. Wenn man dann doch bauen darf, weil sonst Wohnungen fehlen, dann muss man sehr energieeffizient bauen, was nicht sonderlich bezahlbar ist.

     

    Aber mit solchen Kleinigkeiten hält man sich derzeit nicht auf, es ist schließlich Wahlkampf und da baut man dann gerne mal 350.000 Wohnungen im Jahr, bezahlbar, energieeffizient und ohne einem Juchtenkäfer zu nahe zu treten.

     

    Und zukünftig kommt der frisch vermählte Weihnachtsmann mit seinem Mann dem Osterhasen jedes Wochende (mit dem E-Auto) und bringt milde Gaben (auch denen die unter Brücken wohnen). Frau Hendricks regelt das schon.

  • Ich denke, der Staat könnte die Verteilung des Wohnraums zentral regeln. Damit könnte man den unerwünschten marktwirtschaftlichen Verwerfungen entgegenwirken.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @fritzkuh:

      Geil, staatliche Wohnungsvergabe wie zu Zeiten der DDR. Manche Ideen sind nicht totzukriegen.

    • @fritzkuh:

      Kennen wir. Kommunale Wohnungswirtschaft. Wenn nichts mehr zu vergeben ist, blüht der Handel unter der Hand. In der DDR waren komplizierte Ringtausche nötig, um den Menschen das zu verschaffen, was sie wünschten.

  • Kurzfristig wäre das eine gute Lösung. Und überhaupt, das Wohngeld könnte man einzelfallbezogen berechnen und nicht abhängig von der Kommune in der man sich befindet.

     

    Schließlich sind Mieten in Berlin, und Hamburg viel zu hoch, wenn man das Deutschlandweit betrachtet.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/258635/umfrage/bruttokaltmiete-bewohnter-wohnungen-in-deutschland-nach-bundeslaendern/

     

    Langfristig brachen wir entweder eine Mietpreisobergrenze die järlich durch die Politik geprüft und abschließend bestimmt wird. Oder die Mietpreisbremse muss zwangsläufig verschärft werden. Viel zu viele Ausnahmen gibt es momentan.

    http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/122/1812224.pdf

    • @Stefan Mustermann:

      Ich glaube, das Wohngeld, bzw. die Unterbringungskosten legen die Kommunen selber fest. Man kann die Hartzer ja auch zwangsumsiedeln. Ob sie in Berlin oder in Stendal nicht am Leben teilnehen können, ist wohl egal. Bei den Migranten wird ja auch über eine Wohnsitzauflage diskutiert.

  • "Sie könne sich vorstellen, das Wohngeld alle zwei Jahre anzupassen, so Bauministerin Hendricks."

    So, so, der Steuerzahler soll also den Mietwucher der privaten Wohnungseigner alimentieren, weil die Regierung zu schwach oder besser nicht Willens ist, den Wucher zu unterbinden.

    Was für eine Farce!

    • 3G
      32795 (Profil gelöscht)
      @Trabantus:

      Es fehlen einfach Wohnungen, das ist schon alles. "Wucher" zu unterbinden, schafft keine einzige zusätzliche Wohnung.

       

      Btw, wie würden Sie denn vorschlagen, dass entschieden wird wer wo wohnen darf wenn nicht über den Preis? Expertenkommissionen? Faustkämpfe? Würfel?

      • @32795 (Profil gelöscht):

        Woraus entnehmen Sie, dass es mir um "wohnen dürfen" geht?

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @Trabantus:

      Wie würden Sie denn den "Wucher" unterbinden?

      (Bevor Sie nun mit Mietpreisbremse o.ä. anfangen: Schon im alten Rom haben solche Edikte keine Wirkung entfaltet)

      • @73176 (Profil gelöscht):

        Mietpreisbremse ist das untauglichste Mittel. Sie diente ja einzig und allein dem Zweck, den laufenden Wucher lediglich mit einem Scheindeckelchen zu legitimieren Da stimme ich Ihnen zu. Meine anderen Lösungsvorschläge würden Ihnen so gar nicht gefallen.

        • @Trabantus:

          Auch ein Mietspiegel nützt nichts, er beeinhaltet die automatische Anpassung an ein jeweils höheres Niveau.

        • 7G
          73176 (Profil gelöscht)
          @Trabantus:

          Jetzt bin ich aber gespannt ...

          • @73176 (Profil gelöscht):

            Wie wäre es denn zum Beispiel mit einem staatlich initiierten, transparent geplanten und ebenso kontrollierten Wohnungsbauprogramm für ausschließlich Sozialwohnungen.

            Nicht auf maximalen Profit, sondern auf solchen Ertrag orientiert, dass sich die Kosten (langfristig) amortisieren und der Erhalt der Gebäude und Wohnungen langfristig garantiert würde. Die Planungen der Wohnsubstanz sollten einem Niveau angemessen werden, welches bezahlbare Mieten garantiert, die keinesfalls mehr als 20 Prozent des Durchschnittseinkommens verschlingen. Nicht möglich? Doch, es ist möglich kostengünstig und gleichzeitig auf einem ordentlichen Niveau zu bauen. Häuslebauer beweisen es zu Hauf.

            Der Bedarf an gerade diesem Wohnraum ist enorm groß. Die Auslastung garantiert. (Wohnungen in grundsanierten Plattenbauten z.B. in Berlin und Potsdam sind begehrt) Junge Familien z.B. hätten so die Chance, echte Planung auch fürs komfortablere Wohnen nach einer Phase der Stabilisierung der eigenen Lebenssituation zu betreiben. Ein massives Angebot solchen Wohnraums würde die Marktsituation langfristig und dauerhaft entspannen, den Miethaien den einen oder anderen Zahn ziehen. Und die Wahlmöglichkeit, sich privat vermieteten Wohnraum zu suchen wäre damit keinesfalls gemindert. Im Gegenteil.

            Das wäre so ein Vorschlag.

            Und bitte jetzt nicht das Lied von der Ablehnung staatlicher Bevormundung.

            Wie gesagt, der könnte Jeder mit entsprechendem Aufwand und damit verbundenen Belastungen weiterhin entgehen und sich unendlich frei und vom Vermieter besch... fühlen.

            • 7G
              73176 (Profil gelöscht)
              @Trabantus:

              Sozialer Wohnungsbau gehört absolut in die soziale Marktwirtschaft und ist etwas was ich auch befürworte. In welcher Form und für wen genau, lässt sich sicherlich streiten.

              Es wird aber nur bedingt das Problem lösen. Wichtiger ist, dass die Menschen akzeptieren, dass nicht jeder in der (Innen)Stadt leben kann.

              Ich glaube, ein wesentlicher Punkt für die Zukunft wird sein, dass die Infrastruktur der Vororte und die Anbindung der Vororte an die Innenstadt verbessert werden.

              Anmerkung: 20% des Einkommen für Miete ist unrealistisch - und historisch auch nicht nachvollziehbar. Sie werden sich damit abfinden müssen, dass ca. 1/3 des Einkommens für die Miete veranschlagt werden muss. Wenn man aber bedenkt, dass dies (neben der Arbeit) der Lebensmittelpunkt ist, so kann man nicht unbedingt behaupten, dass 1/3 viel ist - aber sicherlich auch nicht wenig.

              • @73176 (Profil gelöscht):

                Ja, genau das ist der Punkt. Wohnen kostet eben. Warum müssen 80 % des Gehaltes für den Spaß übrigbleiben? Müssen sie eben nicht!!!!

            • @Trabantus:

              Es wäre den Menschen ein Leichtes Genossenschaften zu gründen und genau das zu tun. 20 Jahre finanzieren, dann bleibt das bezahlbar. Genossenschaften werden in München und anderen großen Städten bei Bauprojekten bevorzugt. Nur die Menschen tun es nicht, sind ja alles Individualisten, die sich keinesfalls festlegen lassen wollen. Nicht auf einen Partner und nicht auf eine Stadt.

              • @Energiefuchs:

                Da leider außer Beamten und einige Mitarbeiter von Großfirmen überblicken können, dass sie 30 Jahre lang ein entsprechendes Auskommen haben werden, müsste diese Möglichkeit anders gefördert werden, insbeondere bei denjenigen, die im Alter lange vor der Verrentung in HartzIV fallen.

                 

                Ich kenne genug Menschen, deren VL-Leistungen, die sie sich während einer Beschäftigung angespart haben, auch wieder aufgelöst werden mussten wegen Arbeitslosigkeit.

                 

                Und btw müsste für solche Projekte nicht nur das Bewusstsein etwas mehr angeregt werden, sondern es müssten auch in der BRD Löhne gezahlt werden, die den Menschen es ermöglichen, solche Projekte zu verfolgen.

                • @Age Krüger:

                  Eigengenutztes Wohneigentum wird nicht zur Hartz-Verwertung herangezogen. Also wenn es nicht riesig ist. Und falls doch alles schief geht, kann man doch vermieten oder verkaufen und hat nochmal Einkünfte, dann braucht man auch kein Hartz 4. Da muss der Staat nichts garantieren. Da müssen die Leute den Arsch hochkriegen.

            • @Trabantus:

              Was Sie hier vorschlagen, kann jederzeit, noch HEUTE, realisiert werden. Sie organisieren sich mit Gleichgesinnten, gründen eine Wohnungsbaugesellschaft und los geh's!

              • @Karl Bauer15:

                Die Idee muss so weltfremd sein, dass sich kaum Interessenten dafür finden.

                Oder sehen sie angesichts der allseits beschworenen Wohnungsnot Initiativen?

                • @Trabantus:

                  Die Wohnungsnot wird halt nur beschworen. Wenn es massig Wohnungen gibt und die Miete sinkt, kann wieder niemand die Wohnungen erhalten. Man muss an so einem Wohnhaus spätestens nach 20 Jahren was machen! (Dach, Heizung, Sanitär) Das ist dann einfach "abgewohnt".