Neue Zahlen zu Asyl in der EU: Kaum noch Wege nach Europa
Die Zahl der Asyl-Erstanträge in der Europäischen Union geht 2024 um 11 Prozent zurück. Das liegt auch an Abschottung weit außerhalb der EU-Grenzen.
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Zwar wurden damit in Deutschland weiterhin die meisten Anträge in der EU gestellt. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet machte das indes mit einem Antrag je 352 Einwohner:innen im EU-Vergleich nur Platz 8 aus. Griechenland landete mit einem Antrag je 141 Einwohner:innen vorn.
EU-Staaten, die mit illegalen und gewaltsamen Pushbacks gegen Geflüchtete vorgehen – und oft zu den Wortführern bei Forderungen nach noch härterem Vorgehen zählen – liegen bei den Antragszahlen weit hinten: Polen, mit seinen rund 36 Millionen Einwohner:innen, nahm gerade 17.000 Anträge entgegen, in Kroatien waren es 1.200 Anträge, in den drei baltischen Staaten zusammen etwa 2.600 Anträge, Ungarn nahm keinen einzigen Asylantrag an. In den skandinavischen Ländern Finnland, Dänemark und Schweden, die eine teils besonders strikte Anti-Flüchtlingspolitik verfolgen, stellten zusammen nur rund 15.000 Menschen einen Antrag.
Auffällig ist, dass Menschen aus vielen Regionen, die von Hilfsorganisationen als derzeit schwerste humanitäre Krisen weltweit eingestuft werden, unter den Schutzsuchenden in der EU heute praktisch keine Rolle mehr spielen. So sind Menschen aus Sudan/Süd-Sudan, Gaza/Palästina, Äthiopien, Niger oder Burkina Faso – wo Millionen Menschen auf der Flucht und von Gewalt betroffen sind – in der EUAA-Liste der Herkunftsländer für 2024 gar nicht mehr ausgewiesen. Die Zahlen liegen damit allenfalls im Bereich einiger Tausend Anträge pro Jahr EU-weit.
Syrer:innen noch immer größte Gruppe der Schutzsuchenden
Zu den Gründen dafür zählt auch, dass für Menschen aus diesen Konfliktregionen Fluchtwege weitgehend versperrt sind. Die mit Milliardensummen aus der EU vorangetriebene Migrationskontrolle in Ländern wie Ägypten, Tunesien, Libyen, Marokko, Senegal oder Mauretanien hat die Möglichkeiten, aus den Konfliktgebieten in Ost- oder Westafrika zu flüchten, zuletzt stark eingeschränkt.
Im zentralen Mittelmeer fiel die Zahl der Ankünfte 2024 um 42 Prozent auf etwa 66.000 Menschen. Gleichzeitig berichten Menschenrechtsorganisation über zunehmende, teils tödliche Gewalt gegen Geflüchtete, unter anderem Human Rights Watch (HRW) in einem Bericht vom Januar 2025. „Migranten, Asylsuchende und Flüchtlinge sind Gewalt, illegalen Zurückweisungen und sogar dem Tod ausgesetzt, weil die EU auf Abschreckung und Externalisierungspolitik setzt“, sagte Benjamin Ward von HRW. Die EU müsse diese „schädlichen Strategien aufgeben und Europas Kollaboration mit dem Missbrauch von Menschen, die außerhalb seiner Grenzen unterwegs sind, beenden“.
Auch nach dem Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien im Dezember 2024 fliehen Menschen weiter aus dem Land. 2024 stellten Syrer:innen insgesamt rund 150.000 Asylanträge in der EU, das war ein Rückgang um etwa 20 Prozent. Syrer:innen bleiben damit aber weiter die größte Gruppe, die in der EU Schutz sucht.
Trotz der Versuche, das Asylrecht auszuhebeln, blieb die Anerkennungsquote 2024 EU-weit stabil bei rund 42 Prozent in der ersten Instanz. Gleichzeitig wird Antragsteller:innen EU-weit häufiger sogenannter subsidiärer Schutz, eine Art Asyl light gewährt, was unter anderem den Familiennachzug erschwert oder unmöglich macht.
Fast die Hälfte aller Anträge (48 Prozent) kam EU-weit von Menschen aus Ländern mit einer Ablehnungsquote von mindestens 80 Prozent, darunter Bangladesch, Marokko und Tunesien.
Deutschland lag bei der Anerkennungsquote fast exakt im Schnitt. Nicht eingerechnet sind dabei aber unter anderem die Fälle, deren Klagen gegen Ablehnungen vor den Verwaltungsgerichten Erfolg haben. Rechnet man diese hinzu, lag die sogenannte bereinigte Gesamtschutzquote 2024 in Deutschland zuletzt bei etwa 63 Prozent.
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