Neue Werke von Banksy: Aufs Tier gekommen
Der Künstler Banksy ist ein Phantom. Seit über einer Woche sorgen Werke mit Wildtieren von ihm einmal mehr für Aufsehen. Was will er damit sagen?
Begeisterung etwa löst Banksy mit seiner neuesten Aktion bei denjenigen aus, die die meist hochpolitische Graffitikunst des anonymen Street-Art-Künstlers feiern. Aber auch eine gewisse Ratlosigkeit hinterlassen die inzwischen insgesamt neun Bilder. Denn etwas unüblich für Banksy, dessen Botschaften sonst eher plakativ, dadurch aber immerhin gut verständlich daherkommen, zeigen die neuen Werke diverse Wildtiere an Häuserfassaden und anderen Gegenständen im urbanen Raum. So jedenfalls interpretieren es Kunstmagazine, die der Banksy’schen Kunst keine Vielschichtigkeit attestieren wollen.
Kreativer werden da diejenigen, an die sich Banksys Arbeit im Stadtraum in der Regel richtet: die Bürger*innen. Auf Instagram, wo er erklärungslos Fotos seines Großstadtdschungels postete, häufen sich die Interpretationen seiner Fans in den Kommentaren. So könnte das erste Bild, auf dem eine Ziege auf einem bröckelnden Vorsprung steht, während eine reale Überwachungskamera draufhält, laut einem User als Medienkritik verstanden werden. Gemäß dieser Interpretation zeige die Kamera nicht etwa die gesamte Szenerie, sondern nur die bröckelnden Steine, sprich einen Ausschnitt. Eine Ode an die Komplexität also?
„Nature is about to fck the industry like the industries fckd nature“, kommentierte indes Influencerin Enissa Amani jenes Werk, bei dem ein Nashorn ein an einer Hauswand abgestelltes Auto besteigt.
Franz Marc als Vorbild?
Weniger kryptisch erscheint indes das nach BBC-Angaben unter Berufung auf das Team des Künstlers letzte Werk aus Banksys Tierleben am Eingang des Londoner Zoos: Ein Gorilla hebt auf den Rollläden einen Vorhang hoch, sodass Tiere in die freie Wildbahn entschlüpfen können. Ein Zeichen dafür, dass sich Leben stets seinen Weg bahnt, so eine Deutung der Netzgemeinde.
Wer aber steckt hinter der Banksy-Street-Art? Eine Frage, die nicht nur die Kunstwelt seit geraumer Zeit umtreibt. Als gesichert gilt laut Expert*innen nur, dass Banksy aus dem englischen Bristol stammt. Dort jedenfalls begann er in den Neunzigerjahren, seine Graffiti in Stencil-Technik zu hinterlassen. Eines dieser Werke ist heute noch in Bristol zu bewundern: „The Mild Mild West“ zeigt einen Teddybären, der einen Molotowcocktail auf drei Polizisten wirft. Dessen Entstehung bezieht sich auf eine Reihe illegaler Partys, die in der Zeit in verlassenen Lagerhäusern in Bristol stattfanden und gegen die die Polizei gewaltsam vorging.
Beim Rätselraten über die wahre Identität des Robin Hoods der Street-Art wurden bereits einige Namen genannt, so etwa der des Briten Robin Gunningham. Auch, dass sich hinter Banksys Kunst ein Kollektiv versammelt, ist möglich und würde die unterschiedlichen Orte, an denen die Werke auftauchen, erklären.
„Ich habe nie das Verlangen, die Tiere zu malen, ‚wie ich sie ansehe‘, sondern wie sie selbst die Welt ansehen“, beschrieb einst Tiermotiv-Aficionado Franz Marc seine Malerei. Hat sich Banksy vielleicht an dem Maler ein Beispiel für seinen Sommerloch-Scoop genommen? Auch das bleibt Spekulation.
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