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Neue Überraschung im NSU-ProzessJetzt will auch Wohlleben aussagen

Vor ein paar Tagen kündigte Beate Zschäpe eine Aussage an. Nun will im NSU-Prozess wohl auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen brechen.

Wohlleben wird beschuldigt, die wichtigste Tatwaffe des „NSU“, die Pistole vom Typ „Ceska“, beschafft zu haben. Foto: dpa

München dpa | Im Münchner NSU-Prozess will nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen brechen. Auch er bereite eine Aussage vor, berichtete das Magazin am Donnerstag vorab. Damit würde er der Hauptangeklagten Beate Zschäpe folgen, die über ihre Anwälte bereits offiziell ihre Aussage ankündigt hat.

Wohllebens Verteidigerin Nicole Schneiders lehnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur eine Stellungnahme ab, ob ihr Mandant sich vor Gericht äußern will. Wohlleben wird beschuldigt, die wichtigste Tatwaffe des „NSU“, die Pistole vom Typ „Ceska“, beschafft zu haben. Die Bundesanwaltschaft hält ihn außerdem für die „steuernde Zentralfigur“ hinter dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU).

Mit der „Ceska“ sollen die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neun türkisch- und griechischstämmige Gewerbetreibende erschossen haben. Diese Morde gelten als rassistisch motiviert. Zschäpe muss sich in dem Prozess als Mittäterin verantworten. Offen blieb zunächst, wann Zschäpe und Wohlleben aussagen könnten. Für Dienstag hat das Gericht die Fortsetzung des Prozesses geplant, mutmaßlich mit Zschäpes Aussage.

Im Prozess haben bisher nur zwei der fünf Angeklagten ausgesagt. Der ebenfalls als Waffenbeschaffer angeklagte Carsten S. hatte schon zu Beginn ein volles Geständnis abgelegt. Holger G., der das Trio mit Papieren und einer Tarnlegende versorgt haben soll, beschränkte sich bisher auf eine von ihm vorgetragene Erklärung. Der einzige Mitangeklagte, der weiter schweigt, ist André E. Auch er soll das Trio während der gesamten Zeit im Untergrund bis zum Auffliegen am 4. November 2011 unterstützt haben.

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7 Kommentare

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  • Es stellt sich die Frage, ob das Vorgehen von Zschäpe und Wohlleben abgesprochen wurde. Letztlich besteht deren Prozessstrategie in Verschleppung und dem Ziel, mit Befangenheitsanträgen den Prozess platzen zu lassen.

  • "Wieso erinnert mich das ganze Theater an die RAF-Prozesse?"

     

    Vielleicht, weil Ihnen nicht klar ist, daß man das nicht vergleichen kann?

  • Nicht am 12. November, auch nicht am 17., nein frühestens am 8. Dezember geruhen ihro Gnaden Zschäpe & Co. ihre Memoiren dem dummen deutschen Volk vortragen zu lassen. Wieso erinnert mich das ganze Theater an die RAF-Prozesse? Eine ebenso eitle, selbstbezogene und größenwahnsinnige Bande selbsternannter Scharfrichter, die sich auch noch mordsmäßig schlau dabei vorkommt, wenn sie die Justiz an der Nase herumzuführen versucht. Und was droht ihnen denn schon so furchtbar Schlimmes? Paar Jahre Knast unter vergleichbar privilegierten Bedingungen. Das kichern die doch weg.

  • Die Härte des Urteils ist immer weniger maßgeblich... das Wichtigste für die Gesellschaft ist, dass endlich Klarheit in die ganzen Vorgänge kommt... Von diesem Gesichtspunkt aus kann das Gericht den Angeklagtern gerne mit spürbare Strafnachlässe entgegenkommen.

  • "Die Bundesanwaltschaft hält ihn außerdem für die „steuernde Zentralfigur“ hinter dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU)."

     

    Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Er war auf jeden Fall eine starke und stabile Führungsfigur in der Neonaziszene in der Region - über lange Jahre.

    • @Andreas_2020:

      Ich hoffe, dass die Aussagen der beiden Antworten liefern und keine weiteren Fragen aufwerfen.

       

      Sollte sich (wie allgemein erwartet), die Schuld von Beate Z. und Ralf W. herausstellen, würde das sicherlich zur Klarheit in etlichen Fällen beitragen - sollten die beiden noch Verstrickungen von "offiziellen" Stellen zu Protokoll geben, könnten die Aussagen völlig neue Wendungen herbeiführen...