Neue Staffel „Feud“ über Capote: Streiten in der Upper Class
Die Disney+-Serie „Feud: Capote vs. The Swans“ erzählt die Geschichte von reichen, einflussreichen Frauen im New York der 1960er und 70er.
„Kaltblütig“ ist der Titel des erfolgreichsten Werks des Schriftstellers Truman Capote. Kaltblütig ist auch Capote in der zweiten Staffel von „Feud“. Darin beschäftigen sich die Regisseur*innen Gus Van Sant, Max Winkler und Jennifer Lynch mit der tatsächlich stattgefundenen Fehde zwischen einflussreichen Frauen der New Yorker Upper Class und Capote. Der Schriftsteller war selbst Teil der Gesellschaft, bis er 1975 einen Teil seines Romans „Answered Prayers“ im Magazin Esquire veröffentlichte.
Er schreibt über die Geheimnisse der Frauen, die er „die Schwäne“ nennt. Die Veröffentlichung führt zum Suizid von Ann Woodward (Demi Moore). Die Frauen beschließen daraufhin bei Spargel, rotem Fleisch und Zigaretten im Nobelrestaurant „La Côte Basque“ den „langsamen Tod“ von Truman Capote. „Schluss damit, dass wir betrogen werden“, sagt Slim Keith (Diane Lang) zu Babe Paley (Naomie Watts), als sie seinen Ausschluss aus der Gesellschaft planen. „Genug von Truman, Ehegatten und Männern.“
Während die erste Staffel von „Feud“ die Rivalitäten zwischen den Schauspielerinnen Bette Davis und Joan Crawford thematisiert, liegt der Fokus in der zweiten Staffel verstärkt auf gesellschaftlichen Machtverhältnissen.
Die Frauen halten zusammen und sind doch einsam in ihrem hedonistischem Leben. Deshalb vertrauen sie sich Capote an, den sie „Tru“ nennen, und erzählen ihm von untreuen Ehemännern, dem Horror des Älterwerdens in Hollywood und von Straftaten, sodass Capote bald viele Geheimnisse des New Yorks der 1960er und 1970er kennt – und zu passender Gelegenheit ausplaudert.
Die zweite Staffel schafft es, erfrischend viele Frauenrollen mit spitzer Zunge darzustellen. Sie sagen so grandiose Dinge wie „Ich vertraue keinem Schriftsteller, denn er hat das letzte Wort.“ Auch Capote wird in seiner zunehmenden Verzweiflung als alkoholkranker Schriftsteller, der an seinen Erfolg anknüpfen will, bis zu seinem Tod 1984 treffend porträtiert.
Schade nur, dass auf dem Weg dahin manches verloren geht. Die Szenen springen zwischen den Lebensepisoden des gesellschaftlichen Zirkels und Capotes Träumen. So gleitet die Staffel, genau wie Capote „seine Schwäne“ beschreibt, nur an der Oberfläche.
„Feud: Capote vs. The Swans“, Staffel 2, 8 Folgen auf Disney+
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“