Neue Serie „The Beast in Me“ bei Netflix: Der Millionär nebenan
„The Beast in Me“ erzählt von reichen New Yorkern, edlen Vororten, Angst und Gewalt. Angesichts des Wahlerfolgs von Zohran Mamdani ist das hochaktuell.
Können sich reiche Menschen die Welt mit ihrem Geld nach eigenem Gutdünken so zurechtbiegen, wie sie es wollen? Angesichts von Nähe und Einfluss einiger Milliardäre auf die derzeitige US-Regierung ist das eine durchaus brisante und politische Frage, die auch das zentrale Motiv der Netflix-Serie „The Beast in Me“ ist. Das macht diesen Krimi-Achtteiler so interessant. Im Zentrum der Geschichte steht die erfolgreiche Schriftstellerin Aggie Wiggs (Claire Danes). Nach dem Tod ihres achtjährigen Sohnes und der folgenden Trennung von ihrer Lebensgefährtin sitzt sie mit Schreibblockade in ihrem Haus auf Long Island und muss ihrer Verlegerin ein Manuskript liefern. Dann zieht der skandalumwitterte Immobilienmogul Nile Jarvis (Matthew Rhys) ins Nachbaranwesen.
Aggie steht dem neuen Nachbarn in der reichen New Yorker Vorortgegend abweisend gegenüber. Gerüchten zufolge soll Jarvis seine Ex-Ehefrau ermordet haben. Außerdem macht ihn ein Luxusbauprojekt in Manhattan, das er zusammen mit seinem Vater (Jonathan Banks) plant, zur Zielscheibe einer medienwirksamen Anti-Gentrifizierungs-Kampagne. Aber Aggie und Niles lernen sich kennen und sie beschließt – trotz ihrer Vorbehalte und sehr zur Freude ihrer Verlegerin – ein Buch über den umstrittenen Promi-Nachbarn zu schreiben.
„The Beast in Me“ erzählt von einem rücksichtslosen Mann, der es gewohnt ist, Widerstände aus dem Weg zu räumen. Das beginnt schon beim asphaltierten Joggingpfad, den er durch das angrenzende Waldstück bauen lassen will und wofür er Aggies Einverständnis braucht. Die ist vom reichen Nachbarn, dessen Wachhunde plötzlich durch ihren Garten rennen, während nachts seine Alarmanlage in ohrenbetäubender Lautstärke losjault, erst mal total genervt. Er selbst wünscht sich nichts mehr, als anerkannt zu werden, vor allem von der bildungsbürgerlichen Nachbarin, die seinen Reichtum verachtet. Und bald findet Niles auch Aggies wunden Punkt und nutzt den Druck aus, den ihre Verlegerin macht. Sie soll nun ein Buch schreiben und ihm ein besseres Image verschaffen. Das führt zu Konflikten.
Denn Aggie ist gefeierte Sachbuchautorin mit hohem gesellschaftlichem Renommee und will sich nicht vor den Karren des Immobilienmaklers spannen lassen. Plötzlich meldet sich dann auch noch ein FBI-Agent bei ihr, der jahrelang gegen Niles Jarvis ermittelt hat und sie vor ihm warnt. Ist womöglich an den Anschuldigungen doch was dran? Hat der superreiche Makler seine Ex-Frau ermordet? Als dann auch noch der junge Mann verschwindet und angeblich Selbstmord verübt hat, den Aggie für den Unfalltod ihres Sohnes verantwortlich macht, beschleicht sie ein schrecklicher Verdacht.
„The Beast in me“, ab 13.11. auf Netflix
Auch wenn weite Teile der Serie im Vorort der Schönen und Reichen spielen, geht es immer wieder um Immobilienverwertung in New York und den Protest der dortigen Bevölkerung. Angesichts des Wahlerfolgs von Zohran Mamdani ist das hochaktuell, wenngleich die linke Gegenspielerin, Council-Woman Olivia Benitez (Aleyse Shannon), etwas zu holzschnittartig geraten ist.
Spannungsgeladen erzählt „The Beast in Me“ von Beziehungsproblemen, Kunstproduktion, brutal hierarchischen Arbeitsverhältnissen, Missbrauch und dem Kampf um Wahrheit. Es geht in die Villen superreicher New Yorker, in Kunstgalerien, auf Demos, in FBI-Büros, in heruntergekommene Brachen, auf in den Himmel wachsende Baustellen und in Verlegerbüros mit Blick über Big Apple. Dabei zeigt die Serie gekonnt, wie sehr Reichtum und die damit verbundene Macht Menschen ködert und wie attraktiv es sein kann, sich in deren Einflussbereich zu begeben. Oder kommen die oberen Zehntausend dann doch nicht mit allem durch?
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