Neue Ökomarken: dm greift mit Demeter Biohandel an
Der Drogeriemarkt dm verkauft jetzt auch Lebensmittel mit einem neuen Demeter-Siegel – und Marken, die lange Bio-Märkten vorbehalten waren.
„Viele dmBio Produkte tragen künftig das biodynamische Demeter-Siegel“, teilte die Kette mit. Sie nannte Babynahrung als Beispiel. Zudem führt dm nach eigenen Angaben bereits Produkte mit der Demeter-Originalmarke: etwa des Müsli-Herstellers Wyld, der Zwiebackfabrik Sommer und des Babybreiunternehmens Holle.
Äußerlich unterscheidet sich das schwarz-weiße ovale Siegel mit dem Schriftzug „biodynamisch zertifiziert durch Demeter“ von der orange-grün-weißen Marke des Verbands. Die Produkte müssen aber die gleichen Regeln für die Erzeugung erfüllen; zum Beispiel müssen Bauern Felder mit biologisch-dynamischen Präparaten aus Kräutern, Mineralien und Kuhmist behandeln, sie dürfen Kühe nicht enthornen und müssen ausschließlich Biofutter verwenden.
„Demeter-Mitglieder arbeiten nach den strengsten Bio-Richtlinien“, schreibt dm. Nach dem gesetzlichen Mindeststandard für Ökolandbau ist es etwa erlaubt, die Hörner von Rindern zu entfernen.
„Ich würde nicht zu dm gehen“
Doch auch die Demeter-Marke selbst ist inzwischen nicht mehr nur in Bioläden erhältlich, sondern auch bei konventionell geprägten Ketten wie dm. Damit hat der Fachhandel weiter an Exklusivität verloren. 2017 ist er schwächer gewachsen als der Biomarkt insgesamt.
„Ich würde nicht zu dm gehen“, sagt dagegen Volkmar Spielberger, Geschäftsführer der Spielberger GmbH Burgermühle, der taz: „Unser Wertesystem, das wir in unseren Produkten mitanbieten, werden wir nicht halten können, wenn wir uns mit dem nationalen Systemhandel verbünden.“
Denn der zahle am Ende immer nur Minimalpreise, die nicht reichten für eine „bäuerliche, regionale Landwirtschaft“, die ihre Tiere gut hält. Die Ketten würden durch ihre „Preismacht“ eine industrielle Landwirtschaft fördern. „Wir bitten die Verbraucher, genau und kritisch anzuschauen, unter welchen Bedingungen Lebensmittel tatsächlich produziert und gehandelt werden“, so Spielberger.
„High-Class-Produkte, kauft man besser im Bio-Fachhandel“, sagte Elke Röder, Geschäftsführerin des Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), der die Fachhändler organisiert. Daher sei in der neuen Demeter-Vertriebspolitik von einer herausgehobenen Partnerschaft mit dem Naturkostfachhandel die Rede.
„Der BNN erwartet Anstrengungen seitens Demeter, dass dieser Passus der Vertriebsrichtlinie kein Papiertiger bleibt“, so Röder. „Außerdem stellt sich eine Frage, die nur Demeter beantworten kann: Wie werden die Siegel-Unterschiede den Kundinnen und Kunden verdeutlicht?“ Denn insbesondere verantwortungsbewusste Konsumenten „dürften irritiert sein.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen