Neue Musik aus Berlin: Simulation im Quantennetz
Tanzbare Beats, elektronische Testsequenzen, Ironie: Auf ihrem Album „Quantum Web“ taucht Discovery Zone durch die experimentellen Sphären des Pop.
D er Kosmos, den die Berliner Band Fenster nach und nach hat entstehen lassen, macht in regelmäßigen Abständen staunen. Dass es von dem internationale Projekt seit sechs Jahren kein neues Album gegeben hat, stört da nicht groß, haben sich die beteiligten Künstler in der Zwischenzeit doch ausgiebig mit Soloarbeiten hervorgetan. John Moods, World Brain und Discovery Zone lauten deren Namen unter anderen.
JJ Weihl hat sich als Discovery Zone für hochartifiziellen Pop entschieden. Ihr Gesang schwebt dank Auto-Tune-Nachbearbeitung fast körperlos durch die luftigen Arrangements, die bevorzugt aus klaren digitalen Klängen bestehen, mit bedächtigem Beat, der dem Raum erst einmal eine Struktur verleiht. Zum Teil so dezent dynamisch, dass er auch zum Tanzen taugen würde.
In erster Linie ist „Quantum Web“, wie Weihl ihr zweites Album genannt hat, aber vor allem ein Beitrag zur Grundlagenforschung in Sachen elektronische Songgestaltung.
![](https://taz.de/picture/6872476/14/Quantum-Web-1.jpeg)
Discovery Zone: „Quantum Web“ (Mansions and Millions/RVNG Intl./Cargo); Live am 19. April im silent green
Die Titel heißen zum Teil entsprechend technisch-nüchtern „Test“ oder „Operating System“. Dass das Quantennetz, nach dem sie ihr Album benannt hat, gleichwohl als weiter gespannt zu verstehen ist, gibt sie an anderer Stelle zu erkennen. Die Platte beginnt mit „Supernatural“ sogar vermeintlich esoterisch, wie auch manche im Verlauf des Albums gelegte Spur eher Ironie als Affirmation erkennen lässt. Das alles mit so freundlicher Künstlichkeit, dass man von einer charmanten Simulation sprechen kann. Oder ist es simulierter Charme?
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