piwik no script img

Neue Musik aus BerlinSupport your local Bruno

Um den Berliner Underground braucht man sich nicht zu sorgen. Das zeigt „Plattebausubstanz“, ein Sampler des Kollektivs „Bruno ist dagegen“.

Rotzig, blumig, klopapierig: die Riot Spears Foto: ©Riot Spears

H ier geht es jetzt um Bruno. Nicht um den Braunbär (R.I.P.), nicht um Bruno Mars, sondern um einen subkulturellen Bruno. Denn unter dem Namen „Bruno ist dagegen“ haben sich vor zwei Jahren rund 20 Mu­si­ke­r:in­nen und Künst­le­r:in­nen zusammengeschlossen, das Kollektiv versteht sich als Plattform, Label und Veranstaltergruppe für die jüngere Punk- und Postpunk-Szene zugleich. Mit Bruno verfolgen sie einen klassischen D.I.Y.-Ansatz, wollen Bands die Möglichkeit geben, etwas zu veröffentlichen und Kreativität jenseits von Verwertungslogiken denken.

Jetzt ist mit „Plattebausubstanz“ der bereits dritte „Bruno ist dagegen“-Sampler erschienen, und wer wissen will, wie gut Punk, Independent Rock und Riot Grrrl auch 2021 noch klingen können, der höre diese Kompilation. Da findet sich etwa der rotzige Punkentwurf der Riot Spears. Die drei Berlinerinnen bewegen sich irgendwo zwischen den Koordinaten Grunge und Noiserock, auch der hier vertretene Song „Emotional Fries“ klingt schön dreckig und geht nach vorne.

Mit Cava ist ein weiteres Berliner Garagepunk-Girl-Duo vertreten, deren Musik in eine ähnliche Richtung geht, nur einen Tacken poppiger klingt („Spider“). Eine weitere Entdeckung: Die schmutzig-schrammeligen Angels, die an einem Sound von Bands wie L7 oder Babes in Toyland geschult sind („Longing“). Experimenteller, schräger, aber genauso feministisch geht es bei Vorsicht Kinder zu, die einen hörenswerten Song zum Thema Körperfett beitragen („Verschluck Dich Nicht“). Auch zu empfehlen: eine Runde Stuhltanz mit der gleichnamigen Band.

Das Album

Various Artists: „Plattebausubstanz“, zu beziehen via brunoistdagegen.bandcamp.com

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Ein paar Namen sind dabei, von denen man schon mal gehört haben könnte, Nunofyrbeeswax etwa erweisen sich hier ein weiteres Mal alles formidable Krach­ro­cke­r:in­nen („Days and Days“), und von dem großartigen Chemnitzer Duo Baumarkt dürfte man bald ohnehin mehr hören; wie viel Potenzial deren Synthpunk-Dada-Pop hat, durfte man kürzlich bei einem Auftritt am Haus der Statistik bestaunen.

Was bleibt nach 13 Songs? Bruno ist erstaunlich weiblich, Bruno wird den Berliner Underground locker in die nächste Generation retten, und Brunos Sampler ist für nur 7 Euro auf Bandcamp käuflich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!