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Neue Kampagne von ARD-MediaLet’s do, let’s go, denn wir sind deins!

„Die ARD kann auch ‚Wow‘“, hat der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke gesagt. Unser Kolumnist ist vom neuen Kreativkonzept der ARD weniger überzeugt.

vor allem WOW Foto: imago

V ergesst Musk, Mischke und den ganzen Murks. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk geht neue Wege und rettet damit die deutsche Bundesrepublik. Und das liegt ganz allein am neuen Claim der ARD, genauer gesagt ihrer Vermarktungstochter ARD-Media.

Die hat einen neuen Chef; Ralf Hape freute sich schon im Herbst über das neue Kreativkonzept. „Angesichts der fragmentierten Medienangebote und einer deutlich diversifizierten Mediennutzung ist es wichtig, die Fundamentalwerte großer Gattungen wie Audio und Bewegtbild plakativ zu übersetzen. Die Massenreichweite unsere Werbeumfelder erzeugen in Kombination mit der hohen Umfeld- und Kontakt-Qualität eine maximale Werbewirkung für unsere Kunden und sind die tragenden Säulen unserer Media Values.“ Kotz, brech!

Und was haben die anstaltseigenen Phrasendrescher aus Frankfurt am Main mit der Münchner Agentur Superama ausgeheckt? „Der neue Kampagnen-Claim ‚Let’s Do …‘ wird uns als Motto in das neue Vermarktungsjahr führen und steht für den Aufbruch in allen Bereichen.“ ROFL, POW ÄCHZ, Kreisch. Yes, we can!

Endlich wird klar, warum der bis vorletzten Dienstag amtierende ARD-Vorsitzende Kai Gniffke bei den „ARD Insights“ im Dezember so Sprüche wie „Die ARD kann auch ‚Wow‘!“ vom Stapel gelassen hat. Zeng, Boom, Year, ­Arrrghh! Da haben sie wohl bei der Agentur ein Lustiges Taschenbuch auf dem Unisexklo gelesen und jetzt haben wir den Klirr, Plopp, Woooosh! Blöd nur, dass die beim Zweiten gleich wieder „With the Zweite, we do better!“ gerufen haben. Aber WTF, LOL, die ARD zieht das durch. Wham, Crash, bis die KEF kommt. Aber erst mal ist ja eh für alle das Bundesverfassungsgericht dran, von wegen Beitrag und so.

Let's do the Reform

Aber dann Let’s Do! The Reform, the Programm and the ganze Rest. And don’t mention Thilo Musk – äh, Mischke. Für die ARD-Kommunikation war noch eine andere teure Agentur vonnöten. Und der moderne, bewegte und voller Tatendrang protzende Leitspruch für die Zukunft lautet hier: „Das bewegt die ARD.“

Kawumm, aber auch. Damit verbunden ist eine Aktion, mit der die ARD den Menschen zeigt, wie sehr sie deins ist und sich nun sogar verändert. „Denn wir sind innovativ und können auch ‚wow‘“, heißt es da. Was für manche der intern Beteiligten aber bestimmt ganz schön aufregend ist, weil sie nicht mehr in „Gefäßen denken“. „Da werden die Fundamentalwerte und grundmenschlichen Gefühle der Deutschen angesprochen und alle sind mega fröhlich beschwipst“, sagt die Mitbewohnerin. Rrrrrgh! OMG! Ooops!

Aus dem schönen Frankfurt kommt auch der neue ARD-Vorsitz. Der Hessische Rundfunk führt die nächsten zwei Jahre die lustige Truppe. Sein Intendant Florian Hager hat bei funk und als Chef der ARD-Mediathek bereits Innovation bewiesen und macht gerade das einzig Richtige. Er hält zu diesem #+!?#+ die Klappe.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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1 Kommentar

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  • Irgendwie auch gut, dass die Bräunlichen noch unbedarft sind.



    In der Sprache des bösen Amerikas texten? Wenn das dör, ähm, Gauland wösste ...