Neue Jobs bei Amazon: Alexas menschliche Ohren

Zeitarbeiter*innen in Polen helfen, Alexas Spracherkennung zu verbessern. Diese Jobs sind nicht unproblematisch.

Eine Hand greift nach einerm Lautsprecher von Amazon

Seien Sie nicht so grob zu Alexa – es könnte Sie ein echter Mensch hören Foto: ap

Sind Sie auch schon mal laut geworden, wenn Alexa nicht gemacht hat, was Sie wollten? Ist ja nur ein Gerät, werden Sie denken, aber nix da. Denn wie mehrere Medienberichte zeigen, beschäftigen Google, Apple und Amazon menschliche Mitarbeiter*innen, um ihre Spracherkennung zu verbessern. Sie hören Aufzeichnungen der Sprachbefehle an und schreiben sie ab. Der eine oder andere Fluch, den Sie an Alexa gerichtet haben, wurde also vielleicht schon transkribiert.

Das wirft nicht nur Fragen nach dem Datenschutz auf: Die Auswertung der Aufzeichnungen durch Menschen ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Arbeit durch Digitalisierung und maschinelles Lernen verändert. Die gute Nachricht: Die Digitalisierung frisst nicht nur Stellen, sie schafft auch neue. Aber was sind das für Arbeitsplätze?

Wie Recherchen der Welt am Sonntag ergaben, beschäftigt Amazon Zeitarbeiter*innen in Polen für die Auswertung der Aufnahmen. Die Firma Randstad Polen habe noch bis Freitag Stellenanzeigen online gehabt, in denen polnische Mitarbeiter*innen mit Deutschkenntnissen auf muttersprachlichem Niveau gesucht wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass Amazon dadurch sparen möchte. Damit wäre Amazon natürlich nicht das erste Unternehmen, dass Mitarbeiter*innen irgendwo auf der Welt für sich arbeiten lässt. Trotzdem zeigt das Beispiel, dass das Leben digitaler Nomaden, nicht nur cocktail-schlürfend am Strand abspielt.

Auch wenn die Daten anonymisiert werden, erhalten die Mitarbeiter*innen teils unfreiwillig Zugang zur Privatsphäre der Amazon-Kund*innen. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Sprachassistenten immer wieder auch fälschlicherweise einschalten. Das ist nicht nur für die Kund*innen problematisch. Auch für die Zuhörer*innen kann das belastend sein. So schilderten zwei Mitarbeiter*innen dem Medienunternehmen Bloomberg, sie haben in den Aufnahmen etwas gehört, was wie ein sexueller Übergriff klang.

Auf Bloombergs Anfrage gab Amazon an, Mechanismen für solche Fälle zu haben. Zwei rumänische Mitarbeiter*innen erzählten jedoch, Amazon hätte in einem ähnlichen Fall gesagt, das Unternehmen sei nicht zuständig. Eine Anfrage der taz, wie Mitarbeiter*innen begleitet werden, wenn sie bedenkliche Inhalte hören, blieb unbeantwortet.

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