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Netzausbau auf der letzten MeileTelekom auf dem Weg zum Monopol

Die Bundesnetzagentur stellt Pläne zum Ausbau des Internet vor – und damit eine entscheidende Weiche für die künftige Technik.

Ein Strauß Buntes: Telefonkabel. Foto: imago / Karlheinz Egginger

BERLIN taz | Wirklich zufrieden klingt Ilja Braun nicht. Der Entwurf der Bundesnetzagentur zum Netzausbau auf der letzten Meile sei zwar „gar nicht so schlecht“, sagt der Referent für Telekommunikation beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Andererseits: „Die Kritik an Remonopolisierungstendenzen der Telekom ist nicht ganz unberechtigt.“

Es geht um einen Entscheidungsentwurf zur sogenannten Vectoring-Technik, den die Bundesnetzagentur am Montag vorgelegt hat. Der befasst sich mit dem Ausbau von Internetanbindungen auf der sogenannten letzten Meile – die letzten Meter bis zum Hausanschluss des Kunden. Wo noch Kupferleitungen liegen, lässt sich mit der Vectoring-Technologie mehr Geschwindigkeit rausholen, ohne dass neue Glasfaserkabel verlegt werden müssen. Der Preis für die Technik: An einem Verteiler kann immer nur ein Anbieter Vectoring einsetzen.

Nach der Vorstellung der Telekom wäre sie das selbst gewesen – so zumindest sah es der Antrag des Bonner Telekommunikationskonzerns vor. Die Bundesnetzagentur hat sich nun an einem Kompromiss versucht: Die Telekom darf die Technologie größtenteils einsetzen. Andererseits soll die Konkurrenz die Gelegenheit bekommen, punktuell selbst das Netz im Nahbereich der Endkunden auszubauen.

Da der Kompromissvorschlag bedeutet, dass mancherorts Konkurrenten der Zugang zur letzten Meile verwehrt wird, sehen sie die Telekom als Wieder-Monopolisten. „Der Entwurf der Regulierungsverfügung schützt das Technologiemonopol der Telekom sehr weitgehend“, kritisiert Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Auch Katharina Dröge, Grüne und Mitglied im Beirat der Bundesnetzagentur ist skeptisch: „Mit dem Entwurf wird ein umfänglicher Wettbewerb verhindert, bestehende Unternehmen werden gegenüber Neueinsteigern bevorteilt.“

Kupfer oder Glas

Die Telekom sieht das anders. Weil teilweise auch Wettbewerber einen „exklusiven Zugang“ erhalten sollen, stellt das Unternehmen seine Zusage zum Netzausbau infrage. Das wiederum ist nicht im Interesse der Bundesnetzagentur. Die will von der Telekom möglichst schnell eine Zusage als Grundlage für die Entscheidung.

Hinter dem Konflikt steht eine weitere Zukunftsfrage: Auf welche Technologie wird gesetzt? Die Kupferkabel, die zwar fast überall verfügbar sind, die aber der Geschwindigkeit der Internetanbindung Grenzen setzen? Oder Glasfaserkabel, die deutlich schnelleres Internet ermöglichen, aber vielerorts erst verlegt werden müssen? Die Bundesnetzagentur leistet mit ihrem Entwurf der Nutzung von Kupferkabeln Vorschub.

„Es kann sein, dass man Investitionen verzögert, wenn man so einen Kompromissvorschlag macht“, sagt Verbraucherschützer Braun. Je nachdem, wie sich die im Internet angebotenen Inhalte, deren Nutzung und die damit zu übertragenen Datenmengen entwickeln, wird das für Nutzer eher kurz- oder eher langfristige Einschränkungen bedeuten.

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2 Kommentare

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  • Fehlentscheidungen aus den 1980er Jahren sind für das aktuelle Chaos verantwortlich. Unter Minister Schwarz-Schilling wurde die Verkabelung der Bundesrepublik beschlossen. Auf Basis einer Baumstruktur und Kupferkoaxialkabel diente sie alleine der Einführung des kommerziellen Fernsehens. Die Regelung den Ausbaus auf verschiedenen Ebenen durch unterschiedliche Anbieter vorzunehmen, sollte Wirtschaft und Handwerk neue Wachstumsfelder bieten. Dabei wäre schin damals der einheitliche Ausbau alleine sinvoll gewesen. Anbietervielfalt führt eben nicht automatisch zur besten Versorgung. Jetzt bezahlen wir für den Murx vergangener Jahre.

  • Wir brauchen Glasfaser bis zum Endkunden und zwar in allen Teilen Deutschlands. Alles andere wären Lösungen, die ein weiteres Abrutschen ländlicher Regionen fördern und dazu auch noch nach ein paar Jahren wieder veraltet sind.