Kommentar Telekommunikationsmarkt: Internet, aber schnell
Alle wollen Internet mit hoher Geschwindigkeit. Aber wenn es um die Umsetzung geht, rückt der Nutzer auf einmal in den Hintergrund.
T rotz all der politischen Konflikte, die es gerade so gibt – in einer Sache herrscht Einigkeit: Alle wollen schnelleres Internet. Und zwar für jeden. Kein Politiker, kein Lobbyist, ob aus Wirtschaft oder Verbänden, stellt sich hin und sagt: Ist doch alles super. Das Durchschnittstempo im Netz liegt hierzulande zwar noch hinter Belgien, Rumänien und Ungarn, aber was soll’s? Reicht doch. Die paar Leute, die auf dem Land wohnen oder arbeiten und zum Verschicken einer E-Mail einen Tag brauchen, sollen sich halt nicht so anstellen.
Nein, das sagt tatsächlich keiner. Aber gerade weil alle unisono mehr schnelle Internetverbindungen fordern, lohnt es sich, genau hinzuschauen, wenn die Bundesnetzagentur Pläne in Sachen Netzausbau vorlegt. Denn klar ist: Kommt es so, wie es die Behörde beabsichtigt, wird das nicht zu mehr Wettbewerb führen. Der wäre aber dringend notwendig.
Verbraucher merken den mangelhaften Wettbewerb bevorzugt dann, wenn etwas mit ihrem Anschluss hakt. Mieser Service ab dem Moment nach Vertragsschluss, Geschwindigkeiten, die irgendwie unter den angekündigten liegen, Stunden in der Callcenter-Warteschleife und Techniker, die zwischen 8 und 18 Uhr vorbeikommen.
Und für die Zukunft ist noch eine weitere Nebenwirkung in Sicht: eine Verletzung der Netzneutralität. Wenn ein Anbieter, seiner marktbeherrschenden Stellung sei Dank, einzelne Dienste benachteiligen, andere bevorzugen und dafür auch noch extra kassieren will, dann ist das weder für Kunden vorteilhaft noch für die Vielfalt im Netz.
Das muss nicht so sein. Es gibt eine Aufsichtsbehörde, es gibt Gesetze, und wenn man beides zusammen richtig bedient, kann das zu einem annähernd verbraucherorientierten Markt führen. Ja, da muss man einiges an Geld in die Hand nehmen oder sich bei den großen Konzernen auch mal unbeliebt machen. Aber es geht schließlich um schnelles Internet – und das wollen doch alle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett