piwik no script img

Neonazi-Shirts beim 1. FC Union Berlin„Herrenrasse“ soll draußen bleiben

Der Sicherheitsdienst von Union Berlin hat offenbar nichts gegen Neonazi-Shirts im Stadion unternommen. Der Verein will dem Vorfall nachgehen.

Hier gilt eigentlich: „Herrenrasse“ raus

Berlin taz | Die Stadionordnung der Alten Försterei ist eigentlich unmissverständlich: Verboten sind „Propagandamaterialien mit gewaltverherrlichendem oder rassistischem oder fremdenfeindlichem und antisemitischem sowie radikalem Inhalt“, aber auch „Kleidungsstücke, die einen rechtsextremen Bezug dokumentieren“ sowie die Verbreitung von diskriminierenden und rassistischen Parolen. Blöd nur, dass einige Sicherheitskräfte bei Union die Stadionordnung offenbar nicht allzu genau kennen – oder sogar bei neonazistischer Symbolik bewusst wegschauen.

So sollen vergangenen Samstag beim 1:1-Unentschieden von Union Berlin gegen den VfB Stuttgart einige Union-Fans T-Shirts mit der Aufschrift „Herrenrasse Fürstenwalde/Spree“ in Fraktur getragen haben. Mehrere andere Union-Anhänger berichten auf Twitter, dass sie den Sicherheitsdienst darauf hingewiesen hätten, dieser allerdings nichts dagegen unternommen habe.

Es beschwerte sich etwa ein Unioner über „Vollhonks der selbsternannten ‚Herrenrasse Fürstenwalde‘ mit entsprechend beschrifteten Shirts im Stadion“: „Dass das beim Einlass mal durchrutschen kann, ist klar, es geht aber gar nicht, dass mein Hinweis vom Ordnungsdienst komplett ignoriert wird.“ Der Klub bedankte sich auf Twitter für den Hinweis und versprach, dem Vorfall nachzugehen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf taz-Anfrage hieß es am Montag, dass der Verein Kontakt mit dem Nutzer aufgenommen habe, um sich die Vorgänge aus erster Hand schildern zu lassen. Union-Sprecher Christian Arbeit sagte der taz: „Selbstverständlich sind solche Shirts im Stadion An der Alten Försterei nicht zugelassen, das ist in der Stadionordnung geregelt. Warum es in diesem Fall nicht, wie eigentlich vorgesehen, zu einem Ausschluss der betreffenden Person kam, versuchen wir gerade nachzuvollziehen.“

„Wechselndes Personal“

Der Fall dürfte indes für den Sicherheitsdienst ein Nachspiel haben, wie Arbeit andeutete: „Wenn es am Spieltag einen konkreten Hinweis von anderen Unionern an den Ordnungsdienst gibt, dann erwarten wir, dass entsprechend reagiert und die Stadionordnung durchgesetzt wird.“ Auf die Frage, ob es regelmäßige Schulungen für Sicherheitspersonal gebe, antwortete Arbeit: „Schulung und Sensibilisierung von Ordnern sind ein sehr schwieriges Thema, weil es sich um häufig wechselndes Personal von Dienstleistern handelt.“

Tatsächlich ist es nicht der erste Vorfall mit Unionern in solchen Shirts. 2018 hatten diese bei einem Auswärtsspiel bei den Queens Park Rangers in London schon mal für Aufsehen gesorgt. Das führte dazu, dass am nächsten Spieltag von anderen Union-Fans in der Alten Försterei das Banner „Herrenaffen raus“ nebst zerschlagenem Hakenkreuz gezeigt wurde. Bereits 2008 wurde die Gruppe bei einer vom Klub veranstalteten Podiumsdiskussion zu „Rassismus im Fußball“ problematisiert.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!