Naturschutzorganisation WWF in Russland: Der Pandabär darf nicht mehr
Noch vor einigen Jahren lobte Putin die Arbeit der Umweltorganisation. Nun führt er sie – und einige andere NGOs – als „ausländische Agenten“.
Dem Schritt vorausgegangen war eine Entscheidung der russischen Generalstaatsanwaltschaft vom Vortag. Sie hatte den WWF zu einer „unerwünschten“ Organisation erklärt. Zur Begründung hieß es, der WWF werde „als Fassade für Projekte benutzt, die eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes im wirtschaftlichen Bereich darstellen“.
Die Aktivitäten des WWF seien darauf gerichtet gewesen, die Umsetzung des politischen Kurses für die industrielle Entwicklung der Arktis zu behindern. Zudem habe die Organisation die Umweltgruppen Drusja Baltiki (Freunde des Baltikums) und Ekologischeskaja Wachta Sachalina (Ökologische Wache Sachalins) unterstützt, deren Mitglieder wegen Beteiligung an Protesten juristisch belangt worden seien. Die Unterstützung stelle eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Russischen Föderation dar.
Sowohl der WWF als auch besagte zwei Gruppen werden als „ausländische Agenten“ geführt. Ein Gesetz von 2012 zwingt NGOs, die Gelder aus dem Ausland erhalten, sich in ein eigens dafür vorgesehenes Register eintragen zu lassen. Das Gesetz, das 2022 verschärft wurde, ist ein probates Mittel, um Kritiker*innen kaltzustellen.
Seit Mai ist auch Greenpeace gelistet
Die Beteiligung an Aktivitäten einer „unerwünschten“ Organisation ist eine Straftat und kann mit einer Geldbuße oder Haft bis zu vier Jahren geahndet werden. Die Liste der „unerwünschten“ Organisationen wird vor allem seit dem Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 stetig länger. Derzeit sind dort 88 Organisationen aufgeführt (Stand: 21. Juni 2023) – seit dem 18. Mai auch Greenpeace.
Der WWF war seit 1988 in Russland (damals noch Sowjetunion) tätig. Die Vertretung in Russland nahm 1994 ihre Arbeit auf. Laut eigenen Angaben sind in dieser Zeit rund 1.500 Projekte zur Erhaltung und Verbesserung der natürlichen Ressourcen in 47 Regionen des Landes durchgeführt und dafür 133 Millionen Euro ausgegeben worden.
2014 anlässlich des 20. Geburtstags des WWF hatte Präsident Wladimir Putin der Organisation seine Anerkennung ausgesprochen. In seinem Glückwunschtelegramm fand der Kremlchef für einige Projekte lobende Worte – so die Wiederherstellung der europäischen Bisonpopulation, den Schutz des Amur-Tigers und des Schneeleoparden vor Wilderei sowie die Rückkehr des Leoparden in den Kaukasus.
Expert*innen, die der russische Dienst der BBC zitiert, werten den wachsenden Druck auf Umweltschützer*innen als Indiz für eine Verschärfung des Kampfes um Ressourcen angesichts der Sanktionen. Er sei auch als Teil der Isolierung Russlands vom Westen zu sehen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?