Nachtzüge statt Flüge: Umsteigen möglich machen

Wer es ernst meint mit Klimaschutz, muss das Angebot der Deutschen Bahn massiv ausbauen und die Nachtzüge wieder einführen.

Ein Schlafwagenwagong mit der Aufschrift „nightjet“

Sollte ein Beispiel für die Deutsche Bahn sein: Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen Foto: dpa

So muss es sein: In Österreich gibt es nicht nur ein passables Nachtzugangebot mit Schlaf- und Liegewagen, es soll auch erheblich ausgebaut werden. Genau das ist die richtige Reaktion auf die Klimakrise. Wer Flüge zumindest innerhalb Europas ernsthaft ersetzen will, der muss die Bahnverbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen zwischen den europäischen Metropolen massiv ausbauen. Komfortables Reisen im Schlafwagen ist ideal, um entspannt ans Ziel zu kommen. Wenn es attraktive Angebote gibt, nehmen Reisende sie an – und zwar in einem Umfang, der die Kapazitäten schnell sprengt, wie das Beispiel der Österreichischen Bundesbahnen zeigt.

Viele Leute wollen lieber den Zug als den Flieger nehmen. Das gilt nicht nur für Umweltbewusste. Denn die Billigfliegerei ist nicht nur extrem unökologisch, sondern auch nervig, unzuverlässig und anstrengend. Die Bahnunternehmen müssen Reisenden die Möglichkeit geben, zu akzeptablen Konditionen vom Flieger auf den Zug umzusteigen. In Österreich geschieht das, in Deutschland nicht.

Hierzulande steht die Wiedereinführung von Nachtzügen mit Schlaf- oder Liegewagen nicht auf der Tagesordnung. Das zeigt: Wirklich ernst meinen Bundesregierung und Manager der Deutschen Bahn es offenbar nicht, wenn sie von der „grünen Schiene“ und der Verantwortung fürs Klima sprechen. Die Deutsche Bahn ist schon heute an den Grenzen ihrer Kapazität angekommen.

Bis 2030 sollen sich die Passagierzahlen verdoppeln, so wollen es Bundesregierung und Bahnvorstand. Für die Mitarbeiter im Zugbetrieb und Reisende, die sich durch die heute schon enormen Passagiermassen schieben müssen, klingt das wie eine Drohung. Mit Schlafwagen könnten größere Kapazitäten geschaffen und Hauptverkehrszeiten entzerrt werden.

Eines darf allerdings nicht passieren: dass Schlafwagentrips zu Luxusreisen werden. Flugreisen zu verteuern, ist richtig. Aber gleichzeitig müssen Bahnreisen sehr viel preiswerter werden. Mobilität darf kein Privileg für Wohlhabende sein.

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