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Nachtzüge statt FlügeUmsteigen möglich machen

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Wer es ernst meint mit Klimaschutz, muss das Angebot der Deutschen Bahn massiv ausbauen und die Nachtzüge wieder einführen.

Sollte ein Beispiel für die Deutsche Bahn sein: Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen Foto: dpa

S o muss es sein: In Österreich gibt es nicht nur ein passables Nachtzugangebot mit Schlaf- und Liegewagen, es soll auch erheblich ausgebaut werden. Genau das ist die richtige Reaktion auf die Klimakrise. Wer Flüge zumindest innerhalb Europas ernsthaft ersetzen will, der muss die Bahnverbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen zwischen den europäischen Metropolen massiv ausbauen. Komfortables Reisen im Schlafwagen ist ideal, um entspannt ans Ziel zu kommen. Wenn es attraktive Angebote gibt, nehmen Reisende sie an – und zwar in einem Umfang, der die Kapazitäten schnell sprengt, wie das Beispiel der Österreichischen Bundesbahnen zeigt.

Viele Leute wollen lieber den Zug als den Flieger nehmen. Das gilt nicht nur für Umweltbewusste. Denn die Billigfliegerei ist nicht nur extrem unökologisch, sondern auch nervig, unzuverlässig und anstrengend. Die Bahnunternehmen müssen Reisenden die Möglichkeit geben, zu akzeptablen Konditionen vom Flieger auf den Zug umzusteigen. In Österreich geschieht das, in Deutschland nicht.

Hierzulande steht die Wiedereinführung von Nachtzügen mit Schlaf- oder Liegewagen nicht auf der Tagesordnung. Das zeigt: Wirklich ernst meinen Bundesregierung und Manager der Deutschen Bahn es offenbar nicht, wenn sie von der „grünen Schiene“ und der Verantwortung fürs Klima sprechen. Die Deutsche Bahn ist schon heute an den Grenzen ihrer Kapazität angekommen.

Bis 2030 sollen sich die Passagierzahlen verdoppeln, so wollen es Bundesregierung und Bahnvorstand. Für die Mitarbeiter im Zugbetrieb und Reisende, die sich durch die heute schon enormen Passagiermassen schieben müssen, klingt das wie eine Drohung. Mit Schlafwagen könnten größere Kapazitäten geschaffen und Hauptverkehrszeiten entzerrt werden.

Eines darf allerdings nicht passieren: dass Schlafwagentrips zu Luxusreisen werden. Flugreisen zu verteuern, ist richtig. Aber gleichzeitig müssen Bahnreisen sehr viel preiswerter werden. Mobilität darf kein Privileg für Wohlhabende sein.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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6 Kommentare

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  • Schlafwagen gehoeren nun mal schon wegen dem groesseren Platzbedarf zum Luxussegment. Fuer preissensiblere Reisende plant die ÖBB deshalb auch kleine Minisutie-Kabinen. Die neuen Zuege sind nicut unbedingt fuer den verkehr von und nach Oesterreich.

  • Gerade stellt Andi Scheuer dem Bahnchef ein "Ultimatum". Aber nicht für mehr Bahnverkehr oder gar das Wiedereinführen von Nachtzügen - nein, sondern für mehr Profit und teurere Bahntickets.



    Wir sollten Andi Scheuer kein Ultimatum stellen, sondern ihn sofort loswerden.

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    "Umsteigen möglich machen" bitte im wörtlichen Sinne: Wenn ich bei der Bahn international umsteige, habe ich i.d.R. keinerlei Fahrgastrechte im Falle eines unverschuldet verpaßten Anschlußzuges. Gerade bei Nachtzügen schlimm. Da müßte die EU eigentlich was machen, aber meine Hoffnung ist gering.

  • Es reicht nicht, Nachtzüge "wieder" einzuführen. Viele potentielle innerdeutsche Verbindungen sind nun mal als Folge der ICE weggefallen (z.B. Berlin - München). Es müssen internationale Verbindungen her, um Flüge zu ersetzen, es bedarf neuer Konzepte für die Nachtzuggestaltung (z.B. kleine Einzelkabinen "Mini-Suites") und das internationale Zulassungsverfahren für Züge muss erleichtert werden.

    • 9G
      90618 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Berlin-Brüssel-Paris und Berlin-München wären in der Tat die wichtigsten Verbindungen, die mir einfallen.

      Der Sprinter-ICE ist weit weniger praktisch als der Nachtzug. Entweder man muß pervers früh aufstehen oder man kommt erst spät in München an, muß also am Vortag reisen, verliert viel Zeit und hat eine Zusatzübernachtung zu bezahlen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wie sieht denn die Energiebilanz im Vergleich aus, pro km und Passagier?



    Hatte mal gelesen, dass da Bahn und Flugzeug vergleichbar sind. Was das Fliegen schlimmer macht, ist die größere Entfernung, die man, bedingt durch die Geschwindigkeit, damit zurücklegt.



    Was ja bei diesen Nachtzügen keine Rolle spielt.