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Nachruf auf Dusty HillGeschichte mit Bart

Dusty Hill, Bassist der Boogieblues­rocker ZZ Top, ist gestorben. Ein Nachruf auf den Musiker, der das visuelle Erscheinungsbild der Band prägte.

Dusty Hill bei einem Berliner Auftritt 2013 Foto: Grit Rümmler/snapshot

Dusty Hill war kein Prophet, aber die Sache mit dem Bart war trotzdem genial. Als Hill 1970 bei ZZ Top einstieg, war das Trio eine kleine texanische Bluesrockband, noch unerfahren im Musikgeschäft, aber durch ihre Vorläufer aus den späten Sechzigern, Moving Sidewalks und American Blues, vertraut mit dem schmutzig-erdigen Sound muskulöser Gitarrenriffs.

Für ein paar Wochenendgigs und Kleinstadtauftritte hätte das gereicht, aber erst Hills Bart sorgte dafür, dass daraus eine der erfolgreichsten Bands der 80er wurde. Am Dienstag starb Dus­ty Hill mit 72 Jahren in Texas.

Die Konstante in der 50-jährigen Laufbahn von ZZ Top war weniger ihr Sound als ihr Image. Das Trio präsentierte sich als hartgesottene Boogiebluesrocker mit texanischem Akzent, erkannte aber schnell die kommerziellen Grenzen des Genres. Anfang der 80er wechselte Hill öfter vom Bass zum Synthesizer. Die Blues-Puristen waren empört, das breitere Publikum aber mochte es.

Vor allem entwickelte die Band für das aufkommende Musikfernsehen einen Look. Hill und Gitarrist Billy Gibbons waren plötzlich kaum zu unterscheiden: gleiche Sonnenbrillen, gleiche Cowboyhüte und zwei gleich lange Rauschebärte. Auf der Bühne schwangen Hill und Gibbons synchron Hüften und Instrumente und ließen so etwas wie den Vorläufer späterer Boygroups entstehen – die Lad-Band.

Referenzen bei den „Simpsons“

Die Kraft dieses comicartigen Images entfaltete sich erst mit den Jahren. Während die Erinnerung an ZZ-Top-Hits wie „Legs“ oder „Gimme All Your Lovin’ “ verblasst, hat sich der „Blues-Brothers als Rocker“-Look der Band ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, bis hin zu Referenzen bei den „Simpsons“.

Hill war hinter Gitarrist Gibbons der ruhigere, stillere. Dabei hatte er ein paar wilde Geschichten in petto: 1984 etwa schoss er sich aus Versehen in den Bauch und fuhr sich selbst ins Krankenhaus. In den Sixties spielte er mit seinem Bruder in Garagenbands, die damals von den Cops übel gegängelt wurden.

Nach fünf Jahrzehnten gehören ZZ Top zum texanischen Kulturgut. Derzeit ist die Band auf einer Tour, die noch bis Dezember geplant ist. Als Hill vor wenigen Wochen mit einer Knieverletzung pausieren musste, sprang ein Crewmitglied am Bass ein. Die Show müsse ja weitergehen, sagte Hill damals. Gut möglich also, dass sich bald jemand Neues einen ziemlich langen Bart wachsen lassen muss.

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8 Kommentare

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  • Vor ca. 30 Jahren hat eine Bekannte mal behauptet ZZ Top würde 10% ihrer Einnahmen an den Ku-Klux-Klan abführen.



    Habe mal versucht, das zu recherchieren, aber nichts gefunden.



    Also nur üble Nachrede?



    Weiß da jemand was drüber?

  • ZZ Top sind einer jenen revolutionären Trios, welche die Essenz der Rockmusik ausmachen: wie Cream, Jimi Hendrix. Es gibt wenige, die das können, weil Triobesetzung in Bands das meiste von jedem Musiker abverlangt. ZZ Top haben den schwarzen Blues gewürdigt und ihn in jedem ihrer Song gefeiert, mehr Anerkennung geht nicht, bis hin zur Namensgebung nach dem schwarzen Bluessänger Z.Z.Hill. ZZ Top hatten mehr Musikalität in jedem Finger als jeder Rapper je gesehen hat!

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich bestreite, dass ZZTop ihren Erfolg weniger dem Sound schulde. Der Sound ist absolut revolutionär und meiner Meinung nach die absolut entscheidende Größe gewesen.

    Der verband nämlich den Bluesrock mit einem todernst gemeinten Rythmus, der ZZTop zu tanzbarer Musik machte. Das war der Anschluss an Diskotheken und Radio, den viele andere Rockbands - zum Beispiel Van Halen - nicht schafften.

    Phil Collins/Genesis hatten auch so Anflüge mit Mama/I can't dance.

    Also im Bereich kommerzielle (auch relativ harte) Rockmusic hatten ZZTop da schon etwas sehr Besonderes entwickelt.

    Im Übrigen ließ sich das auch nicht kopieren, wie viele andere Musikstyle oder Arrangements, ohne dass es sofort als ZZTop identifizierbar war. Und alleine dieser extreme Grad der Erkennbarkeit ist schon eine außergewöhnliche (Lebens-)Leistung - und deswegen war der Sound absolut entscheidend für den Erfolg ZZTops.

  • Es gab zu meiner Schulzeit ( 80'er) diese Bücher von Mitschülern in denen Man sein ,Heute würde man '' Profil'' sagen, eintragen konnte. Da wurde nach Hobby's gefragt, Lieblingsfarbe, Lieblingsschulfach, Lieblinglehrer, Lieblingsschauspieler, Schwarm und und und eben auch nach Lieblingsmusik...... Depeche Mode , AC/DC, Extrabreit, Steve Winwood und ZZ Top trug ich ein und sind bis Heute Favouriten für mich ..... Die Buchbesitzer hielten daher meinen Musikgeschmack immer für etwas Merkwürdig..... Warscheinlich wegen den Bärten ....

  • 2x Live gesehen seit gut 30 Jahren Fan - schon mit 10-11 wusste ich: die Mucke ist geil!

    Schade,... hätte mich noch mal über ein richtig gutes Album gefreut.

    Aber so ists immer: die Guten sterben jung

  • Gute Reise! Nachdenklich, selbst gespielt (am Bass)



    Arrested for drivin while blind:



    youtu.be/UuksC26jPTIÄ

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Anschließe mich.



      Als Ostelbier haben wir ja an unserer Hi-Tec Aufnahmetechnik gehangen.



      ZZ TOP - Tube Snake Boogie - 1980



      www.youtube.com/watch?v=b892Sel9Xhg

      Gute Reise Dusty Hill

      PS



      Wat fang ick damit an:



      .... vertraut mit dem schmutzig-erdigen Sound muskulöser Gitarrenriffs.....



      Ne spezielle Zeitung..?

      • @Ringelnatz1:

        Das ist der GERADEAUS-ROCK ohne Umwege, Bass,Gitarre, Schlagzeug, und -



        ohne Zeitung!