Nachrichten in der Coronakrise: Coronawelle mit neuem Schwung

Das RKI meldet 17.000 Neuinfektionen, so viele wie seit Mai nicht mehr. Britische Experten beobachten eine Mutante der Delta-Variante.

Patient wird geimpft

Ein Kinder- und Jugendarzt impft eine junge Frau mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer Foto: dpa

Britische Experten beobachten Mutante der Delta-Variante

In Großbritannien beobachten Experten derzeit eine noch weitgehend unbekannte Mutante der Delta-Variante des Coronavirus. Man habe die Mutante namens AY4.2 sehr genau im Blick, hieß es in dieser Woche aus dem Regierungssitz Downing Street. Die Variante weist zwei Mutationen auf, die bereits von anderen Versionen des Coronavirus bekannt seien.

Forscher gehen jedoch bislang nicht davon aus, dass die Variante deutlich ansteckender sein könnte als die bisherige Delta-Variante – die Rede ist ersten Schätzungen zufolge von einer möglicherweise zehn Prozent höheren Übertragbarkeit. Dies könne höchstens eine kleine Anzahl an zusätzlichen Corona-Fällen ausgelöst haben, sagte der Biologe Francois Balloux vom University College London. „Das kann nicht der Grund für den aktuellen Anstieg der Fallzahlen in Großbritannien gewesen sein.“

Die neue Mutante sei nicht mit dem Aufkommen der Alpha- oder Delta-Variante vergleichbar. „In diese Stadium würde ich dazu raten abzuwarten. Keine Panik“, sagte Balloux. Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde wurde die Mutante AY4.2 in der Woche Ende September/Anfang Oktober in sechs Prozent aller sequenzierten Corona-Proben nachgewiesen.

Großbritannien hatte in den vergangenen Tagen jeweils mehr als 40.000 Fälle verzeichnet, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei weit über 400. Die Zahl der Todesfälle stieg auf den höchsten Stand seit März. (dpa)

Gesundheitsämter nutzen Luca-System

Nach einer Funktionserweiterung der Luca-App nutzen inzwischen etliche Gesundheitsämter in Deutschland das Luca-System, um viele Nutzerinnen und Nutzer auf ein erhöhtes individuelles Corona-Infektionsrisiko hinweisen. Allein in den vergangenen 14 Tagen seien über 51.000 Risiko- und Warnmeldungen durch die Gesundheitsämter ausgespielt worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

Die Verantwortlichen in den Gesundheitsämtern können bei der Kontaktaufnahme über die Luca-App zwischen zwei verschiedenen Abstufungen wählen. Zum einen können die Nutzer über ein allgemeines Infektionsrisiko informiert werden. Sollten sich an einem mit der Luca-App erfassten Ort mehrere Personen aufgehalten haben, die später positiv auf das Coronavirus getestet wurden, können die Gesundheitsämter auch eine gezielte Infektionswarnung aussprechen und die gefährdeten Personen auf Testzentren in der Umgebung hinweisen.

Die höchste Warnstufe mit der Empfehlung, sich einem Test zu unterziehen, hätten in dem Zeitraum knapp 16.000 Menschen erhalten, teilte das Unternehmen weiter mit. „Wir sehen das seit Herbst wieder verstärkte Infektionsgeschehen klar in unseren Daten“, sagte Patrick Hennig, CEO der Luca-Betreiberin Culture4life. „Wir danken den inzwischen 36 Millionen Nutzerinnen und Nutzern unserer App, die damit einen aktiven Beitrag leisten, Infektionsketten zu stoppen.“ (dpa)

Vierte Welle mit neuer Dramatik

Die vom Robert-Koch-Institut gemeldeten Tageszahlen zu den Neuinfektionen in Deutschland zeigen deutlich, dass die vierte Welle neuen Schwung bekommen hat. Der Tageswert von 17.015 ist der höchste seit fünf Monaten. Zuletzt waren Mitte Mai mehr als 17.000 Neuinfizierte binnen 24 Stunden registriert worden.

Der Tageswert liegt damit knapp 43 Prozent höher als noch vor einer Woche. Das verdeutlicht auch das Tempo der neuen Entwicklung. Vor einer Woche war der Tageswert im Wochenvergleich noch nur um 3 Prozent geklettert. Seither steigt dieser Wert beständig.

Der 7-Tage-Mittelwert der Corona-Neuinfektionen steigt auf 10.196 und liegt erstmals seit Mitte September wieder über 10.000. Er liegt fast 22 Prozent höher als vor einer Woche. Einen solchen Zuwachs gab es zuletzt Anfang September.

Angesichts solcher Zahlen muss man wohl vom zweiten Schwung der vierten Coronawelle in Deutschland sprechen. Nachdem die dritte Welle im Frühjahr ausgelaufen war, hatten die Fallzahlen Ende Juni einen Tiefstand erreicht. Der 7-Tage-Mittelwert war da kurzzeitig auf knapp unter 600 gesunken.

Anschließend stieg die die Zahl der Neuinfektionen wieder an. Ihren ersten Höhepunkt hatte die vierte Coronawelle Anfang September erreicht. Da stieg der 7-Tage-Mittelwert auf maximal 10.859. Zwar hatte sich seither die Lage wieder ein paar Wochen lang entspannt. Doch mit dem neuen Schwung könnte der bisherige Höchstwert der vierten Welle schon in wenigen Tagen übertroffen werden. (ga)

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Kinderärzte warnen vor Impfdruck auf Familien

Nach dem Start des EU-Zulassungsverfahrens für einen Corona-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren haben Kinder- und Jugendärzte die Politik vor Impfdruck auf Familien gewarnt. Er gehe zwar davon aus, dass das Vakzin von Biontech/Pfizer bald zugelassen werde, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwochsausgabe). „Wir als Verband raten aber dringend, anschließend die Empfehlung der Ständigen Impfkommission abzuwarten.“

Die Kommission müsse genau klären, für wen ein Kinder-Impfstoff wirklich sinnvoll eingesetzt werden könne, erklärte Fischbach. Er bezeichnete es als „übergriffig und kontraproduktiv“, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und andere Politiker im Sommer Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren eingefordert hatten, bevor Mediziner und Wissenschaftler dazu rieten.

Dies habe viel Verwirrung bei Patienten und in Familien sowie Arztpraxen verursacht. „Daher sollte sich auch Herr Spahn jetzt tunlichst zurückhalten“, forderte Fischbach. „Ihm fehlt die Expertise, und wir Kinder- und Jugendärzte äußern uns auch nicht zu Themen, von denen wir nichts verstehen.“

Der Mainzer Impfstoff-Hersteller Biontech hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass er zusammen mit dem US-Partnerunternehmen Pfizer in der EU die Zulassung seines Corona-Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige beantragt habe. Für über Zwölfjährige ist das Vakzin in Europa bedingt zugelassen. (afp)

Das RKI meldet 17.015 Neuinfektionen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 17.015 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das sind 5.112 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche, als 11.903 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 80,4 von 75,1 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 92 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 94.808. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,4 Millionen Coronatests positiv aus.

Gemeindebund fordert Ende der pandemischen Lage

Die deutschen Städte und Gemeinden sprechen sich für ein Ende der pandemischen Lage in Deutschland aus. „Den Ausnahmezustand nach bald zwei Jahren Pandemie weiter fortzuschreiben, halte ich für falsch“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der Zeitung Rheinische Post. „Wie lange wollen wir das noch fortsetzen bei einer Impfquote von rund 80 Prozent?“ Das bedeute ja nicht, dass Corona komplett vorbei sei, aber es sei „ein wichtiges Signal an die Menschen, die Gesellschaft und die Wirtschaft“. Sollte sich die Lage über den Winter wieder verschlimmern, könne ein neu gewählter Bundestag sich notfalls erneut Gedanken mache. (rtr)

FDA kurz vor Empfehlung zur Booster-Impfung

Die US-Arzneimittelbehörde FDA steht einem Medienbericht zufolge kurz vor der Bekanntgabe von Empfehlungen zu Covid-19-Auffrischungsimpfungen. Die Behörde werde für Personen ab 40 Jahren zu einem sogenannten Booster entweder mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer oder Moderna raten, berichtet der Sender CNN. (rtr)

Kein „Flickenteppich im Umgang mit der Pandemie“

Mehrere Landesregierungen fordern einem Medienbericht zufolge auch nach dem Auslaufen der pandemischen Lage am 25. November bundeseinheitliche Lösungen im Kampf gegen die Epidemie. Dabei handle es sich um Rheinland-Pfalz, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen, heißt es in einem Vorabbericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Dass es nach Beendigung der epidemischen Lage nationaler Tragweite in Deutschland einen Flickenteppich im Umgang mit der Pandemie gibt, das will niemand“, erklärt etwa der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch. (rtr)

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