Nachhaltigkeit im Digitalen: Streaming in Grün?
Ein neues Umweltschutz-Modell soll den ökologischen Fußabdruck von Streaminganbietern errechnen. Sinnvoller wäre eine Updatepflicht für Hersteller:innen.
E s ist ja nicht so, als gäbe es keine Fortschritte auf der Welt. So wurde jetzt ein Berechnungsmodell entwickelt, mit dem sich der ökologische Fußabdruck von Cloud-Dienstleistungen ermitteln lässt.
Am Donnerstag stellten Umweltministerium, Umweltbundesamt und Öko-Institut eine Idee vor, wie etwa Streamingangebote oder E-Mail-Anbieter ihre Dienste berechnen und kennzeichnen können. Auf dass sich Verbraucher:innen für das ökologischere Angebot entscheiden.
Das ist fast ein bisschen lustig. Nicht nur weil es eher abwegig erscheint, dass Nutzer:innen ihre Streaminganbieter, die sich ja wesentlich in den Inhalten unterscheiden, ausgerechnet nach dem ökologischen Fußabdruck wählen. Sondern auch weil – etwa bei E-Mail-Anbietern, Cloud-Diensten oder Suchmaschinen – die wenigsten Nutzer:innen auch nur auf den Datenschutz achten. Also auf einen Punkt, der ihnen echte, individuelle Vorteile bringen würde.
Dass Verbraucher:innen ihre IT-Dienste nach der Größe des ökologischen Fußabdrucks auswählen, ist noch aus einem anderen Grund unwahrscheinlich: Eine entsprechende Kennzeichnung ist nicht in Sicht, nicht einmal ganz klein am Horizont. Und so gesehen ist es keineswegs lustig, dass die Frage, wie die Ökobilanz von IT aussieht, immer noch auf diesem Niveau gestellt wird. Denn längst gibt es zahlreiche Ansätze, die zur Schonung von Ressourcen beitragen können. Angefangen beim nachhaltigen Programmieren, wo es darum geht, Hardware möglichst effizient zu nutzen und den Stromverbrauch niedrig zu halten.
Oder die Langlebigkeit von Software: Hier könnte der Gesetzgeber einiges tun und Hersteller von vernetzten Geräten wie Smartphones, aber auch von Küchenmaschinen oder Autos zu Updates verpflichten. Bis hin zur Vergabepraxis der öffentlichen Hand – wie wäre es da mit einer Pflicht, nicht nur auf Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf Nachhaltigkeit zu schauen? Ja, das könnte alles unbequem und aufwendig werden. Aber es sind Möglichkeiten, schnelle und wirksame Veränderungen anzustoßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn