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Nachfolgerin von Dagmar ReimSchlesinger wird RBB-Intendantin

Sechs Wahlgänge waren nötig: Seither ist klar, dass Patricia Schlesinger, Reporterin und Moderatorin beim ARD-Magazin „Panorama“, nun zum RBB wechselt.

Die neue RBB-Intendantin Patricia Schlesinger. Foto: dpa

Potsdam taz | „Wie Tage“ war es Patricia Schlesinger vorgekommen, das „lange Warten“ und „lange Bibbern“. Fünf Stunden hatte der Rundfunkrat des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) am Donnerstagabend gebraucht, um eine neue Intendantin zu finden. Dann, um halb zehn in der Nacht, präsentierte sich die Nachfolgerin von Dagmar Reim den wartenden Journalisten. „Sehr froh“ sei sie jetzt und dass man sich gemeinsam dafür einsetzen werde, „dass der RBB noch stärker und das Programm noch besser wird.“ Was man halt so sagt, wenn man gewonnen hat.

Dabei war ihr Sieg alles andere als ein Selbstläufer. Um 16 Uhr hatte die Vorsitzende Friederike von Kirchbach die Sitzung in Potsdam eröffnet, eine „wichtige Sitzung“, wie sie gleich zwei Mal betonte. Alle 29 Mitglieder waren gekommen. Von Kirchbachs Ohren hätten von den vielen Gesprächen vorab schon geglüht, sagte sie. Und wie fleißig sich alle auf diese Sitzung vorbereit hätten.

Und dann schloss sie um 16.10 Uhr die Öffentlichkeit aus. Zu viel Transparenz sollte dann doch nicht sein. Zunächst wurde über die Findungskommission gesprochen, die der Rundfunkrat eingesetzt hatte, um geeignete KandidatInnen zu finden. Eigentlich hätten an diesem Abend ja drei Bewerber vorsprechen sollen, so viele hatte ebenjene Kommission für gut genug befunden, doch der ARD-Programmdirektor Volker Herres hatte abgesagt.

Also nur noch zwei: Neben der 54-Jährigen Schlesinger vom NDR, auch Theo Koll, 58 Jahre alt, der Mann vom ZDF. Zunächst stellte sich Koll dem Gremium. Eine Stunde lang hinter verschlossenen Türen. Dann folgte Schlesinger. Sie fasste sich etwas kürzer.

Die nötige Zweidrittel-Mehrheit

Es folgte der erste Wahlgang: Eine Zweidrittel-Mehrheit war nötig. Wenn alle abstimmten, also 20 von 29 Stimmen. Bald verbreitete sich unten im Foyer die Nachricht: 15:14 sei es ausgegangen. Das könnte ein langer Abend werden.

Und es kamen Fragen auf: Sollte man jetzt nicht abbrechen und vertagen? Bei dem Ergebnis zieht doch weder Koll noch Schlesinger die Bewerbung zurück. Und wieso sollten so viele RundfunkrätInnen, die ja vorher so fleißig gewesen sein sollen, sich bestimmt viele Gedanken gemacht und im besten Wissen abgestimmt haben, nun umstimmen lassen und ins Lager des anderen Kandidaten oder der anderen Kandidatin wechseln? Doch der Rundfunkrat machte weiter. Es seien halt zwei sehr geeignete Bewerber, hieß es zwischendurch. Da sei es nun mal schwer, sich zu entscheiden.

Und für die beiden KandidatInnen begann das Warten und Bibbern. Zweiter Wahlgang, wieder keine Zweidrittel-Mehrheit. 18:11 soll es da für Schlesinger ausgegangen sein. Offiziell wurden die Ergebnisse aber nicht bekannt gegeben. Wie gesagt, übertreiben wollte man es mit der Transparenz dann doch nicht. Noch ein Wahlgang, wieder nichts. Noch ein Wahlgang, wieder nichts. Und auch im fünften Anlauf: keine ausreichende Mehrheit für Schlesinger oder Koll.

Dann um 21 Uhr die Entscheidung: Patricia Schlesinger hat die Zweidrittel-Mehrheit. Wie auch immer die plötzlich zustande gekommen sein mag. Eine halbe Stunde später betrat sie das Foyer. Ein Handy klingelte: Glockengeläut. Ab 1. Juli wird sie der Zweiländeranstalt vorsitzen.

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1 Kommentar

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  • Schade. Wieder keine Brandenburgerin. Wieder niemand mit "Stallgeruch".

    So geht die Idee eines Ostdeutschen Rundfunks Berlin Brandenburg immer mehr zum Teufel.