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Nachbarländern droht RezessionDonald Trump würgt Weltwirtschaft ab

Mexiko und Kanada leiden laut OECD stark unter der Zollpolitik des US-Präsidenten, Deutschland weniger.

Auswirkungen von Trumps Zollpolitik: Regale in Bishop's Cellar in Halifax, Kanada, aus denen US-amerikanischer Wein entfernt wurde Foto: Darren Calabrese/ap

Berlin taz | ÖkonomInnen weltweit halten den Kurs des neuen US-Präsidenten ohnehin für selbstzerstörerisch: Jetzt bescheinigt auch die Organisation für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Donald Trump, dass seine aggressive Zollpolitik Wirtschaft und Wohlstand schadet: Die OECD senkte am Montag ihre globale Wachstumsprognose wegen „Änderungen in der Handelspolitik“ auf 3,1 Prozent für das Jahr 2025. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger, als die OECD noch im Dezember vorhersagte. Grund für die Absenkung seien „höhere Handelsschranken in mehreren G20-Volkswirtschaften“ sowie „erhöhte geopolitische und politische Unsicherheit“. Trump erließ die ersten Zollerhöhungen gleich bei seinem Amtsantritt am 20. Januar.

Besonders hart trifft es laut OECD Mexiko und Kanada. Aber auch die USA selber und vom Handel abhängige Länder wie Deutschland müssen mit weniger Wachstum rechnen. Mexiko, dessen Exporte zu 80 Prozent in die USA gehen, stürzt laut OECD in die Rezession: Die ExpertInnen der Industrieländerorganisation senkten die Wachstumserwartung des US-Nachbarn um 2,5 Prozentpunkte auf minus 1,3 Prozent. Für Kanada errechneten sie 1,3 Prozentpunkte weniger Wachstum – und kommen noch auf 0,7 Prozent im Jahr 2025.

Die Hälfte aller kanadischen Importe kommt aus den USA, dort hängen fast 8 Millionen Jobs vom Handel mit Kanada ab. Deshalb würgt Trumps Zollpolitik auch das zuletzt starke einheimische Wachstum ab. Für 2025 senkte die OECD die Prognose um 0,2 Punkte auf 2,2 Prozent, im kommenden Jahr erwartet sie 0,5 Prozentpunkte weniger, also nur noch 1,6 Prozent Wachstum.

Trumps Politik schadet auch Deutschland: Die Bundesrepublik kann laut OECD nur noch mit 0,4 Prozent Wachstum in diesem Jahr rechnen, 0,3 Prozentpunkte weniger als zuvor gedacht. Die ExpertInnen des Münchner Ifo-Institutes halbierten ihre Deutschland-Prognose am Montag sogar auf 0,2 Prozent Wachstum für 2025. Ursache sei neben Trump auch der schwache Binnenkonsum.

Die OECD-Berechnungen basieren auf der Annahme, dass die von Trump verhängten Zölle in Höhe von 25 Prozent auf die meisten Waren aus Kanada und Mexiko weiter gelten. Der US-Präsident hatte die Aufschläge wiederholt angedroht, sie Anfang Februar verhängt und dann wieder ausgesetzt. Im März traten sie teilweise in Kraft. Zudem erhöhte Trump die Einfuhrzölle auf chinesische Waren und auf Stahl- und Aluminiumimporte etwa aus der EU, Südkorea und Japan.

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6 Kommentare

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  • Man fragt sich, was Putin ihm dafür versprochen hat.

  • Weniger Wachstum muss nicht schlecht sein im Sinne des Reourcenverbrauchs.

  • Zerstörung bedeutet nachfolgenden Aufbau. Und damit wird viel Geld verdient. Könnte also eine klare Strategie sein.

    Andersrseits: Kriege, lokale Krisen, Weltwirtschaftskrise und parallel massive Aufrüstungen, hatten wir schon mal. Ohne happy end.

  • Bei derartig erratischem, noch nie dagewesenem Gedöns eines narzistischen EGOmanen, der im kompletten Gegensatz zur Realität von goldenen Zeiten schwafelt, sind das sehr kühne Prognosen.

  • "Donald Trump würgt Weltwirtschaft ab".



    Kann mir gut vorstellen, dass das mit aller Absicht geschieht.



    Ich trau' Trump und seinen unterwürfigen Loyalisten jede Boshaftigkeit und jede Dummheit zu.



    Gibt es überhaupt noch eine Stimme eines Erwachsenen in diesem zusammen gekloppten Regierungsapparat?

  • US-Präsident D. Trump handelt eben wie ein CEO. Diese Erkenntnis ist nicht neu und wird sich bis zum Ende seiner Amtszeit auch sicherlich nicht ändern. Kollektive Gedanken kennt er ebenso wenig wie soziale Verträglichkeiten. Auf Biegen und Brechen versucht er die Bilanz des US-Haushalts ins Positive zu polieren.