Nach rassistischer Hetze gegen Pfarrer: Tausende bei Solidemo
Der schwarze Pfarrer von Zorneding war nach einer Hetzkampagne zurückgetreten. 3.000 Unterstützer fanden sich nun zu einer Demo ein.
Der aus dem Kongo stammende katholische Priester Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte nach mehreren rassistisch motivierten Morddrohungen am Sonntag seinen Rücktritt als Pfarrer der nahe München gelegenen Gemeinde erklärt. Tags darauf zog der 66-jährige aus dem Pfarrhaus aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Beleidigung gegen unbekannt.
Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sagte am Abend: „Wir schämen uns“. Es sei wichtig, Flagge zu zeigen gegen Hetze und Rassismus. Zorneding sei nicht der braune Ort, wie er nach diesem Vorfall zum Teil dargestellt werde.
Das Erzbistum München-Freising hatte mitgeteilt, Ndjimbi-Tshiende werde trotz der Welle der Solidarität nicht mehr nach Zorneding zurückkehren. Er befindet sich an einem geheimen Ort und wird abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf seine neue Aufgabe als Priester vorbereitet. Eine Online-Petition „Unser Pfarrer soll in Zorneding bleiben“ hatten bis Mittwochnachmittag fast 67.000 Menschen unterschrieben.
Ndjimbi-Tshiende schlug versöhnliche Töne an. Er blicke ohne Zorn oder Verbitterung auf seine Jahre in der Pfarrei zurück, ließ der 66-Jährige vom Erzbistum verbreiten. Auch habe er sich mit der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher versöhnt. Deren ausländerfeindliche Äußerungen hatte der Pfarrer im vergangenen Herbst kritisiert, woraufhin die rassistische Hetze gegen ihn samt mehreren anonymen Morddrohungen ins Rollen kam.
Unterdessen wurde bekannt, dass auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Todesdrohungen bekommt. Der Kirchenmann bezieht immer wieder Stellung gegen Rassismus. Seit Ende 2014 erhalte Schick Hasskommentare auf Facebook oder werde in anonymen E-Mails bedroht, sagte eine Bistumssprecherin am Mittwoch. Die Drohungen seien nie konkret, erläuterte die Sprecherin. Dennoch wurde die Polizei eingeschaltet.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart