Nach der Islamkonferenz: Drängende Fragen ausgeblendet
Islamistischer Terror hat seinen Ursprung in einer religiösen Ideologie. Die Islamkonferenz hat es versäumt, darüber konstruktiv zu sprechen.

D er Islamismus versucht Europa seine Werte aufzuzwingen. Und bisher war die europäische Antwort darauf, den Kopf in den Sand zu stecken. Während Frankreich und Österreich zu Recht zunehmend die Rolle des politischen Islams bei der Radikalisierung hinterfragen, beharrt das deutsche Innenministerium weiter auf einer Kooperation mit dem politischen Islam, zu dem viele Verbände in Deutschland einen Bezug haben. Das halte ich für sehr bedenklich.
Das sture Abarbeiten der Tagesordnung vonseiten der Deutschen Islamkonferenz (DIK) geht an der Realität vorbei. Es fehlte hier völlig der Bezug zu aktuellen Themen, wie dem Verhältnis der Muslime zur Meinungsfreiheit und zur Radikalisierung. Hier hätte Solidarität mit Frankreich und Österreich gezeigt werden müssen. Das blieb aus. Die Islamkonferenz hätte genutzt werden müssen, um eine ehrliche, innerislamische Debatte zu ermöglichen. Eine, die sich nicht mit der Behauptung zufriedengibt, der Terror hätte mit dem Islam nichts zu tun. Eine, die es uns Muslimen ermöglicht, zu zweifeln, zu hinterfragen, mit der Religion zu streiten.
Denn islamistischer Terror hat seinen Ursprung in einer religiösen Ideologie. Der Buchstabenglaube, der strafende Gott, die Tabuisierung von Sexualität und das Beharren auf einer Opferrolle – all das sind Aspekte, die stärker verbreitet sind, als man wahrhaben will, und sie schaffen die Basis, auf der Radikale aufbauen.
ist Diplom-Psychologe, Autor, Gründer und Geschäftsführer der Mansour-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention (MIND prevention).
Statt über diese wichtigen Themen zu sprechen, entschied sich das Innenministerium, die Imam-Ausbildung in den Mittelpunkt zu stellen. Ein wichtiges Thema und eine längst notwendige Maßnahme, um den Einfluss der im Ausland sozialisierten Imame zu verringern, aber wie so oft scheitern gute Ideen durch die mangelnde Fähigkeit, sie zu Ende zu denken. Eine Auseinandersetzung mit Inhalten und die Vermittlung eines mündigen Umgangs mit der Religion vermisse ich. Wundern dürfte es mich nicht mehr, kritischen Stimmen mit einem anderen Blickwinkel wird schon länger nicht mehr zugehört.
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