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Nach der IslamkonferenzDrängende Fragen ausgeblendet

Ahmad Mansour
Gastkommentar von Ahmad Mansour

Islamistischer Terror hat seinen Ursprung in einer religiösen Ideologie. Die Islamkonferenz hat es versäumt, darüber konstruktiv zu sprechen.

Nach dem Terroranschlag von Wien: Eine Rose steckt im Einschussloch an der Hauswand Foto: Robert Kalb/imago

D er Islamismus versucht Europa seine Werte aufzuzwingen. Und bisher war die europäische Antwort darauf, den Kopf in den Sand zu stecken. Während Frankreich und Österreich zu Recht zunehmend die Rolle des politischen Islams bei der Radikalisierung hinterfragen, beharrt das deutsche Innenministerium weiter auf einer Kooperation mit dem politischen Islam, zu dem viele Verbände in Deutschland einen Bezug haben. Das halte ich für sehr bedenklich.

Das sture Abarbeiten der Tagesordnung vonseiten der Deutschen Islamkonferenz (DIK) geht an der Realität vorbei. Es fehlte hier völlig der Bezug zu aktuellen Themen, wie dem Verhältnis der Muslime zur Meinungsfreiheit und zur Radikalisierung. Hier hätte Solidarität mit Frankreich und Österreich gezeigt werden müssen. Das blieb aus. Die Islamkonferenz hätte genutzt werden müssen, um eine ehrliche, innerislamische Debatte zu ermöglichen. Eine, die sich nicht mit der Behauptung zufriedengibt, der Terror hätte mit dem Islam nichts zu tun. Eine, die es uns Muslimen ermöglicht, zu zweifeln, zu hinterfragen, mit der Religion zu streiten.

Denn islamistischer Terror hat seinen Ursprung in einer religiösen Ideologie. Der Buchstabenglaube, der strafende Gott, die Tabuisierung von Sexualität und das Beharren auf einer Opferrolle – all das sind Aspekte, die stärker verbreitet sind, als man wahrhaben will, und sie schaffen die Basis, auf der Radikale aufbauen.

Ahmad Mansour

ist Diplom-Psychologe, Autor, Gründer und Geschäftsführer der Mansour-­Initiative für Demokratie­förderung und Extremismusprävention (MIND ­preven­tion).

Statt über diese wichtigen Themen zu sprechen, entschied sich das Innenministerium, die Imam-Ausbildung in den Mittelpunkt zu stellen. Ein wichtiges Thema und eine längst notwendige Maßnahme, um den Einfluss der im Ausland sozialisierten Imame zu verringern, aber wie so oft scheitern gute Ideen durch die mangelnde Fähigkeit, sie zu Ende zu denken. Eine Auseinandersetzung mit Inhalten und die Vermittlung eines mündigen Umgangs mit der Religion vermisse ich. Wundern dürfte es mich nicht mehr, kritischen Stimmen mit einem anderen Blickwinkel wird schon länger nicht mehr zugehört.

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6 Kommentare

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  • Vielen Dank, Herr Mansour, für diesen Beitrag. Danke für Ihre mutigen, offenen Worte. Viele Grüße Friedemann Schäfer

  • RS
    Ria Sauter

    DANKE vielmals Herr Mansour für diesen Beitrag!



    Anscheinend möchte man keine Veränderung, politisch, deshalb werden kluge Menschen, wie Sie, nicht dazu gehört.

  • Deutschland schläft weiter tief und fest. Eine offene wissenschaftliche Analyse und Debatte existiert nur rudimentär.

    Der Menschenrechts-Preisträger Ahmad Mansour legt den Finger in die Wunde, einer der wenigen, die sich das trauen. Beiträge von Bassam Tibi vermisse ich weiterhin.

    Ein Lob an die taz, Herrn Mansour zu bringen. Nur wenige Medien in Deutschland haben den Mut dazu.

    Zwei sehr gute Mansour-Links in der taz:

    "Wir sind nicht eure Kuscheltiere"



    taz.de/Essay-Linke...-Muslime/!5317219/

    "Linke in der Diskursfalle"



    taz.de/Essay-Disku...egration/!5535249/

    • @shantivanille:

      Danke für die Hinweise.

      Im übrigen zeigen die spärlichen Kommenare hier, die Berührungsängste zu diesem Thema.



      Oder vielleicht auch gewolltes Unwissen und Ignorieren.

  • Für diesen Artikel kann man sich nur bedanken.



    (bei Hr. Mansour)

  • Danke!