Nach der Festnahme am Sonntag: Nawalny ist wieder frei
Bei Anti-Putin-Protesten in Moskau wurde Alexej Nawalny am Sonntag festgenommen. Nun ist der Kremlkritiker wieder auf freiem Fuß.
Nawalny hatte für Sonntag zu landesweiten Protesten gegen die Präsidentschaftswahl am 18. März aufgerufen, die nach seiner Auffassung auf den Sieg Putins zugeschnitten ist. Tausende vorwiegend junge Menschen in rund 120 Städten, darunter auch in Moskau und St. Petersburg folgten seinem Aufruf. Landesweit wurden nach Zählung der unabhängigen Bürgerrechtsorganisation OVD-Info 250 Menschen festgenommen.
Nawalny wurde von mehreren Polizisten in Gewahrsam genommen, als er sich den Demonstranten in Moskau anschließen wollte. Die Polizei warf ihm vor, die „Verfahrensregeln bei der Organisation einer Kundgebung“ verletzt zu haben – das Rathaus von Moskau hatte zuvor eine Genehmigung verweigert. Bereits am Morgen waren Polizisten in Nawalnys Moskauer Büro eingedrungen. Seinem Team zufolge wurden auch mehrere Mitarbeiter seiner Anti-Korruptions-Stiftung festgenommen.
Der Anti-Korruptionskämpfer, Blogger und Jurist wollte Putin bei der Wahl herausfordern, die Wahlkommission schloss ihn aber wegen einer Verurteilung zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe wegen Unterschlagung aus. Nawalny bestreitet die ins Jahr 2009 zurückreichenden Vorwürfe, er spricht von einem politisch motivierten Urteil. Die Proteste am Sonntag sollten dabei helfen, einen „Wählerstreik“ zu organisieren. Eine niedrige Wahlbeteiligung im März wäre ein Rückschlag für Putin, der sich ein starkes neues Mandat für die kommende Amtszeit erhofft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland