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Nach der Corona-ImpfungDie Eingebildeten

Egal ob Astra, Biontech oder Moderna: Geimpfte Menschen haben plötzlich ganz viele neue Kinkerlitzchen. Oder manchmal auch Superkräfte.

Was so ein kleiner Pieks alles bewirken kann Foto: Fabian Sommer/dpa

Die totale Gaga-Impf-Hypochondrie gibt es in meinem Umfeld“, sagt der Freund beim Griechen und steckt sich drei Oliven in den Mund.

„Du meinst, die Leute haben Angst, davon krank und tot zu werden?“

„Nee, die Geimpften schieben jedes Kinkerlitzchen auf die Impfung!“

„Stimmt“, sagt die Freundin, „wenn mir die Nasenspitze kribbelt, denk’ ich: Ach, guck hier, Biontech, vielleicht muss ich das melden.“

„Die Post-Pandemie-Konfusion ist kein Wunder, fühlt sich ja an, als hätte man einen Katastrophenfilm überlebt!“

„Einen Hollywood-Blockbuster, wo die ganze verfeindete Welt zusammenarbeitet, um das universale Grauen zu stoppen!“

„Und am Ende jubeln alle – von der Wüste bis zum Polarkreis!“

„Wer jubelt denn?!“

„Zumindest die Impfstoffhersteller!“

„Ich hatte neulich den Eindruck, seit der Impfung hätte sich meine politische Haltung verdreht – dachte plötzlich, die FDP könnte ökonomisch eine interessante Alternative sein und ich scheiß auf meinen Humanismus. Und dann dachte ich, ach guck hier, Moderna ist bis in meinen Kopf gerobbt.“

„Corona macht ja auch Sachen im Kopf, ist ein Nervenvirus!“

„Ich hab seit meiner Impfung ständig Bock auf Dosenananas, und meine Ohren fühlen sich knorpeliger an!“

„Ich finde meine Knie und Heiko Maas seit der zweiten Impfung plötzlich sexy!“

Eine Frau vom Nebentisch sagt: „Seit Biontech wachsen an der kahlen Stelle, die ich seit 2001 habe, plötzlich Haare, und ich mag mein CK-One-Parfum wieder, vor dem ich mich Jahre geekelt habe!“

Ihre Freundin sagt: „Ich hab nach der Impfung Sartres ‚Der Existentialismus ist ein Humanismus‘ einfach so verstanden, von der ersten bis zur letzten Seite! Seit 20 Jahren versuch’ ich das!“

„Ich bin nicht mehr wütend auf meine Mutter!“

Bild: Roberta Sant'anna
Jasmin Ramadan

ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hôtel Jasmin“ ist 2018 im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. Im vergangenen Jahr war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.

„Ich habe meine Waschmaschine selbst repariert – ohne Anleitung – und ich hatte nur Astra!“, sagt der Typ vom Service und schenkt Ouzo nach.

Ein Mann zwei Tische weiter ruft: „Ein Freund von mir spricht plötzlich Schwedisch und ich versteh’ seit Biontech, was Pansexualität und die mathematische Konstante Pi bedeuten!“

„Ich hab’ meinen Dachboden entrümpelt!“

„Mein Schweiß riecht nach Sandelholz!“

„Ich höre die Gedanken meiner Katze.“

„Hab’ von einer Frau gehört, der nach Moderna ein Gänseblümchen aus dem Ohr gewachsen ist!“

„Also das glaub’ ich nicht, das geht zu weit, das ist ja surreal!“

„Wir werden alle surreal, denken nur noch positiv und melden es nicht dem RKI, das wird ein Spaß!“

„Freut euch nicht zu früh, die Idee des positiven Denkens birgt teuflische Gefahren!“

„Die des negativen erst recht!“

„Ich hör’ seit meiner zweiten Impfung ständig ‚Der Teufel hat den Schnaps gemacht‘ von Udo Jürgens – und ich liebe es!“

„Du meinst, du spielst es ständig ab?“

„Nein, es ist in meinem Ohr, wie die Blume der Frau!“

„Welchen Schuss hast du bekommen!?“

„Erst Astra, dann Biontech!“

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10 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Hilfe! Ich wurde von Außerirdischen entführt und missbraucht. Danach hat mir Bill Gates persönlich die Nadel in den Arm gerammt.

    Blödsinn? Für viele sind solche Geschichten die "Wahrheit". Man kann es kaum glauben, dass es eine ganze Menge Leute gibt, die auf so einem ähnlichen Trip sind, allerdings ohne Drogen genommen zu haben.

  • "Freut euch nicht zu früh, die Idee des positiven Denkens birgt teuflische Gefahren!“



    „Die des negativen erst recht!“

    beides stimmt sogar:aber die gefahren des negativen denkens sind bekannt und der oder dem negativ denkenden erkennbar waehrend die des positiven denkens meist nicht nur den postitiv denkenden selbst unbekannt bleiben bis es zu spät ist sie abzuwehren oder zu begrenzen

    hätte man schon am anfang der aktuellen pandemie auf die meinung der virolog*innen gehört so hätte sie sich diese nicht so weit ausbreiten können -nicht so viele menschen das leben oder die gesundheit gekostet und auch nicht so hohe kosten verursacht

    an internationaler solidarität bei der bekämpfung der pandemie fehlt es noch immer

    dass es daran von anfang an fehlte ist auch eine der ursachen dafür warum sich die pandemie so schnell so weit ausbreiten konnte

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Ich hab' mich am Morgen nach meinem ersten Schuß mit AstraZeneca gefühlt, als wäre ich verprügelt worden. Aber Hans Jessen bezeichnete das sinngemäß als Arbeitsnachweis des Impfstoffs. Eine Sichtweise, die ich sehr sympathisch finde.



    Die zweite Impfung war dann Biontech. Und da war gar nichts... nichts mal Schmerzen an der Einstichstelle - einfach nichts...

    Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mir das gar nicht ausgesucht hatte, weil ich in der Praxis "mitgeimpft" wurde, in der meine Frau arbeitet. Und immer wenn aus der Ampulle mal wieder ein Schuß mehr rauszuholen war, als planbar ist, wurden die Angehörigen der Praxismitarbeiter reihum mobilisiert und abgeimpft.

    Und von daher weiß ich auch, wie sich die Leute schon vor der Impfung aufführen - es wundert mich kein Stück, dass die Corona-Impfstoffe hinsichtlich Intelligenz, Bildung, Selbstreflektion, Gemeinsinn und noch ein paar für das Zusammenleben hilfreiche Skills, überhaupt keine Wirkung zeigt.

  • Nachdem ich zweimal mit BioNTech geimpft worden war, begann ich plötzlich im taz-Forum zu schreiben.

    Das finde ich ganz schön beängstigend.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Jaaaaaaaaa, ich auch!!!!



      Und ich habe auf einmal 100.000 € auf meinem Konto gefunden. Absender:



      Bill Gates!

    • @Jim Hawkins:

      Also, Herr Pirat, sie wurden demnach schon vor Corona geimpft?



      Oder wie soll ich das verstehen?



      Nix für ungut, aber ein bisschen Besserwisserei muss schon mal sein.

  • Alle Geimpften haben früher oder später Hunger bekommen. Eindeutig eine Verschwörung der Lebensmittelindustrie! Und diese Mikrochips sind ne Katastrophe. Ich kann mich immer noch nicht mit 5G oder WLAN verbinden, nicht mal das Smartphone kann ich per Gedanken entsperren.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Luftfahrer:

      Bei meinem Impfstoff war noch was anderes dabei.



      Seitdem bekomme ich Lachanfälle, wenn Laschet oder Söder ein Statement von sich geben.

      • @17900 (Profil gelöscht):

        Das will nix heissen,



        die Lachanfälle bekam ich schon vorher...

    • @Luftfahrer:

      Nehmen Sie am besten Moderna, dann können Sie Ihr Smartphone jedenfalls mit Ihrem Fingerabdruck entsperren. Bei mir hat's funktioniert.