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Nach den Übergriffen in CottbusHunderte bei Demo für Toleranz

Ein Zeichen gegen Hass: Hunderte Cottbuser kommen zu einer Kundgebung, die ein Flüchtling anmeldete. Sie wollen zeigen, dass friedliches Miteinander möglich ist.

An der Demo gegen Diskriminierung nahmen mehrere hundert Menschen teil Foto: reuters

Cottbus dpa | Nach den vermehrten Übergriffen zwischen Deutschen und Flüchtlingen in Cottbus haben geschätzt mehr als 600 Menschen für ein friedliches Miteinander in der brandenburgischen Stadt demonstriert. Am Samstagvormittag zog es viele Flüchtlinge, Familien mit Kindern, ältere Ehepaare, Schüler und brandenburgische Politiker auf den zentralen Altmarkt zu einer Kundgebung. Die Stimmung war entspannt, die Polizei sprach zu Beginn von einer friedlichen Lage.

Die Demonstration hatte ein syrischer Flüchtling angemeldet, unterstützt vom Verein „Cottbus Nazifrei“, wie es von der Polizei hieß. Das Motto war: Leben ohne Hass – gemeinsam gegen die Angst. Auf dem Altmarkt, der von Cafés und Geschäften umgeben ist, wurden Anstecker mit diesem Motto sowie bunte Luftballons verteilt. Ein Flüchtling gab Rosen aus.

Zuletzt war es geballt zu Auseinandersetzungen in der Stadt gekommen. Unter anderem hatten jugendliche Syrer ein Ehepaar vor einem Einkaufszentrum attackiert. Zum Jahreswechsel hatten Unbekannte Flüchtlinge in ihrer Unterkunft angegriffen. Die Stadt nimmt momentan keine weiteren Flüchtlinge auf. Sozialarbeiter und mehr Polizeipräsenz sollen die Lage entspannen. Cottbus war wegen der Attacken bundesweit in die Schlagzeilen gekommen.

„Das hat Cottbus nicht verdient“, sagte ein Mann, der extra aus dem Spreewald angereist kam. Das Image der Stadt leide. Auch aus weiteren umliegenden Orten zog es Demonstranten an, wie zum Beispiel aus der Kleinstadt Peitz in Südbrandenburg. Eine Frau von dort sagte: „Wir brauchen einfach ein bisschen mehr Frieden.“ Ein Vater aus Afghanistan, der seit mehr als zwei Jahren in Cottbus lebt, betonte, dass er die Angriffe von Flüchtlingen auf Deutsche bedauere. Er sagte: „Nicht alle Flüchtlinge sind gleich.“

Oberbürgermeister nicht anwesend

Zwei Zehntklässlerinnen aus Cottbus erzählten, dass die Auseinandersetzungen auch im Schulunterricht besprochen worden seien. Für sie sei es wichtig, ein Zeichen für Toleranz zu setzen.

Einige Vertreter von wichtigen Institutionen aus der Stadt zog es auch auf die Demonstration – darunter vom Regionalligisten FC Energie Cottbus und vom Menschenrechtszentrum, das eine Gedenkstätte in einem ehemaligen DDR-Gefängnis betreibt. Kritik gab es von vielen Seiten daran, dass der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) nicht anwesend war. Nach Angaben der Stadtverwaltung war er wegen schon länger geplanten Terminen verhindert.

Unter den brandenburgischen Politikern, die es nach Cottbus zur Demo zog, waren zum Beispiel der Bundestagsabgeordnete Ulrich Freese (SPD), der Linken-Fraktionsvorsitzende im Potsdamer Landtag, Ralf Christoffers, und Grünen-Landeschefin Petra Budke. Sie sagte, dass es sehr gut sei, dass ein Flüchtling die Demonstration angemeldet habe. Das zeige, dass Flüchtlinge Verantwortung in der Stadt wahrnehmen. Sie selbst wolle ein Zeichen der Solidarität setzen. „Für ein Cottbus, in dem alle willkommen sind“, sagte Budke.

Unlängst hatte es als Reaktion auf die Angriffe von jugendlichen Syrern eine rechtsgerichtete Demonstration vor dem besagten Einkaufszentrum gegeben. Der Verein „Zukunft Heimat“ aus dem Spreewald hatte in der Vergangenheit immer wieder in Cottbus Demos gegen die Ausländerpolitik organisiert, wohin es auch AfD-Vertreter und Rechte gezogen hatte. Am Samstagmittag fand eine erneute Demonstration des Vereins statt. Beobachter sprachen von bis zu 3.000 Teilnehmern. Die Oberkirche – Ort der Kundgebung – befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Altmarkt.

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9 Kommentare

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  • Zur gleichen Zeit hat in Cottbus eine Nazi-Demo stattgefunden, an der mehr als doppelt so viele Demonstranten teilgenommen haben,

     

    Was ist nur los in der Stadt?

  • Trotz allen Mitgefühls, es sind ihrer zu viele. Ich glaube 5 Gemeinden sind es bisher die einen Aufnahmestopp beschlossen haben. Das Ende der Fahnenstange hat begonnen.

  • Was soll eigentlich das Gerede, die Befürchtung um das Image? Wie wäre es damit, sich mit gesellschaftlichen Verhältnissen auseinanderszusetzen und Nazi-Problematik zu benennen? Hier geht es um Menschenleben und Leben ohne Angst vor Rassismus!

     

    "Einige Vertreter von wichtigen Institutionen aus der Stadt zog es auch auf die Demonstration – darunter vom Regionalligisten FC Energie Cottbus"

    Auf dessen Spiele Cottbus-Fans nazistische, menschenfeinliche Hetze verbreiten, wie hier in einem anderen, akutellen Artikel zu lesen ist. http://www.taz.de/Anti-Nazi-Rufe-beim-Fussballspiel/!5479432/

    • @Uranus:

      Das Motto "Leben ohne Hass - gemeinsam gegen die Angst" dürfte sich auch auf die Angst vor Flüchtlingen beziehen. Deswegen kam ja offenbar der Vater aus Afghanistan.

  • "Hunderte Cottbusser Bürger"? ... 600 Leute ... zum Teil aus dem weiter liegenden Umland ... Flüchtlinge selbst ... ein paar Politiker und Offizielle ...

     

    so doll ist das nicht ...

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Das stimmt. Verglichen mit den vielen Tausenden von extremen Fremdenhassern in dieser Gegend kann man sagen, das Mißverhältnis zwischen 600 Friedfertigen und Tausenden Rechtsextremen:

      'So doll ist das nicht'.

  • Find ich gut, daß Flüchtlinge sich einbringen und lernen, daß man bei uns demonstrieren darf. Etwas, was in Syrien und Iran wahrscheinlich nicht erwünscht ist...

     

    Finde auch gut, daß immerhin so viele Leute gekommen sind.

     

    Ich bin immer noch der Meinung, daß friedliches Zusammenleben machbar ist und daß wir das sehr wohl schaffen. Wir haben es schon mehrmals geschafft.

  • Von Energie Cottbus also. Wie passt dieses Engagement denn nun damit zusammen, dass sie ihre Nazihools munter faschistoiden Mist verbreiten lassen?!

  • Das diese Menschen sich nicht an Übergriffen auf Flüchtlinge beteiligen glaube ich ihnen gerne. Doch die Vorbildfunktion die sie damit scheinbar ausfüllen wollen haben sie nicht, zumindest nicht gegenüber den Menschen die ein solches Vorbild nötig hätten.

    Fehlen tun die Menschen deren Bekenntnis zu dieser Friedfertigkeit notwendig wäre, sprich die Täter, bzw. diejenigen die Sympatien mit den Tätern haben! Wenn man die nicht erreicht dann ist solche eine Veranstaltung nicht viel mehr als eine PR Aktion um Außenstehende von der Gutartigkeit der sogenannten Mehrheitsgesellschaft zu überzeugen.

     

    Erreichen tut man solche Menschen nicht indem man ihnen sagt: Ihr habt ja nur Angst und dumm seid ihr obendrein auch noch! Wer sich mal ein kleines bisschen mit den Zusammenhängen zwischen Emotionen und politischer Einstellung auseinandergestzt hat weiß das die Menschen die AfD wählen das nicht aus Angst heraus tun. Das Stichwort ist hier nicht Angst, sondern Ordnung. Wie man auf die Idee kommt diese Menschen hätten Angst ist mir beim Anblick einer Pegida Demonstration oder einer Rede von Hitler oder Göbbels schleierhaft. Stattdessen triefen diese Reden stets vor Ekel und dem Wunsch nach Reinigung und Beseitigung von allem was nichts “rein” genug ist. Thilo Jung hat dazu ein passendes Interview: https://www.youtube.com/watch?v=GLTxsT6BgTQ&t=5s wer des Englischen mächtig ist kann es auch mit dem Original versuchen: https://www.youtube.com/watch?v=MBWyBdUYPgk