Nach dem Angriff auf Israel: Nicht in die Falle der Hamas tappen
Bilder unschuldiger Kriegsopfer in Gaza spielen der Hamas in die Hände. Um die gefährliche Lage zu entschärfen, ist internationales Zutun nötig.
![Explosion zwischen Häusern. Explosion zwischen Häusern.](https://taz.de/picture/6598024/14/33828599-1.jpeg)
N icht länger. So sagen jetzt viele Israelis, die bis zum 7. Oktober an Menschenrechte für beide Konfliktseiten, an eine Zweistaatenlösung und Selbstbestimmung der PalästinenserInnen glaubten und die Hoffnung darauf nicht aufgeben wollten. Mit dem brutalen Morden, mit dem sich die Schlächter nach Art des Islamischen Dschihads selbst inszenierten und mittels Videoaufnahmen sicherstellten, dass Angehörigen ihrer Opfer kein Detail der Hinrichtung entgehen würde, erreichte die Hamas genau das, worauf sie abzielte: Eine friedliche Lösung noch unwahrscheinlicher werden zu lassen, als sie ohnehin schon war. Hass erzeugen, Angst und den verständlichen Hunger nach Rache.
„Ich verspreche euch“, so Verteidigungsminister Joav Galant an die seit Tagen zum Einsatz bereitstehenden Truppen, dass sie den Gazastreifen bald „von innen sehen“ werden. Einmarschieren und alles plattmachen – genau darauf spekuliert die Hamas. Ein Segen, dass es Israels Regierung nicht eilt mit der Bodenoffensive. Ein Segen auch die internationalen diplomatischen Anstrengungen. Seit Tagen geben sich ChefdiplomatInnen und SpitzenpolitikerInnen die Klinke in die Hand. Sie sollten nicht damit aufhören.
Die Hamas setzt auf Schreckensbilder aus Gaza, auf den dann zu erwartenden internationalen Aufschrei und auf die militärischen Verbündeten in Teheran und im Libanon. Völlig klar, dass die palästinensischen Milizen gegen die Übermacht Israel keine Chance haben. Gelingt es jedoch, die Hisbollah in einen Krieg mit Israel zu verwickeln, wären die Folgen unvergleichbar schlimmer als bisher. Für Israel, aber auch für den Libanon.
Diese Macht, einen regionalen Flächenbrand zu provozieren, in der Hand einer Organisation, die in ihren Methoden mit dem „Islamischen Staat“ (IS) vergleichbar ist, muss ein Ende haben. Auf militärischem Weg wird das kaum möglich sein, ohne ein Massenmorden unter der palästinensischen Zivilbevölkerung zu riskieren.
Qassam-Brigaden vertreiben
Um das zu verhindern, ist jetzt energisches internationales Zutun gefragt. Ähnlich wie in den frühen 80er Jahren, als Israel die bewaffneten Truppen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) aus dem Libanon vertrieb, die sich dann in Tunis ansiedelten, müsste ein Land gefunden werden, das bereit ist, die Hamas-nahen Qassam-Brigaden aufzunehmen. Katar wäre eine Option.
Der Gazastreifen könnte dann zunächst von einer internationalen Treuhandschaft verwaltet werden, wie es Dominic Johnson in der taz vom Dienstag vorschlug, oder aber von der Palästinensischen Autonomiebehörde. Bis endlich wieder Wahlen in den Palästinensergebieten stattfinden – ohne die Hamas.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!