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Nach Tragödie am Filmset von „Rust“Waffenmeisterin wehrt sich

Nach dem Tod einer Kamerafrau bei Dreharbeiten mit Alec Baldwin steht eine junge Mitarbeiterin im Fokus der Ermittlungen. Die sieht die Schuld bei anderen.

Andenken an die getötete Kamerafrau auf der Bonanza Creek Film Ranch Foto: Andres Leighton/dpa

Santa Fe dpa | Nach dem Tod einer Kamerafrau bei einem Filmdreh mit Hollywood-Star Alec Baldwin in den USA hat die im Fokus stehende Waffenmeisterin Vorwürfe der Nachlässigkeit am Set zurückgewiesen. Sie habe „keine Ahnung“, wo die dort gefundene scharfe Munition hergekommen sei, ließ die 24-Jährige über ihre Anwälte in einem Schreiben mitteilen, aus dem mehrere US-Medien am Freitag zitierten.

Bei dem Vorfall während der Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western „Rust“ auf einer Filmranch in Santa Fe im Bundesstaat New Mexico war am 21. Oktober Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins (42) tödlich verletzt und Regisseur Joel Souza (48) an der Schulter getroffen worden. Baldwin (63), der als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film mitwirkt, hatte die Waffe bei der Probe für eine Szene abgefeuert. Ermittlungen ergaben, dass in dem Colt eine echte Kugel steckte. Ein ebenfalls im Fokus stehender Regieassistent räumte ein, er habe die Sicherheitsvorkehrungen nicht strikt befolgt und die Waffe nur unvollständig geprüft.

Sheriff Adan Mendoza hatte mit Blick auf den Umgang mit Waffen gesagt: „Ich denke, an diesem Set herrschte eine gewisse Nachlässigkeit.“ Die Waffenmeisterin beklagte nun ihrerseits unsichere Arbeitsbedingungen. „Das gesamte Set wurde wegen verschiedener Faktoren unsicher, einschließlich fehlender Sicherheitsbesprechungen“, zitierten unter anderem der Sender NBC News und die „Los Angeles Times“ aus dem Schreiben. Dies sei nicht Schuld der Waffenmeisterin gewesen, so die Anwälte.

Die 24-Jährige sei gleich für zwei verschiedene Aufgaben eingestellt worden, daher sei es für sie extrem schwierig gewesen, sich auf ihre Arbeit als Waffenmeisterin zu fokussieren. Vergeblich habe sie sich für mehr Zeit eingesetzt, um die Schau­spie­le­r*in­nen zu schulen, die Waffen zu warten und Schussszenen vorzubereiten. Die junge Frau selbst sei wegen des Todes der Kamerafrau auch „am Boden zerstört“ und stehe völlig neben sich, hieß es weiter. Sheriff Mendoza sagte NBC News, die Erklärung der Waffenmeisterin sei wenig hilfreich: „Sie wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt.“

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8 Kommentare

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  • „Sheriff Mendoza sagte NBC News, die Erklärung der Waffenmeisterin sei wenig hilfreich: „Sie wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt.““

    Da hat er wohl recht, der Sheriff. Wenn dein Job Waffensicherheit ist, dann ist der Satz „keine Ahnung wo die scharfe Munition hergekommen ist“ nichts als das Eingeständnis des eigenen Versagens.

    Ansonsten beginnt jetzt das Spiel, die Verantwortung im Ring herum auf andere zu schieben, und das ist ein untrügliches Zeichen für schlechte Organisation (unklare Verantwortlichkeit) und inkompetentes Personal.

    Bleibt zu hoffen, dass die zugewiesene Richter:in sich davon nicht beeindrucken lassen wird, sondern aufklärt und die Verantwortung den richtigen Personen zuweist.

  • Es verdichtet sich der Verdacht, dass man dem guten Herrn Baldwin einen Vorwurf machen kann und muss.



    Ich zuindest finde es irritierend, dass hier anscheinend keine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung auch gegen ihn läuft.

  • Ich finde es völlig unerklärlich, wie überhaupt Schärfe Munition den Weg zum Set finden konnte. Bestellt und gekauft wurden doch offenbar nur Film-Platzpatronen. Also es ist ja nicht so, als hätte man geladene Waffen für den Film gekauft sondern doch wohl ungeladene und dazu die unechten Ladungen. Insofern ist es wirklich nicht mit Nachlässigkeit zu erklären, wenn es echte Ladungen am Set gab. Die muss jemand mitgebracht haben. Kurz und gut: für mich ist ein krimineller Akt auf diesem Filmset nicht auszuschließen. Vielleicht hatte die Kamerafrau Feinde. Oder jemand anders.

  • "Sie habe „keine Ahnung“, wo die dort gefundene scharfe Munition hergekommen sei"

    das ist in den USA wohl das kleinste Problem... wo ist da keine Munition?

  • Jeder, der je einen Waffe auch nur in der Hand hielt, weiß und wurde darüber belehrt, daß man eine Schußwaffe IMMER wie eine scharfe und geladene Waffe zu behandeln habe. Das Ding ist durch mehrere Hände (!) gegangen ist und niemand hat es überprüft (?) - zumal wenn man, wie in "The Great Train Robbery" von 1903, dem ersten Kino-Western überhaupt, der immer wieder mal gern zitiert wird, direkt in die Kamera, also ins Publikum, zielt?



    So viel Schlamperei habe ich noch nirgends gesehen. Da ware eine ganze Mann- und Frauschaft von absoluten Dilletanten am Werk.

  • Warum wurde überhaupt so gefeuert, dass die Frau in der Schusslinie war? Eigentlich sollte das nicht vorkommen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Wahrscheinlich, weil die Szene es erfordert hat, dass der Held/Bösewicht in Richtung Kamera zielt und abdrückt. Wäre nicht die erste Einstellung dieser Art in einem Film.

  • Es reicht ja, dass die Produktion insgesamt verkorkst war. Die Kamerafrau war mit einem Anwalt verheiratet. Grosse Kanzlei. Vielleicht klagt er, auch wenn es seine Frau nicht wieder lebendig macht.