Nach Tötung einer Jüdin in Frankreich: 25.000 Menschen fordern Prozess

Im April 2017 tötete ein damals 27-Jähriger die 65-jährige Jüdin Sarah Halimi. Weil er für nicht schuldfähig erklärt wurde, protestierten am Wochenende Tausende.

Demonstrierende in Paris, im Hintergrund der Eiffelturm

Gegen den Gerichtsentscheid: Demonstrierende am Sonntag in Paris Foto: ap

PARIS afp | Mehr als 25.000 Menschen haben am Sonntag in Frankreich gegen die Entscheidung eines Gerichts protestiert, die Tötung einer 65-jährigen Jüdin nicht juristisch zu verfolgen. Der Täter war wegen einer Psychose infolge von Cannabis- und Alkoholkonsum Mitte April vor Gericht für unzurechnungsfähig erklärt worden und sitzt nun für mindestens 20 Jahre in der Psychiatrie.

Der 27-Jährige hatte im April 2017 in Paris unter „Allahu Akbar“-Rufen (Gott ist groß) auf seine ältere Nachbarin Sarah Halimi eingeprügelt, dabei Koranverse zitiert und sie über die Balkonbrüstung ihres Sozialbaus in die Tiefe gestürzt.

Die Hinterbliebenen der Frau klagten dagegen, dass ihm nicht der Prozess gemacht wurde, unterlagen jedoch Mitte April vor dem Pariser Kassationshof, der obersten juristischen Instanz Frankreichs. Sie wollen nun vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ziehen, um doch noch einen Prozess gegen den Täter zu erreichen.

Bei der Demonstration am Sonntag versammelten sich nach Behördenangaben mehr als 20.000 Menschen nahe dem Pariser Eiffelturm, darunter der Chef der Partei La République en Marche von Präsident Emmanuel Macron, Christophe Castaner, die frühere First Lady Carla Bruni sowie die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. In anderen Städten des Landes demonstrierten mehr als 6.200 Menschen.

Proteste gab es am Sonntag auch in London und in Israel. Hunderte Menschen versammelten sich vor der französischen Botschaft in Tel Aviv, darunter mehrere Parlamentsabgeordnete.

Macron hatte sich Anfang der Woche für eine Gesetzesänderung ausgesprochen, wonach Gewalttäter nicht mehr wegen Drogenkonsums für schuldunfähig erklärt werden sollten. Justizminister Eric Dupond-Moretti kündigte am Sonntag einen entsprechenden Gesetzentwurf bis Ende Mai an.

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