Nach Schüssen auf orthodoxen Priester: Festnahme in Lyon
Französische Sicherheitskräfte haben einen Verdächtigen in Polizeigewahrsam genommen. Der Zustand des angeschossenen Priesters ist ernst.
Der aus Griechenland stammende Priester war laut Polizei am Nachmittag mit einer abgesägten Schrotflinte angegriffen und schwer verletzt worden. Nach Polizeiangaben war er gerade dabei, seine Kirche zu schließen, als er angegriffen wurde. Der Zustand des 52-Jährigen sei ernst. Der Angreifer war zunächst flüchtig.
Bei dem Festgenommenen könne es sich um die Person handeln, die von Zeugen beschrieben worden sei, erklärte der Staatsanwalt. Die Überprüfung dauere noch an. Das Motiv des Angriffs sei noch unklar, derzeit werde keine Möglichkeit ausgeschlossen, erklärte Jacquet.
Der Priester wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen aus kürzester Entfernung zweimal in die Brust geschossen. Der Erzbischof von Athen und Oberhaupt der Kirche Griechenlands, Ieronymos, sprach von einem „Horror, der die menschliche Logik übersteigt“. Intolerante und fanatische Extremisten würden Religion als „Kugel“ missbrauchen, um sie gegen das „Herz der Freiheit und insbesondere der Glaubensfreiheit von Anderen“ zu richten, sagte er weiter.
EU-Ratspräsident Michel: „Abscheuliche Tat“
EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den Angriff im Online-Dienst Twitter als „abscheuliche Tat“. EU-Parlamentspräsident David Sassoli sagte: „Europa wird sich niemals vor Gewalt und Terrorismus beugen.“
Erst am Donnerstag waren in Nizza drei Menschen bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in einer Kirche getötet worden. Der Messerangriff hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die tödliche Attacke als „islamistischen Terroranschlag“, die Antiterror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
Regierungschef Jean Castex rief die höchste Terror-Warnstufe für das Land aus. Staatschef Macron kündigte an, die Zahl der zum Schutz von Gotteshäusern und Schulen abgestellten Soldaten von 3000 auf 7000 zu erhöhen.
Wegen der erneuten Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat sich die Stimmung in muslimisch geprägten Ländern zuletzt gegen Frankreich aufgeheizt. In Staaten wie Pakistan und Bangladesch gingen zuletzt tausende Menschen bei anti-französischen Protesten auf die Straße und verbrannten Macron-Bilder.
Macron zeigte Verständnis für Verärgerung
Macron hatte sich nach der Ermordung eines Geschichtslehrers vor zwei Wochen in Paris für das Zeigen der Karikaturen vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit ausgesprochen. Der Pädagoge Samuel Paty war von einem Attentäter enthauptet worden, weil er Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte.
Am Samstag zeigte Macron Verständnis für die Verärgerung von Muslimen über die umstrittenen Mohammed-Karikaturen. „Ich verstehe, dass man von Karikaturen schockiert sein kann, aber ich werde niemals akzeptieren, dass man Gewalt rechtfertigt“, sagte er dem Fernsehsender Al Jazeera.
In dem Interview unterstrich der Staatschef laut Al Jazeera auch, dass die Karikaturen nicht von der französischen Regierung, sondern von freien und unabhängigen Medien veröffentlicht wurden.
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