Terror in Frankreich: Weitere Festnahme
Nach dem Messerangriff eines Tunesiers mit drei Toten in Nizza wird die Präsenz von Soldaten verdoppelt. Ein möglicher Kontaktmann ist in Gewahrsam.
Der Angriff ereignete sich am Donnerstag gegen 9.00 Uhr in der Kirche Notre-Dame im Zentrum von Nizza. Der mutmaßliche Attentäter habe „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) gerufen. Einer 60-jährigen Frau sei die Kehle durchgeschnitten worden, der Antiterrorstaatsanwalt Jean-François Ricard sprach von einer Art Enthauptung. Auch der getötete 55-jährige Küster wurde schwer am Hals verletzt. Ein drittes, schwer verletztes Opfer sei noch geflüchtet. Die 44-Jährige sei dann außerhalb der Kirche ihren Verletzungen erlegen.
Der Angreifer habe ein Dokument des Italienischen Roten Kreuzes bei sich getragen, das auf einen 1999 geborenen tunesischen Staatsbürger ausgestellt gewesen sei. Er sei im September über die italienische Insel Lampedusa eingereist, sagte Ricard weiter. Am 9. Oktober sei er dann im süditalienischen Bari gewesen.
Italiens Behörden waren nach eigenen Angaben von Tunesien nicht vor dem Gewalttäter gewarnt worden. Aus dem Innenministerium in Rom verlautete, dass der Angreifer als ein 21-jähriger Tunesier identifiziert worden sei. Der Mann sei illegal auf Lampedusa angekommen. Nach italienischen Agenturberichten war er mit anderen Bootsmigranten dort an Land gegangen und im Oktober nach Bari gebracht worden. Dort soll er abgetaucht sein.
Mehr Soldaten
Aus Quellen im Innenministerium in Rom hieß es nur, dem Tunesier sei am 9. Oktober ein Ablehnungsdekret für einen Verbleib geschickt worden. Er sei aufgefordert worden, Italien innerhalb von sieben Tagen zu verlassen.
Die französische Regierung rief die höchste Terrorwarnstufe aus. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Zahl der Soldaten, die zum Schutz von Schulen und religiösen Stätten eingesetzt werden, von rund 3.000 auf 7.000 anzuheben. Er war am Donnerstag umgehend nach Nizza gereist. „Ganz klar, es ist Frankreich, das angegriffen wird“, sagte er vor der Kirche, in der die Bluttat verübt worden war.
Es war der dritte Angriff in Frankreich innerhalb von zwei Monaten, den Behörden muslimischen Extremisten zuschreiben. Am Freitag soll bei einem nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat über das weitere Vorgehen beraten werden.
In Avignon hatte die Polizei am Donnerstag einen Mann getötet, der Passanten mit einer Waffe bedroht haben soll. Es gab Polizeikreisen zufolge allerdings vorerst keine Hinweise auf einen Terrorhintergrund.
Psychische Probleme
Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, der Mann habe psychische Probleme gehabt und laut Staatsanwaltschaft wirre Äußerungen gemacht. Die Agentur zitierte Ermittlerkreise, dass der Mann „eine blaue Jacke in der Farbe von Génération Identitaire“ getragen habe, einer rechtsextremen Gruppe.
Die Staatsanwaltschaft erklärte dem Bericht zufolge, dass sie eine Zugehörigkeit des Mannes „zu einer rechtsextremen Bewegung“ weder bestätigen noch dementieren könne. Eine Sprecherin von Génération Identitaire schrieb AFP zufolge auf Twitter, dass der Mann nie bei der Gruppe aktiv gewesen sei, „niemand kennt ihn“.
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