Nach Amtseinführung in Belarus: Lukaschenko verteidigt Vereidigung
Seine Amtseinführung am Mittwoch sei gar nicht heimlich gewesen, sagt Lukaschenko. Seitdem sind mindestens 364 Menschen verhaftet worden.
BERLIN taz | Alexander Lukaschenko wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe sich am Mittwoch still und heimlich als Präsident vereidigen lassen. Kein Geheimnis habe man aus der geplanten Inauguration gemacht, erklärte Lukaschenko bei einem Gespräch mit dem chinesischen Botschafter in Belarus, Tsui Tsimin. Bei der Amtseinführung, so Lukaschenko, seien 2.000 Personen anwesend gewesen. So eine Veranstaltung lasse sich doch gar nicht geheim halten, zitiert ihn die belarussische Nachrichtenagentur Belapan.
Für Alexander Milinkewitsch, selbst Präsidentschaftskandidat 2006, legt die Art der Vereidigung Lukaschenkos Angst und Unsicherheit offen. Es sei der „Anfang vom Ende“. Pawel Latuschko vom Koordinierungsrat der Opposition sagte der Plattform Euroradio.fm, Lukaschenko habe gezeigt, dass er gerade einmal „Chef der Sonderpolizei OMON und einiger Bürokraten“ sei.
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Man müsse auch sehen, so Stanislau Schuschkewitsch, der nach der Unabhängigkeit des Landes dessen erster Staatschef war, dass Lukaschenko von Russland unterstützt werde und somit Geld habe, um seine Sicherheitskräfte zu bezahlen. Und diese machten es „sehr schwer, etwas zu tun“ so Schuschkewitsch gegenüber Euroradio.fm.
Doch auch aus Russland kommen kritische Stimmen. Diese Art von Inauguration führe unausweichlich zu einem Aufflammen der Aktivitäten der Opposition, zitiert das Portal telegraf.by Konstantin Satulin, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für die GUS in der russischen Staatsduma und Mitglied der Regierungspartei „Eines Russland“.
364 Verhaftungen seit Mittwoch
Sofort nach Bekanntwerden der Amtseinführung waren in zahlreichen Städten des Landes am Mittwoch, Donnerstag und Freitag Menschen auf die Straße gegangen. Nach Angaben des Innenministeriums hatten allein in Minsk am Mittwoch Abend 3.000 Menschen demonstriert.
In verschiedenen Städten hätten, so das Innenministerium, bis zu hundert Menschen demonstriert. In Minsk setzte die Polizei nach Berichten der Nachrichtenagentur tut.by in Wasserwerfern orange gefärbtes Wasser ein. Offensichtlich wollte man so Demonstrationsteilnehmer für eine anschließende Festnahme kenntlich machen.
Seit Mittwoch habe man 364 Personen verhaftet, 320 von ihnen warteten derzeit auf einen Haftprüfungstermin, berichtet das Innenministerium auf seinem Portal.
Für Sonntag mobilisiert die Opposition erneut zu einer zentralen Protestkundgebung in Minsk.
Leser*innenkommentare
Wiener
Der "lupenreine Demokrat" im Kreml wird ihn schon retten. Wen interessiert da das Volk?