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Nach Äußerungen über Ehe für alleScharfe Kritik an Anja Karliczek

Die CDU-Bildungsministerin lehnt das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ab. Politiker*innen von SPD, Grünen und Linken halten sie für vorurteilsbeladen.

Karliczek begründet ihre Ablehnung des Adoptionsrechts für Homo-Paare mit angeblich fehlenden Studien Foto: reuters

Berlin afp | Politiker von Grünen und Linken haben Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) für Äußerungen zur „Ehe für alle“ und zu Kindern mit homosexuellen Eltern scharf kritisiert. Die Linken-Abgeordnete Doris Achelwilm sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgaben), dass Karliczek die Lebensbedingungen von Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern nicht ausreichend erforscht sehe, sei „ärgerliche Realitätsverweigerung“.

Karliczek kleide „Vorurteile in unsachgemäße Scheinargumente“. Gesellschaft und Wissenschaft würden ausreichend Belege liefern, dass es Kindern aus sogenannten Regenbogenfamilien nicht schlechter gehe als anderen.

Auch Karliczeks Aussage, dass die Einführung der „Ehe für alle“ nicht ausreichend gesellschaftlich debattiert worden sei, sei „diskriminierender Unsinn“, sagte Achelwilm. „Die ‚Ehe für alle‘ konnte 2017 im Bundestag deswegen beschlossen werden, weil die Mehrheit der Bevölkerung längst dafür war.“

Gibt bereits zahlreiche Studien

Der Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann warf der Ministerin eine „hinterwäldlerische Haltung“ vor. Karliczek habe „offenbar die letzten Jahrzehnte geschlafen“, sagte Lehmann den Funke-Zeitungen. Es gebe zahlreiche Studien über Kinder gleichgeschlechtlicher Elternpaare.

Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) wies Karliczeks Äußerungen zurück. „Schon heute belegen Studien, dass sich Kinder in homosexuellen Partnerschaften genauso gut entwickeln wie in Familien mit Mutter und Vater“, sagte Giffey den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Donnerstagsausgaben). „Was zählt, ist, dass sich Menschen liebevoll um ihre Kinder kümmern. Kinder brauchen ein gutes Familienklima und gute Beziehungen zu denen, die für sie sorgen.“

Karliczek hatte sich in einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv für eine Langzeitstudie zur Frage ausgesprochen, welche Auswirkungen gleichgeschlechtliche Elternschaft auf Kinder hat. Es gehe um die Frage „ändert es grundsätzlich etwas“. Zugleich kritisierte sie, die „Ehe für alle“ sei überstürzt eingeführt worden.

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4 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...die Grünen wieder, "hinterwäldlerisch" empfinde ich persönlich als Beleidigung.



    Gleiches gilt für 'Anja Karliczek'.

  • Bundesbildungsministerin Anja Karliczek ist eine Ministerin von CDU-Gnaden. Ich schätze, sie hat große (und nicht gan unberechtigte) Angst davor, bald wieder die „einfache Bundestagsabgeordnete“ zu sein, die sie noch im Juni 2017 war, wenn sie sich nicht so äußert, wie gewisse Menschen das von ihr erwarten ihrer Meinung nach.

    Vermutlich weiß die Frau selber nur zu gut, dass ihre Aussage falsch und außerdem unlogisch ist. Aber in der Politik geht es weder um Logik noch um Wahrheit. In der Politik geht es um Mehrheiten. In dem Fall um die Mehrheit derer, die nicht intelligent genug sind, nach Logik zu fragen, und nicht unabhängig genug, ohne Lügen auszukommen.

    Nein, es ist derzeit wirklich nicht schön, für die CDU regieren zu müssen. Vor allem, wenn man die fehlenden Studien, die man angeblich bräuchte, um seine Vorurteile los zu werden, aus Gründen der politischen Raison, aus Mangel an finanziellen Mittel oder mangels kompetenten Personals nicht einfach selber in Auftrag geben kann als Ministerin.

    Sie kann einem schon irgendwie leid tun, die gute Anja Karliczek! Beinah so leid, wie all die kleinen Kinder, die nun vielleicht bald kein eigenes Zuhause kriegen können, weil ihre potentiellen Eltern entweder offen schwul sind oder offen lesbisch...

  • Was Karliczek da macht ist ja selbst in ihrer eigenen Sicht völlig unlogisch. Selbst wenn man von der unsinnigen Vermutung ausginge, dass es Kindern in gleichgeschlechtlichen Ehen schlechter als in gemischgeschlechtlichen ginge, wäre der Vergleich absurd. Man müsste dann vergleichen, ob es Kindern in Heimen besser geht als Kindern in gleichgeschlechtlichen Ehen, denn es geht nicht darum, die Familie zu wechseln, sondern überhaupt in eine Familie zu kommen. Aber Logik ist bei manchen Leuten einfach nicht so der Renner. Ideologie ist eh wichtiger als Kinderwohl...

    Wie auch immer: Ein Kind braucht vor allem Liebe und Stärkung von seinen Eltern. Welches Geschlecht die haben, ist da ziemlich irrelevant.

  • Galoppierender Schwachsinn. Leider muss man es so deutlich sagen. Karliczeks Argument ist ja das Wohlergehen der Kinder. Wenn das aber gefährdet wäre, dann müsste der Staat auch dort eingreifen, wo Kinder in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ohne Trauschein aufwachsen. Das aber wäre ja nun ganz offensichtlicher Wahnsinn. Wenn diese Kinder nicht gefährdet sind sind es auch nicht die, die in einer Ehe aufwachsen. In der Folge gibt es auch keine rechtlich haltbaren Argumente gegen Adoptionen. Was Karliczek da von sich gegeben hat entspringt nicht nur überkommenen Rollenbildern, sie hat auch überhaupt nicht darüber nachgedacht.